Heute geht's mal ums Essen. Ist ja auch das Wichtigste. Genauer soll es heute um frisches Essen aus dem Wasser gehen.
Seafood auf deutsch. Damit bin ich nicht nur dem Herzenswunsch meiner Freundin, sondern auch meiner Neugier auf bisher weitgehend unerforschte Gewässer nachgekommen. Für jemanden wie mich, der aus
einem Land kommt, in dem sich der kulinarische Genuß von Meerestieren in Fischstäbchen und Tomatenfisch aus der Dose erschöpft, ein wahrhaft gefährlicher neuer Kontinent voller
Unabsehbarkeiten.
Ja, natürlich kenne ich als beinhaar mit einer Japanerin Verheirateter und regelmäßig Reisender noch das ein oder andere Essbare der Weltmeere, trotzdem gehöre ich dem eben beschriebenen Volke an.
Mit der Wurst in der Hand bin ich König und auch ein saftiges Wiener Schnitzel stoß' ich nicht von meinem Tellerrand.
Wir sind seit gestern in Qingdao, das nicht nur Bekanntheit als Bierstadt mit Strand erlangt hat, sondern eben auch für Seafood berühmt ist.
Das Restaurant stand unter chinesischer Führung, logisch, wir sind in China und nicht in Tunesien. Grundsätzlich sind die Zeichenkenntnisse meiner Freundin immer eine große Hilfe bei der
Decheffrierung der Speisekarten. Demzufolge sind wir nie in Restaurants zu finden in denen sich "normale Touristen", sofern sie keine Chinesen sind, tummeln. (Ist Mac Donald's eigentlich auch ein
Restaurant?)
Also, mit Bedienung im Schlepptau zu den Aquarien, die voll bis zum Rand mit allem was das Mehr so bietet.
Zackimacki, schnell bestellt. Muscheln, einen Pott voll, Nudelsuppe mit Meeresungeheuern und Auberginen mit Knoblauch, für mich als letzten Rettungsanker, falls alles schief laufen sollte.
Dazu natürlich des Chinesen liebstes Getränk, Bier. Hier selbstverständlich zapffrisches, kaltes Tsingtao.
Essen kam, erst die Auberginen... fantastisch, gefolgt von einem Berg Muscheln. Die Bedienung hat uns freundlich darauf hingewiesen sämtliche Tang- und Grasreste, welchen sich die gerade noch lebende
Muscheln als Nahrung bedient hatten, nicht in die schmackhafte Ingwer-Essig-Soße vor dem Verzehr zu tauchen. Wahrscheinlich hab' ich so erschrocken geschaut, dass sie gedacht haben mußte, ich würde
die Schale auch als verzehrtauglich klassifizieren. Wie dem auch sei, es hat seht gut geschmeckt. Immer ein bißchen Mifan, also Reis, dazu, dann kann man's leichter runterwürgen. Nein, es war
wirklich sehr lecker und unschlagbar frisch. Wie auch die Meeresfrüchte-Nudelsuppe. Was auch immer da drin war, ich hab's gegessen. Mein Schatz hattte sich schon ab dem ersten Bissen in ein
Honigkuchenpferd verwandelt.
Doch dann der Schock. Nach 20 Minuten wird uns plötzlich ein Riesenfisch auf den schon überfüllten Tisch gestellt, den wir nie bestellt hatten. Äußerst dummgelaufen, denn den wollten wir aus
Kostengründen nicht. Fish happens! Blickt ja auch keiner mehr durch bei soviel angeblich Verspeisbaren. Nach Hin und Her... kurzum, wir blieben noch eine halbe Stunde und haben den ganzen
Meeresbewohner aufgegessen. Wenn man überlegt, 14 Euro für 4 Gerichte plus Reis und 1,5 Liter Bier, dann war's nicht teuer, auch wenn unser lieber Freund Herr Fisch alleine 10 Euro gekostet hat. Zum
Trost können wir wenigstens damit prahlen, dass wir ihn schon zu Lebzeiten kannten.
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Romi (Montag, 07 September 2009 05:57)
Fish Happens! Mifan, baby!