Die Jangtse-Brücke in Nanjing ist ein wirklich monumentales Bauwerk. Ohne ausländische Hilfe wurde sie, zum Stolz des chinesischen Volkes, von 1960-1968 errichtet und überspannt dabei den
dritt-längsten Fluss der Erde mit 6772m. Ein gefundes Fressen für uns, sie mit einfachsten Sportstiefeln zu bezwingen.
Die Brooklyn-Bridge von Brooklyn nach Manhattan zu überqueren macht Spaß und ist uneingeschränkt jedem zu empfehlen. Anders verhält es sich da schon mit der Rabindra Setu (früher: Howrah Bridge) in
Kolkata, eine der meist überquertesten Brücken der Welt. Abenteuerlustige und urbane Indiana Jones kommen hier voll auf ihre Kosten. Alle anderen sollten sich bestenfalles mit dem Taxi über diesen
torkelnden und von Kühen, Rikschas, Bussen und müllkarrenziehenden Indern bevölkerten Riesen, chauffieren lassen.
Die Jangtse-Brücke in Nanjing spielt jedoch in einer anderen Liga. Sie ist überdimensional riesig mit ihren fast 7 Kilometern, sie ist wuchtig aufgrund ihres Baumaterials und sie ist gefährlich.
Besonders in der Rush-Hour. Wir überquerten sie von 19.00-20.30 Uhr. Rush-Hour und Dunkelheit. Einen kleinen Einblick hoffe ich, wird mein Video vermitteln. Einfach anschauen und froh sein, dass wir
"nur" Rheine, Maine und Isars in Deutschland haben... und eine Verkehrsordnung, die das Steuern motorisierter Fahrzeuge auf dem Bürgersteig verbietet. Heißt ja schließlich Bürger- und nicht
motorisierter Fahrzeugsteig.
Die ersten 2 km waren - ehrlich gesagt - grauenhaft und wir überlegten ernsthaft, bei der zweiten Auffahrt unser Vorhaben abzubrechen oder zumindest auf Eis zu legen. Die Wende brachte uns der
Anblick 5 scherzender chinesischer Touristen, die - offensichtlich - unsere Angst ganz und gar nicht teilten. Spärlich bewaffnet mit kleinen Wasserfläschen und sonst nichts, spazierten sie
selbstentschieden und unaufhaltsam Richtung Verderben. Einfach folgen, einfach folgen. Wir brauchten ungefähr 90 Minuten, Pausen eingerechnet. Ab der Hälfte wich unsere Angst dabei einer Mischung aus
Überzeugung in die fahrerischen Künste der Chinesen und einem meditationsähnlichen Zustand der konzentrativen Monotonie. Diese Brücke gibt einem die Chance, nein sie verpflichetet einen sogar, sich
mit den ureigensten Ängsten auseinanderzusetzen, sie zu überwältigen und daran zu wachsen. Kein anderer hilft dir.
Es sind eben genau diese Momente, die mir zeigen, dass ich lebe und schließlich auch warum ich reise!
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