Dazu bedarf es folgender kurzer Geschichte. Wir befinden uns auf der Busfahrt von Jinghong (China) nach Luang Nam Tha (Laos). Den kleinen Bus teilen wir uns mit einigen Laoten, einem Haufen
Chinesen, einem älteren holländischen, einem schwulen, belgischen und einem amerikanischen Pärchen. Soviel zur Grundaussattung. Die Fahrt ist abenteuerlich und es verwundert nicht, warum auf
dieser Strecke nie ernsthaft an den Bau einer Eisenbahnlinie gedacht wurde. Alles Berge, Hügel, insgesamt ein schwer zugängliches Terrain. Nach einer halbstündigen Mittagspause und zwei weiteren,
der insgesamt acht Stunden Fahrt, erreichen wir die chinesische Grenze Mohan. Alles verläuft entspannt, Angst und Drogen haben wir keine. Weiter zur laotische Grenze Boten. Raus aus dem Bus und
ran an den Barackenschalter. Innen alles aus wunderschönem, ästhetisch ansprechendem unverputzten Beton. Der Boden ebenfalls aus Beton, die Inneneinrichtung zwischen spartanisch und kaum
vorhanden. Ich bin der erste am Schalter, dicht gefolgt von meiner Frau. "32$", grunzt der mäßig englischsprechende Verkäufer, ähm... Grenzbeamte. Ich entschließe mich in RMB zu zahlen um endlich
ein wenig von unseren vielen chinesischen Devisen loszuwerden. Kaum bezahlt realisieren wir, wieviel besser es gewesen wäre in Dollar den Kauf zu beschließen. Was ein Beschiß - umgerechnet 5 €
mehr! Sofort zurück, mit einem charmanten niederbairischen Lächeln im Gesicht und einer stinkenden Wut im Bauch, um die Ungültigkeit unseres Vertrages einzuklagen. Mein Charme oder die
Gleichgültigeit des Beamten führen schließlich zum Erfolg. Chihi, die zwar als Japanerin 15 Tage visumsfrei in Laos weilen dürfte, entschließt sich gleichzuziehen, um sonst kommendem
Visumsverlängerungsstress zu entgehen. 32$ wieder in Dollar gelöhnt für den netten Verkäufer hinter dem Tresen in der Betonbaracke. Aber gerade startet an Schalter zwei neben uns der Kampf um
ebenbürtige, befristete Aufenthaltsgenehmigungen. In forderster Front die Amerikaner, dicht gefolgt von den Holländern, dahinter die schwulen Belgier. Die Luft glüht, die Spannung steigt.
Die Amerikaner, gewohnt stark, überqueren unmittelbar hinter uns und zufrieden mit je 38$ weniger in den Taschen die Ziellinie. Doch jetzt - ein Kampf zwischen alt und jung, hetero- und
homosexuell, Holland und Belgien enflammt. Auf der Zielgerade geht's an die Substanz. Die Holländer verfügen über keine US-Dollar-Resourcen im Endspurt. Wie zuvor von den Amerikaner, wird auch
von ihnen verlangt 38$ zu zahlen. Sie wirken geschwächt als der Verkäufer ihnen anbietet auch 34€ zu akzeptieren. Unaktzeptabel wird von allen Seiten beigepflichtet.
Nur einer schneller Devisentausch unter den konkurrienden Parteien ist die Lösung um allen die laotische Goldmedaillie umzuhägen. Damit geht der Fairplay-Preis einstimmig an die Belgier, die
zeitgleich die obligatorischen 38$ löhnen. Die Finishing-Line wird von den Nachbarn zeitgleich überschritten. Unterschiedliche westeuropäische Nationalitäten spielen im fernen Laos keine Rolle
mehr. Hier sind wir alle Europäer, hier dürfen wir sein.
Wie gesagt haben Chihi, als Japanerin, und ich als Niederbayern nur 32$ gezahlt. Mit unserer Herkunft hat das nichts zu tun. Wir sind einfach gleicher!
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