Dass man alles essen kann was vier Beine hat und kein Tisch ist, fliegen kann und kein Flugzeug ist und schwimmen kann und kein U-Boot ist, weis ich spätestens seit Guangzhou, China. Aber was die
Indonesier zu mischen vermögen, um dann zu trinken, hat mich an meiner eigenen Vorstellungskraft zweifeln lassen.
Die meisten Indonesier sind Moslems und die meisten davon trinken keinen Alkohol. Demzufolge interessieren mich die kreativen Entwicklungen auf Basis nichtalkoholischer Flüssigkeiten.
Ich starte relativ ungefährlich mit dem Nationalgetränk The Manis ( Süßer Tee). Dabei handelt es sind um gewöhnlichen Schwarztee, der durch Hinzufügen einer ungewöhnlich großen Menge von
gewöhnlichem Zucker, auf seinen Sättigungsgrad überprüft wird. Fünf gehäufte Esslöfel pro normaler Tasse sind leider keine Seltenheit. The Manis ist günstig (siehe Zutatenliste oben), landesweit
verfügbar und schmeckt Alt und Jung. Jung voraussichtlich aufgrund der unmenschlichen Zuckerbeigabe.
Bevor ich mich meinen Lieblingsmischungen, denen mit Kaffe widme, darf ein weiteres Getränk vorher jedoch nicht fehlen: Soda Gembira. Das muß nicht sein, und viel eigenartiger als sein Geschmack,
ist hier die Idee dahinter. Man nehme herkömmliches Sprite oder Coke (wahlweise ersetzt durch die Konkurrenzprodukte aus dem Hause Pepsi oder jedes anderen Herstellers) und mische es mit stark
gezuckerter, dicker Kondensmilch aus der Dose. Auch dieses Getränk schmeckt so süß, dass sich einem schon beim zweiten Schluck die Ohrhärchen zu kräuseln beginnen. Ein Zuckerübel kommt eben
selten allein und wem's schmeckt... mir nicht, Chihi schon!
So jetzt geht's zu meinen Favoriten. Vorab mein Urteil: Alle schmackhaft, teilweise sensationell. Eigentlich alle.
Der Avocadoshake mit Kaffee. Ich präzisiere und nehme als Beispiel den sündhaft teuren Drink "Floating Island" der Resaturantkette D'Excelsio. Ein
Avocado-Kaffee-Vanilleeiscreme-Schokosplitter-Shake. Hört sich so atemberaubend an wie er schmeckt. Zu cremig die frische Avocado, zu viele Geschmacksaromen insgesamt, zu lecker. Eine orale
Geschmacksexplosion, die selbst beim zweiten Glass den Gaumen in Trance versetzt. Prädikativ: Must drink! Brutal lecker!
Wir steigern uns mit Kopi Joss. Einfacher Kaffee in den, vor dem Servieren, eine mehr oder wenig saubere Grillkohle(!) geworfen wird. In glühendem Zustand selbstredend. Fertig ist Kopi Joss, ein
Getränk, das besonders bei der jüngeren Bevölkerung großen Anklang findet. Aber der Kaffeee schmeckt tatsächlich immer noch. Hat mich ein wenig überascht. Ob er tatsächlich besser, oder milder,
wie die Einheimischen behaupten, schmeckt, weis ich leider nicht zu beurteilen. Ich habe diesen Kaffee dort ja nie ohne hineingeworfenen Grillkoste versucht. Sehr exotisch. Besonders der Anblick
des grinsenden Mannes mit seiner Grillzange in der Hand, der mir der Kaffee verkauft hat, wird mir immer in Erinnerung bleiben. Auch hier: Wer nicht probiert, verliert!
Wir sind am Höhepunkt der javanesischen Versuchsfreudigkeit angekommen. Der teuerste Kaffe der Welt: Kopi Luwak. Der exotischste Kaffee der Welt, zweifelsohne, und sogar in wenigen, ausgesuchten
Delikatessläden in Deutschland erhältisch, ist selbst hier auf Java sehr teuer. Die wahre Krönung des aufgeschlossenen Kaffeegourmets. Luwak ist ein einheimisches katzenartiges oder -ähnliches
Viech (man sehe mir hier mein unzulängliches biologisches Verständnis als Soziologe nach). Dieses Viech nun frisst die Kaffeefrüchte und scheidet die unverdaubare, aber jetzt einer Fermentation
unterzogene Bohne wieder aus. Die Bohnen werden beim Verdauungsvorgang nicht zersetzt, sondern lediglich mit einem Verdauungsenzym versetzt. Spannend. Vor dem anschließenden Rösten müssen sie von
Hand eingesammelt werden. So ungefähr läuft meines Wissens das Ganze ab. Klar wird hierbei sicher, warum der Preis dieser außergewöhnlichen Bohne so hoch ist. Verrückte Welt, leckere Welt.
Bleibt die Frage offen, wann wir in Deutschland Soda Gembira statt Limonade trinken und wir in unseren Büros Grille installieren, um für reichlich frischen Holzkohlenachschub sorgen zu
können.
Als letzte Anmerkung möchte ich Dich, lieber Leser bitten, auf eigene Experimente bei der Kopi-Luwak-Herstellung vorerst zu verzichtet, und bei Deiner Hauskatzenfütterung weiterhin auf erprobte
Nahrungsmittel zurückzugreifen.
Was genau ist Kopi Luwak? (Wikipedia)
Kommentar schreiben