... notiere ich und schreibe nieder was mich bewegt. Kein Alter Ego, Schatten oder Ghostwriter. This Shit is mine!
All denjenigen, die sich überlegen, ob sie einen Urlaub oder eine Reise nach Chile machen sollten, möchte ich eine Hilfestellung geben; Informationen, kleine Geschichten und harte Fakten zur
Orientierung bereitstellen. Ich persönlich hatte keine großen Erwartungen an den über 5000 km langen Staat im Süden der Americas. Zu oft gehört, dass es dem Land an Charakter fehle, es langweilig
sei, sehr europäisch und viel zu teuer. Stimmt alles, aber nur irgendwie. Klar, Chile hat kein Machu Pichu wie Peru, keine indigene Trachtenflut wie Bolivien, keinen Tango wie Argentinien, nicht
einmal einen vernünftigen Drogenhandel mitsamt der dazugehörigen Guerilla wie Kolumbien. Zweifelsfrei fehlt es dem Land an Aushängeschildern, sieht man von Patagonien ab, aber das gibt es ja auch
in Argentinien. Was hat also dieses Land zu bieten und was nicht? Die folgende Auflistung wird Aufschluß über Chile geben, Anregung sein und sicherlich auch einfach unterhalten.
Und weil es so viele negative Vourteile gibt, fange ich auch gleich damit an einige von ihnen zu bestätigen und weitere hinzu zu fügen.
- Finanziell: Chile ist teuer, viel zu teuer. Hotels, Restaurants, Touren, alles schweineteuer. Jedenfalls am Einkommen der Chilenen gemessen. Bis dato das teuerste Land
unserer Reise. Lediglich die Promotionspreise einiger Busunternehmen haben uns schwer beeindruckt und das Reisen in diesem endlos langem Land überaschenderweise äußerst erschwinglich gestaltet.
Dank Couchsurfing konnten wir bis auf die ersten 5 Nächte in San Pedro de Atacama die Ausgaben für Übernachtungen gänzlich sparen. Ohne unsere Mitgliedschaft auf dieser Platform wäre Chile
sicherlich zum finanziellen Alptraum geworden. Selbst kochen in Chile ist Pflicht und der Supermarktbesuch wird schnell zum täglichen Ritual. Ein anderes tägliches Ritual wird schnell zum
kostenintensiven Übel. Der Besuch öffentlicher Toiletten. Es gibt sie kaum und wenn, dann wird der zur Notdurft verdammte zur Kasse gebeten. Egal ob im Busbahnhof, am Plaza Central, teilweise
sogar im Supermarkt. Wer trinkt verliert, weil wer trinkt, das Getrunkene logischerweise wieder loswerden muß. Konsequenterweise durchzieht die meisten chilenischen Straßen ein aggressiver Duft
von Harnsäure. Lösungsvorschläge werden auf Anfrage gerne von mir bereit gestellt.
- Europäisch: Chile ist europäisch. Wer erwartet ein exotisch-fremdes Südamerika entdecken zu können, ist hier fehl am Platz. Daher rate ich ab, Chile direkt von Europa
aus zu besuchen. Wer weis sonst schon all die kleinen Dinge, wie riesige, gut organisierte Supermärkte mit endloser Wurst- und Käseauswahl und geordneten Verkehr zu schätzen. Folgerichtig ist ein
längerer Aufenthalt in den nördlicheren Ländern, vorzugsweise Bolivien, des Kontinents zur Wertschätzung Voraussetzung. Gut asphaltierte Straßen, selten betrunkene und bekiffte Busfahrer,
Toiletten mit funktionierenden Spülungen und Seifenspendern, sind für Europäer sicher kein Anreiz einen langen und teuren Flug auf sich zu nehmen.
- Kulinarisch: Chiles Kost ist kein kulinarisches Feuerwerk. Viel zuviel Fastfood, kaum Gewürze, kaum Abwechslung. Empanadas (gefüllte Teigtaschen, die gebacken oder
frittiert werden) gehören hier eindeutig schon zu den Highlights. Empanadas gibt es mit unzähligen Füllungen. Mit Shrimps und Käse, Meeresfrüchten oder klassisch mit Rindfleisch und Zwiebeln oder
einfach nur mit Käse. Am Wochenende ist Asado-time (Grillfest) und dabei wird gerne auch mal 1 Kilo Fleischmenge pro Person kalkuliert. Rind, Schwein, Huhn, Bratwurst und die obligatorische
Pietra, eine gewöhnungsbedürftige Blutwurst. Fleischen bis der Ranzen spannt. Aber Nationalgericht, besser Nationalsnack, ist der Completo, die chilenische Variante des Hot Dogs. Auf ein
lappriges Brötchen wird eine Wurst gelegt, dann mit Palta (Avocadocreme) bestrichen und großzügig mit Mayonnaise bespritzt. Ein Fettgehalt der seines gleichen sucht. Ein Italiano ist ein Completo
der zwischen Wurst und Palta zusätzlich eine Schicht gewürfelte Tomaten besitzt. Für chilenische Verhältnisse fast schon gesund. Deutlich, dass nicht nur aufgrund der hohen Preise in den
Restaurants selbst gekocht werden muss. Die Eintönigkeit ist geschmacksknospenlähmend und sehr ungesund ist es dazu.
Der bösen Zunge zeig ich nun die Zähne. Denn Chile ist auch ganz wunderbar.
- Natürlich: Eine großartige Natur, so verschieden wie das Land lang ist. Wir waren in der trockendsten Wüste auf unserem Planeten ganz im Norden Chiles. Die
Atacamawüste trocknet dich aus und wer nicht trinkt verliert. Ganz anders als im Rest des Landes ;) Der gesamte Norden Chiles ist Wüste, ist Sand und Stein, kaum Lebewesen. Ein Leben wie auf dem
Mond, oder einem anderen Stern. Unwirklich wundersam. Eigenartig.
Das ändert sich in Zentralchile wo der Großteil der Bevölkerung sich niedergelassen hat. Das Ballungszentrum Santiago und die benachbarten Vina del Mar und Valparaiso haben gemäßigtes Klima, viel
schönes Wetter und gelegentlich Regen. Es ist grün, wenn auch die Luft sehr häufig verschmutzt ist. Santiago ist eine Smog City trotz des hervorragenden Metrosystems.
In der Region der Seen, im nördlichen Teil Patagoniens, ist alles grün. Chlorophylandia. Das Wasser ist klar, die Luft sauber, die Städte klein. Wälder, Seen, Vulkane, ein Paradies so weit das
Auge reicht. Für uns der schönste Teil Chiles. Weiter im Süden waren wir nicht, hörten aber von seiner atemberaubenden Schönheit. Vielleicht ein anderes mal. Vielleicht eher sicherlich.
- Menschlich: Highlight und sicherlich unser Topgrund, warum wir so lange in diesem Land geblieben sind, sind seine Menschen. Sie haben es geschaftt unseren so geliebten
Kolumbianern die Krone als freundlichstes Volk der Americas zu stehlen. Oder zumindest haben sie sich zu den Kolumbianern mit auf den Thron gesetzt. Gastfreundschaft, Respekt, Toleranz,
Liebenswürdigkeit sind Grundeigenschafften des daher gelaufenen Chilenen. Der kommt von allen Seiten in diesem Land. Der Chilene hat ein Herz aus Platin und Spendierhosen aus Purpur. Vielleicht
ein bisschen übertrieben, aber im Großen und Ganzen zutreffend. Wir surften Couch in sieben Städten, einige Erfahrungen davon gehörten zu den besten unserer Reisekarriere. Aber herausragend ist
auch der fremde Chilene an der Ecke, auf der Straße, beim Einkaufen, im Bus, eigentlich überall wo wir uns aufgehalten haben.
Schier unglaublich ist das Fahrverhalten der Chilenen im Straßenverkehr. Ein Zebrastreifen lässt einen jeden Chilenen stoppen, selbst wenn der Fußgänger von diesem noch 20 m entfernt ist. Auch
ohne Zebrastreifen wird gehalten, der Fußgänger ist König und kann das Recht des Schwächeren durchsetzen. In öffentlichen Verkehrsmitteln, selbst in der oft überfüllten Metro in Santiago, ist es
keine Seltenheit, dass einige Plätze unbesetzt bleiben, sozusagen reserviert für Frauen, Ältere oder Hilfsbedürftige. Ist kein Platz frei wird sofort aufgestanden. Schulkinder setzen sich daher
meist erst gar nicht hin, sie wären sowieso die ersten, die aufstehen müssten.
Chilenen sind auch sehr offen und interessiert. Chihi wurde im Supermarkt von einer Kassiererin auf spanisch gefragt woher sie denn komme. Danach wurde die Unterhaltung auf japanisch fortgesetzt.
Was Bildung ausmachen kann. Wir haben eine Regel: Gehe nie darauf ein, wenn dich Fremde auf der Straße plötzlich grundlos ansprechen, dich beim gehen stoppen und eine Konversation beginnen
wollen! Als eben dies in Chile geschah sind wir zwar weitergelaufen, haben uns aber auch unterhalten. Die Konsequenz war, dass wir einen halben Tag mit Esteban verbracht haben, der sein Abitur im
Ruhrpott gemacht hatte und des deutschen Straßenslangs mächtig war. All das ist sicherlich auch eine Konsequenz, dass viele Orte in Chile sehr untouristisch sind, die Chilenen neugierig und
häufig sehr gebildet sind und der Lebensstandard relativ hoch ist. Chile ist einfach ein sehr sicheres Land.
Die Entscheidung liegt nun bei Dir, ob Du Chile besuchen möchtest. Bist Du knapp bei Kasse, suchst das Fremde, das Exotische und willst Dich kulinarisch weiterentwickeln, darf Chile nicht Deine
erste Wahl sein. Bist Du ein Naturbursche, willst nette Menschen treffen und neue Freunde gewinnen, wird das Land all Deine Erwartungen übertreffen.
Viel Erfolg bei Deiner Entscheidung!
Die Zukunft der Welt liegt in den Händen unserer Kinder. Hoffentlich nicht in bolivianischen Kinderhänden. Wie nervenaufreibend, unerzogen, ja gar garstig Kinder sein können, wurde mir nirgends
so bewußt, wie hier im schönen Bolivien. Kinder dürfen machen was sie wollen, und weil sie eben Kinder sind, machen sie auch was sie wollen. Meine persönlichen Highlights sind nicht im Einzelenen
verdammenswert, nur die Masse und Selbstverständlichkeit wie diese toleriert werden, nötigen mich dazu diesen Schrieb zu verfassen.
Kinder in Bolivien - so scheint es in Großteilen zumindest - haben nie sprechen gelernt. Ihre Kommunikation basiert, wie im Säulingsalter schon eingeübt, hauptsächlich auf Brüllen. Diese
kindliche Kakophonie, die Hotels, Restaurants, öffentliche Verkehrsmittel und das gesamte Leben auf der Straße mit einem kreischenden Soundtrack bereichert, lässt einen Schmunzeln und Schimpfen
zugleich.
Nun zur körperlichen Belästigung. Bolivianische Kinder fassen Dich sehr gerne an. Auch das, im Einzelfall vielleicht noch süß, ist als tägliches Erleben äußerst unangenehm. Ob beim Warten in
einer Schlange, beim Sitzen im Bus, beim Spazieren auf der Straße, ständig greift einem eine Kinderhand in den Schritt, ans Gesäß oder gar in die Taschen. Leider nicht immer aus reiniger Neugier,
manchmal von den Eltern schon im Vorschulalter zum professionellen Taschendiebstahl motiviert.
Die Unerzogenheit peripitiert. Kaum auf eigenen Beinen, schon eine Waserbombe, eine Supersoaker (überdimensionale Wasserspritzpistole), oder zumindest eine Trinkwasserbeutel in der Hand. Bereit
in den Kampf gegen Freund und Feind zu ziehen. Ohne Rücksicht auf Einbußen und naße Kleidung. Die offensichtlich weit über die Grenzen der Karnevalszeits hinausgehende Tradition des
bolivianischen Jungvolkes ist so verbreitet, wie die geflochtenen Zöpfe der indigenen Frauen. Selbst vor dem Erwachsenenalter macht diese seit jüngster Kindheit antrainierte Tradition nicht halt.
Unzählige Male wurden wir von Halbstarken aus vorüberrauschenden Pickups oder Geländewägen benäßt. Die Feigsten verstecken sich jedoch in höheren Stockwerken, hinter Schutzwällen aus Gardinen,
und lassen die wassergefüllten Ballone einfach auf die Köpfe, der auf dem Trottoir trabenden Touristen fallen.
Irgendwie lustig und alles nicht so schlimm, wäre man nicht ständig selbst betroffen. Eigentlich nicht mal einer schriftlichen Beschwerde wert, wäre hinter diesem Übel nicht ein ganz anderes
auszumachen. Das Übel der Eltern, Begleitpersonen und Schutzbefohlenen. Die heutigen Kinder sind nur die letzten Glieder einer langen genealogischen Kette. Einer langen unerzogenen Kette.
Erziehung beschränkt sich auf geschehen lassen, was immer auch kommen mag. Narrenfreiheit für den kleinen Bürger. Scheinbar grenzenlos und zu meinem großen Mitleidwesen. Infantile Tyrannei der
Gesellschaft. Hegemonie der Zwerge? Nein, so weit geht es dann doch nicht. Die Mutter, meist alleine für die Aufzucht der Nachkommen verantwortlich, weis auch Grenzen aufzuzeigen. Das geschieht
in der Praxis jenseits vernünftiger Grenzen, und wenn dann eben nur nach dem Überschreiten jener, mit Hilfe der Hand. Egal ob mitten ins Gesicht, geballt auf den Rücken oder damit "nur" klassisch
den Arsch versohlt. Vieler Worte bedarf es dazu nie, erschreckenderweise meist gar keine. Der pädagogische Wert dieser Dressur ist mehr als fraglich. Die Kleinen ahmen die großen nach und schon
die Siebenjährige weist mit der Hand den zweijährigen Bruder in die Schranken. Die Kinder verdreschen sich manchmal regelrecht in der Öffentlichkeit.
Das Brüllen setzt sich nach erfolgreicher Absolvierung des Säuglingsalters und der Adoleszenz im Erwachsenenalter fort. Brüllen ist Nationalsprache, egal ob auf Quechua, Aymara oder Spanisch,
egal wo, weil immer und überall. Eine Gesellschaft brüllt sich an. Ein Land voller Schreihälse.
Weitere gesellschaftliche Ungepflogenheiten lassen sich vielleicht unter Nicht-Anwenden empathisch-ethischer Sozialregeln oder einfacher unter Vermeidung von höflichen Umgangsformen
zusammenfassen. Beim Essen wird nie "Buen provecho" (Guten Appetit) gewünscht, beim Nießen nie "Salud" (Gesundheit) gesagt und nach dem einer einem auf dem Fuß getreten ist, darf man nie ein
"Perdon" (Entschuldigung) erwarten. "Por favor" ("Bitte") macht den Anschein nur in der Schriftsprache zu existieren, beispielsweise als Aufforderung nicht zu rauchen. Im Leben auf der Straße
kommt dieses Wort höchstens aus dem Munde eines Touristen.
Ha, jetzt aber der Witz an dieser Unsitte. Wünscht man selbst aber ein "Guten Appetit", "Gesundheit" oder entschuldigt sich, wird dies stets freundlich, beinahe glücklich aufgenommen. Es gefällt
also offensichtlich. Der Bolivianer als ein weiterer Beweis, dass solche Verhaltensweisen nie angeboren, sondern immer erworben ist. Blöd sind die Bolivianos nicht, aber eben unerzogen. Haben es
nicht anders gelernt.
Leider gehören viele der Unverschämtesten und Schlechterzogendsten auch der Gruppe der Ärmsten an. Die Ärmsten sind nun mal die Indigenen, und die stellen in Bolivien das Gros der Bevölkerung.
Reminiszenzen und Zeugnisse einer schlechten Integration der indigenen Bevölkerung ins Schulsystem und Alltagswesen. Viele unter ihnen wissen es einfach nicht besser, manchmal können sie es
vielleicht sogar nicht besser wissen. Denn die wirklichen Betrüger und Gangster rekrutieren sich oft aus der oberen Schicht, sind Mestizos oder Nachfahren der Konquistadoren. In der Realität wird
der Reisende jedoch weit häufiger von bettelnden Kindern, bettelnden Frauen und bettelnden Männern belästigt, die zu häufig einfach unerzogen sind.
Das macht summa summarum die Bolivianer zur unfreundlichsten Bevölkerung unserer bisher in Südamerika bereisten Länder. Was auffällt in Südamerika ist der Abfall an Freundlichkeit von Nord nach
Süd. Die Freundlichsten, da für kein Weg vorbei, das sind die Kolumbianer, gefolgt von der Mannschaft aus Ecuador, danach Peru und als Schlußlicht Bolivien. Hand in Hand mit diesem Abfall an
Freundlichkeit geht die abnehmende Bildung, der Anstieg des indigenen Bevölkerungsanteils und der Armut einher. Leider. In Peru und im Besonderen in Bolivien sind viele noch nicht im Heute
angekommen und werden es wahrscheinlich auch nie tun. Ich sehe jedenfalls kein Bemühen, obwohl in Bolivien mit Evo Morales der einzige Indigene in Südamerika ein Land regiert. Hört sich alles
sehr hart an, aber dass sind meine Erfahrungen und ich überlasse es anderen über Partynächte mit anderen Europäern, tagelange geführte Treks in den Bergen und Pferdeausritten zu indigenen Dörfern
zu schwärmen.
Ich erlebe ein anderes Bolivien, ein Bolivien mit vielen Problemen. Diese lassen sich natürlich nicht ausschließlich auf die schlechte Erziehung und niedrige Bildung zurückführen, aber... komm doch einfach mal rüber und bleib ein paar Wochen hier. Es lohnt sich :)
Bata infliltriert, assimiliert und kontrolliert, hat letzteres zumindest in naher Zukunft vor. Eine Weltregierung unter dem Deckmantel eines Schuhgroßhandels? Aber erstmal alles von Anfang
an.
Wer kennt sie nicht, die Billigschuhgeschäfte mit ihren in Schreibschrift geschriebenen, großen, roten Lettern. Einfach und verständlich. Gänzlich unauffällig reihen sie sich in die urbanen
Straßenzüge, untergebracht oft in den schäbigsten Altbauten. Unscheinbar. Ob in Metropolen oder Kleinsstädten, ob in Asien oder Europa, in Afrika oder den Americas, Bata ist Teil, wenn auch ein
eben unscheinbarer, des Straßenbildes. Ist Bata deutsch, amerikanisch, chinesich? Bata ist so vertraut, dass es einem jeden scheint, als ob Bata aus dem eigenen Land stammen müsse. Bata, ein
internationaler Multikonzern, operiert in vielen Ländern sogar unter verschiedenen Namen. Manaco in Bolivien ist da nur einer unter vielen.
Bata scheint nur billige Schuhe im Sortiment zu haben und schon immer da gewesen zu sein. Aber wo überall? Überall auf unsrer Weltens weiten Flügeln. Omnipräsent und ubiquitär. Da liegt des
Teufels Kralle begraben. Perfekte Infiltration über Dekaden und Assimilation in Perfektion. Der große rote Konkurrent, die Coca-Cola-Company, oft dem übelriechendem, globalisiertem Kapitalismus
gleichgestellt, gelang dies auch, aber auf die offensichtlichste aller Art und Weisen. Heute ist "Coca-Cola" nach "Okay" das zweitbekannteste Wort der Welt. Dadurch wird die schmackhafte
amerikanische Brause mit seinem imperialistischen Weltanspruch transparent... und ungefährlich. Aber Bata? Was steckt eigentlich hinter Bata, woher kommt es und was will es? Durch seine perfekte
Assimilation, eben das Teilwerden einer wirklich jeden Kultur, wahrt der Schuhgroßhandel das Unschuldsgesicht eines Dorfschulminstraten. Kaum Werbung, sicher nicht im TV, kein großer Slogan,
keine große Aufmerksamkeit. Alles Kalkül, präzise geplant von der Bataschaltzentrale. Eine Weltregierung aus dem Untergrund? Ein Geheimbündnis wie die Loge der Freimaurer oder die der
Illuminaten? Sicherlich. Die Bataks haben die Kontrolle von unschätzbaren Geldreserven, einem Kapital von noch nie dagewesener Größenordnung. Die Bataks? Ein kleines, katholisches, unschuldig
anmutendes Völkchen auf Sumatras Vulkankraterinsel im Toba-See. Sie trinken Alkohol und Essen Schweinfleisch und glauben nicht an Allah. All dies geschieht im größten muslimischen Land unseres
Planeten, all das geschieht in Indonesien, all dies geschieht scheinbar unbemerkt von der Weltöffentlichkeit. Aber was wollen diese Bataks mit der Weltkontrolle? Fragen über Fragen. Jahrelange
Recherchearbeit lässt mich vermuten, ja, letztendlich nur zu einem Schluß kommen. Es geht um nichts anderes, als um eine uns in naher Zukunft ereilende Werbekampagne um den weltweiten Konsum von
Schweinefleisch zu erhöhen, das Huhn als meistkonsumiertes Tier abzulösen. Schweinebraten statt Fried Chicken. Das ist nicht absurd. Denn der dahinterliegende Grund - Fanfaren und Trompeten bitte
- ist, dass die schlauen Bataks ein neues Vitamin entdeckt haben. Das Vitamin S, das Vitamin "Schwein", ist nur dem Schwein immanent. Zahlreiche geheime Studien belegen seine grenzenlos positiven
Eigenschaften auf den Menschen bei regelmäßigem Konsum, noch mehr bei regelmäßig maßlosem Konsum. Als wichtigste Heilcharakeristakas wären die Abkehr vom Glauben an Politik und Religion zu
nennen. Wer sich jetzt an John Lennons "Imagine" erinnert, bemerkt schnell seine (bis heute geheimgehaltene) Batak-Mitliedschaft und schätzt sein Verantwortungsbewußtsein für die Menschheit durch
wunderschöne musikalische Masseninfiltration die intellektuelle Vorarbeit zum Aufbruch in eine neue Ära geleistet zu haben.
" Imagine there's no country, ... no religion, too."
Dank ihrer Abgeschiedenheit vom Rest der Welt und jahrhundertelangem Konsum von Schwein konnten die Bataks, Inbegriff von Altruismus und Philantropie, selbst zu einer Vorreiter-Gesellschaft
reifen. Dieser Vorreiter-Gesellschaft liegt nichts mehr am Herzen als die Rettung der gesamten Menscheit. Dafür bedarf es der größten Werbekampagne der Menschheitsgeschichte und diese wiederum
wird Trillionen von Dollars verzehren. Jetzt wird klar warum die Bataks mit Bata ein Imperium kreiert haben, dass ihnen das dazu notwendige Kapital verschafft. Ohne Euch würden wir in Zukunft
wohl immer noch Huhn und Geflügel essen, einfach weil wir es nicht besser wüßten.
Dank Euch allen, ihr weise Bataks, ihr Freunde des Menschen und des Lebens. Dank Euch gibt es eine Zukunft für uns alle und Hoffnung. Dank Euch dürfen wir den Imperialismus wieder lieben.
Aber wann genau dürfen wir mit der "Konsumiert-Schweinefleisch-Kampagne" eigentlich rechnen? Und wann mit einer besseren Welt?
Bata (offizielle Website)
Batas Scheinidentität (Wikipedia)
Ecuador war für mich vor unserem Besuch nicht viel mehr als Quito, Galapagos-Inseln, Äquator und Armut. Wobei das Wissen über Letzteres eher einer falschen Interpretation der angeblich so
niedrigen Preise des Landes nahekam. Aber im Ernst, meine Informationen waren erschreckend dürftig?
Und was ist Ecuador für mich jetzt? Auf jeden Fall ein Land, das ich wieder besuchen möchte, das ich sicher wieder besuchen werde. Wir kamen mit dem Bus aus Kolumbien und unser erster Stop war
gleich Ecuadors Haupttadt Quito. Wir blieben zwei Wochen und hätten leicht noch weitere Wochen in der zweitgrößten Stadt des Landes verlängern können. Diego unser Gastgeber mit seiner
überdimensionalen Wohnung, in einem sehr schönen und zentralen Viertel Quitos gelegen, trug wesentlich dazu bei. Viel Kochen, Party und Relaxen. Am ersten Tag fuhren wir gleich mit seinem alten
russischen Auto und Diegos weiterem Gast, der Holländerin Agnes, hoch in die Berge (Quito liegt schon auf 2500m!) um in heißen Quellen zu baden und frische Forellen zu essen. Die Landschaft auf
3500 Metern ist magisch und verzaubert jeden. Ein Start wie aus dem schönstgemalten Bilderbuch. Quito selbst ist eine interessante Stadt, deren historisches Zentrum von der Unseco (zusammen mit
Krakau) als erstes Stadtzentrum weltweit zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Zu Recht, wie ich meine. Mehrere Tage wanderten wir duch das hügelige Viertel, besuchten neogothische und barocke
Kirche, schossen Fotos wie am Fliessband, verköstigten in den zahlreichen, kleinen Restaurants die Spezialitäten der Stadt und des Landes und atmeten die frische Höhenluft. Quito hat viel zu
bieten. Wunderschöne Parks, ein vorzügliches Bussystem, El Mariscal, das von den Einheimischen "Gringolandia", wegen seiner vielen ausländischen Touristen genannt wird, und natürlich hervorragend
günstige Preise. Trotzdem ist Quitos eigentliches Highlight seine Bevölkerung. Die Einheimischen, egal ob unser Gastgeber oder seine Freunde, die regelmäßig zu Besuch kamen, die Leute, die wir
auf der Straße ansprachen oder einfach die Bedienung des chinesischen Restaurant um die Ecke. Ganz wunderbare Menschen, die freundlich, unkompliziert und sehr, sehr hilfsbereit sind.
Nach Quito verbrachten wir zwei sehr schöne Wochen in Cuenca im Süden. Auch Cuencas Altstadt schmückt der Weltkulturerbetitel der Unesco. Es ist so schön hier, dass ich es kaum erwarten kann
wieder zurückzukehren. Cuencas Kolonialarchitektur ist einzigartig gut erhalten oder stilvoll renoviert, die Plazas sind gemütlich, grün, sauber und ungefährlich und die Kirchen ein Augenschmaus,
besonders bei prunkvoller, nächticher Beleuchtung. Es macht Spaß die vielen öffentlichen Sitzmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen, seine Beine auszustrecken und den Musikanten zu lauschen, die
überall ihre Ständchen spielen. Spazieren und Schlendern, auch dank der breiten Gehwege, ein besonderes Fußplaisir. Diese Bürgersteigbreite sollte per Gesetz jeder Stadt Lateinamerikas verordnet
werden. Die Museen sind äußerst interessant und alle kostenlos zu besuchen. Cuenca hat einen überdachten, sauberen Markt, der im zweiten Stock einem Foodcourt gleicht. Soviel leckeres Essen und
Trinken zu hervorstechend erschwinglichen Preisen. Für einen Euro wird der Hungrige mit einem Menü bestehend aus Suppe und Hauptgericht mit Fisch oder Fleisch, sowie einem Getränk beglückt. Fast
jeden Tag fraßen wir uns durch die kleinen Stände, immer auf der Suche etwas Neues zu entdecken. Mein persönlicher Favorit ist das knusprige Spanferkel, serviert auf Kartoffelbreiplätchen mit
Salat. Hier wollte ich meinen Geburtstag verbringen, was ich schließlich auch tat.
Als letzte Station in Ecuador und auf unserem Weg Richtung Peru machten wir Halt in Loja. Juan und seine litauische Frau Renata beherbergten und verköstigten uns für drei Tage. Ein speziell für
uns ausgerbeitetes Programm führte uns durch die Stadt, auf eine Geburtsatgsfeier, in den Zoo, verschiedene Parks, die besten Restaurants und zur Krönung für einen Tag und eine Nacht in die Täler
von Malacatos und Vilcabamba. Juans Familie ist groß, herzlich und wohlhabend. Mit Onkel, Tante und deren Tochter teilten wir uns Haus, Pool, Essen und Whiskey. Eine unvergessliche Zeit.
Guyaquil, Ecuadors größte Statdt mit mehreren Millionen Einwohnern besuchten wir nicht, ebenso wie die sehr teuren Galapagosinseln, den Amazonas und den Strand. Scheint als hätten wir uns viele
Höhepunkte für unseren nächsten Besuch aufgespart. Denn der kommt bestimmt.
Da ich dieses Land vorher nicht kannte, konnte ich es nicht vermissen, aber jetzt... jetzt führt uns unsere Reise weiter nach Peru und noch viel mehr unbekanntes Südamerika.
Wir sind wieder einmal zu Gast. Diesmal über den Wolken in einer von der Natur gesegneten Landschaft, die schöner kaum sein könnte. Deren Bewohner, das Tier und der Mensch, harmonischer sich nicht mit ihrem Umland verbinden könnten. Wir leben in Santa Elena einem Vorort Medellins, seineszeichens mit fast 4 Millionen Einwohnern im Einzugsgebiet zweitgrößte Stadt Kolumbiens. Tief in den Bergen auf 1500 m Höhe mit einem 30 Minuten Fußmarsch zur nächsten Bushalte, von der es nochmals eine Stunde ins Zentrum Fahrt ist. Genau im Stile von Hase, Igel & gute Nacht! Für uns "guten Morgen" und willkommmen in einer alternativen Wohngemeinschaft. Zur Ausstattung dieser zählen unser Gastgeber, ein von Selbsterfahrung bessener Naturbursche auf Zeit, dessen Interesse an Natur und damit möglicher einhergehender Erfahrungen tiefer ist als der Balkaisee. Sein einziger, ständiger Mitbewohner, ist Schamanenlehrling mit profundem Wissen, und unglaublichem Respekt, über die hier wachsende Pflanzen, sowie deren Effekte auf Körper und Geist. Ergänzt wird dieses Zweigespann durch unzählige Freunde, die temporär residieren oder lediglich zum Besuch vorbeiwandern. Nicht zu meinem Erstaunen leben eine ganze, wenn auch kleine Schar, von Konsumgeschädigten, Andersdenkenden, Alternativen, Ökos, Künstlern und Hippies in dieser wundersamen Landschaft. Seit Jahrhunderten von Schamanen und Spiruituellen, später von Einsiedlern und Naturverbundenen heimgesucht, lässt es sich unmöglich leugnen, dass in den Bergen von Santa Elena etwas in der Luft ist, im Wasser ist und offensichtlich eine göttliche Macht nach den Regeln des Feng-Shuis das Terrain angelegt hat. Hier sind wir nun gelandet, willig uns für sehr absehbare Zeit zu integriereren und motiviert jede neue Inspiration auf unser bereits beträchtliches Erfahrungsgepäck oben aufzuschnallen. Kaum angekommen, werden wir auf eine Wanderung eingeladen, die uns zu einem magischen Platz führen sollte, an welchem sich Pilze von nicht weniger magischer Art finden lassen sollten. Erschöpft pausieren wir kurz vor dem "Magic Valley", nach einem 4-Stunden-Hike, in einem Haus einer anderen Alternativwohngemeinschaft. Wir schätzen ihre Gastfreundschaft, das selbstgemachte Pesto, den Ingwersaft und die Ruhepause mehr als einen anstehenden, physikalischen Burnout und lassen Schamanenlehrling und den befreundenten Alternativmusikus alleine den Job der Abernte übernehmen. Ich glaube sowieseo, dass mir der nötige Respekt, wahrscheinlich auch das nötige Verständnis, gegenüber den Pflanzen und Pflückritualen fehlen würde. Denn so ein Pflücken bedarf dem geheimen Wissen über die funguiden Seelen und dem der Zeremonie. Obwohl, eigentlich ist alles hier eine Zeremonie, und alles andere wird zelebriert. Gar nicht so verrückt auf den zweiten oder dritten Blick. Für uns Inspiration in streng naturbezogener, alternativ-spiritueller Perfektion. Wir adoptieren Wissen, Weisheiten und generieren unsere eigenen. Ein geistesaktiver Aufenthalt in der Natur. Zum Konsum von Selbstangebautem, gerne auch gerollt und inhaliert, muß ich nicht gezwungen werden und folge bereitwillig und interessiert dem Aufruf diesen von beispielsweise einem dankenden Bewußtsein begleiten zu lassen. Könnte meine eigene Maxime sein. Zudem wir ständig gekocht. Selbstredend möglichst biologsch, am besten selbstangebaut, kein Fleisch und nahrhaft. Milch statt Cola, selbstgebackenes Brot, Linsen, Hummus, alles Powerprodukte. Unser Gastgeber hat erst kürzlich die Nahrhaftigkeit einzelner Naturprodukte für sich entdeckt und experimentiert den ganzen Tag mit Ingredienzen. Wir leben als Vorkoster, Tester und Endkonsumenten qualtativhochwertiger Produkte. Die Milch kommt vom Bauern nebenan, gleiches gilt für die Eier, Kräuter stammen schnittfrisch aus dem eigens angeleten Minigarten. Autarkismus soweit möglich, Einkaufen beim Minimarkt, 10 Fußminuten entfernt, nur wenn nötig. Maximale Selbstbestimmung bei geringen Mietpreisen und Annehmlichkeiten wie heißem Wasser und Strom ist attraktiv. Und hey, solange ich selbst keine Fruchtbarkeitsrituale vor dem Genuß einer jeden Zigarette ausüben muß, bin ich hochgeschult in Fragen der Toleranz. Leben im Einklang mit der Natur kann schon ziemlich cool sein! Wir wissen jetzt, dass uns einer der vielen, kommenden Lebensabschnitte in eine Umgebung wie diese führen soll. Warum eigentlich nicht genau hier her nach Santa... ähh, ich glaube ich habe den Namen vergessen :)))
Jetzt sind wir seit genau 2 Jahren unterwegs, leben ein Vagabundenleben und wollen noch immer weiter und mehr davon. Vor unserer Abfahrt im August 2009 schrieb ich in der Rubrik "ÜBER UNS" damals: "Wir haben den meisten Krempel in Deutschland verkauft.
"Was brauchst Du wirklich?"
Diese Frage haben wir uns gestellt und sind gerade dabei sie zu beantworten. Scheinbar ist es nicht viel was Du wirklich brauchst, wenn Du den richtigen Partner hast und den eigenen Traum lebst."
Meine Annahmen, meine Erwartungen verifizierten sich. Ich kann, und es scheint auch Chihi, mit nur sehr wenig an materiellen Gütern auskommen und dabei glücklich sein. Wir können auf sehr kleinem Raum zusammenleben und wenn notwendig auch mit wenig Komfort, verglichen zu unseren bevorigen Leben. Wir schaffen nichts mehr an, was wir nicht unbedingt benötigen. Dass Du Geld brauchst steht außer Frage, aber was brauchst Du an Dingen? Das Experiment ist gelungen und fordert Fortsetzung. Fordert selbst über die Reise hinaus ein Leben. Unser Leben wird in etwa einem Jahr in Japan stattfinden, dem konsumfreudigsten Land unseres Planeten. Bei den japanischen Preisen, könnte man auch sagen, dass wir "die Not zur Tugend machen" wollen. Der eigentliche Wert, aber weniger an materiellen Gütern zu besitzen, ist die damit einhergehende größere Flexibilität, will heißen Unabhängigkeit und Freiheit. Nebenbei kann gespartes Geld wieder in neue Reiseerfahrungen investiert werden. In meinem Leben schätze ich nichts höher ein als Erfahrungen. Reisen multipliziert sie. Erfahrungen sind unmittelbar mit einem selbst verbunden, sind die eigene Person. Ein Fernseher wird alt, geht kaputt und wird erstezt. Erfahrungen altern nicht, gehen nicht kaputt und müssen auch nicht ersetzt werden. Ganz im Gegenteil. Erfahrungen bilden im Laufe der Zeit ein immer größeres und komplexeres Netz, das einem hilft, immer mehr ein bißchen "Welt" zu verstehen. Wirklich zu verstehen. Die Idee in Erfahrungen, statt in die unnötige Anhäufung materieller Güter zu investieren, ist so reizvoll, dass immer mehr Menschen aus den großen Industrienationen sich zu einem Strom formieren. Sicherlich keine Revolution wie Sean Bonner in seinem Blog über "Neo-minimalism and the rise of technomads" verheißungsvoll prophezeit, aber doch mehr, als dass diese Menschen unbemerkt bleiben könnten. Selbstverständlich rede ich von einer sozialen Elite. Menschen können a priori nur das reduzieren was sie haben. Ich spreche von Leuten, wie Chihi und mir, die über Jahre Dinge angehäuft haben, viele davon absolut überflüssig. Vor Reisebeginn habe ich bereits den Großteil meines Ballastes abgestoßen und zu Geld gemacht. Es hat mir gut getan alles in die Hand zu nehmen und festzustellen, dass ich das meiste nicht wirklich brauche. Ich habe alle meine CDs verkauft, die meisten Bücher und Videos. Die heutige Technik macht die Reduzierung auf wenige, wenngleich hochwertige, Gegenstände möglich. Musik, Videos und selbst viele Bücher sind lokal digital abgespeichert, oder liegen auf Servern über die ganze Welt verstreut. Wenig, aber hochwertige Kleidung hat sich ausgezahlt, das gilt im Übrigen für alles andere auch. In Qualität investieren und die Quantität reduzieren. Materieller Überfluss müllt nicht nur das Zimmer voll, sondern auch den eigenen Kopf. Wir kaufen uns häufig Sorgen, statt Leben. Chihi und ich lassen ein neo-minimalistisches Experiment laufen, dessen Ausgang, so oder so, fruchtbar sein wird. Eine Riesenerfahrung ist es schon.
Wie kann das denn 8 Tage gut gehen? Wie kann es sein, dass wir 8 Tage lang mit einer Stunde Verzögerung gelebt haben ohne es zu merken? Ich weis es bis heute nicht. Nur eins steht fest, so etwas
wäre in Deutschlnd oder Japan ein Ding der Unmöglichkeit. Wir hatten einfach vergessen unsere Uhren von Guatemala-Zeit auf Mexiko-Zeit umzustellen. Die Konsequenz: Wir waren wirklich immer 1
Stunde zu spät. Für alles, für jeden. 8 Tage - eine verdammt lange Zeit. Sind die Mexikaner so lässig, flexibel, gleichgültig, nachsichtig? Spielt Zeit eine andere Rolex hier?
Wir sind die ersten 5 Tage in Mexiko, genauer in San Cristobal de Las Casas, couchgesurft. So eine Vereinbarung beginnt mit einem ersten Kontakt. Will heißen: Wir sagten, "wir kommen um 20.00!"
Wir kamen um 21.00. 5 Tage lang standen wir eine Stunde später auf, als am Vorabend versprochen, gingen logischerweise jeden Tag eine Stunde später ins Bett. Kamen immer eine Stunde später heim
als veranschlagt. Kurz gesagt: Keine Vereinbarung wurde von uns eingehalten. Als wir später, nach 10 Tagen noch einmal unsere Gastgeberin besuchten und uns für unsere regelmäßigen Verspätungen
entschuldigen wollten, mußte sie zugeben, es nicht einmal gemerkt zu haben. Was ein Brüller!
Das so eine Zeitverschiebung für 2 oder 3 Tage unbemerkt bleibt ist sicherlich nicht völlig ungewöhnlich. Aber fast 9 Tage lang? Wir waren in dieser Zeit nicht am Strand, oder im Regenwald oder
in einem kleinen Kuhdorf. Das hätte die Sache vereinfacht. Aber San Cristobal de Las Casas ist eine ziemlich große Stadt mit ziemlich vielen Uhren und Öffnungszeiten.
Wie auch immer, es hat uns zu denken gegeben. Nur durch einen Zufall, wie auch sonst, kamen wir der Echtzeit auf die Schliche. Und das wirklich interessanteste an unserer, dieser Erfahrung? Es
schmerzte die Uhr wieder auf Echtzeit zu stellen. Ganz so als ob man ein Stück Freiheit aufgeben würde. Seltsam, oder?
"Antigua is world-famous for its many Spanish-language schools", konstantiert unsere Reisebibel. Die erfahrendsten Centro America-Reisenden, die wir in während unseres Asienaufenthalts treffen
durften, legten es uns ebenfalls nahe unseren "Part 2" unserer Reise, die Eroberung des Amerikanischen Kontinents, in Antigua zu beginnen. Dort sollten wir uns die Grundkenntnisse der spanischen
Sprache aneignen. Mit über 100 Spanischschulen scheint Antigua tatsächlich den obigen Empfehlungen zu entsprechen.
Eine frühe Investition könnte sich im folgenden Jahr (+) auszahlen. Zentral- und südamerikanische Eingeborene, so heißt es, seien der englischen Sprache nur mit Abstrichen mächtig.
Unser erster Eindruck bestätigt dies. Ohne spanisch bist du der Depp, und der wollen wir nicht bleiben. Aber: Schule ist Scheiße, und der Lehrer mein natürlicher Feind. 25 Jahre, meist leidvolle
Erfahrung haben mich das gelehrt. Soweit meine Grundeinstellung. Also bedurfte es einer Woche mentaler Vorbereitung, Aklimatisierung und Kontemplation mit Hilfe des einheimischen Bieres um unser
Vorhaben in die Realität umzusetzen. Recherche zahlt sich aus, wir sind ja keine Anfänger, und Zeit haben wir wie die hiesigen Marktfrauen Avocados. Letztendlich wählten wir als unseren Tempel
der Freude, die Schule "Escuela De Español Tecun Uman" mit Häuptling Mario. Sie verfügt über 30 Jahre Erfahrung willigen und widerwilligen Kunden die spanische Sprache anzueigenen. Der
Interessierte kann von Anfängerklassen bis zu Fortgeschrittenenkursen für Diplomaten, Mediziner und Entwicklungshelfern wählen, zusätzlich an Freizeitaktivitäten teilnehmen und, wenn gewünscht,
sogar in einer Eingeborenenfamilie wohnen. Den Mario, der grundsätzlich davon begeistert scheint, dem zahlkräftigen Kunden das volle Programm aufzuschwätzen, mußten wir enttäuschen. Wir gaben uns
mit der Billigversion mehr als zufrieden. 5 Tage je 4 Stunden und nur am Nachmittag, denn da ist es am billigsten und ausschlafen konnten wir auch. Sollen die amerikanischen Teens in die Vorzüge
des vollen Programms kommen. Von diesen Teens gibt's übrigens ebenfalls soviele wie die hiesigen Marktfrauen an Avocados stapeln.
Standardmäßig wird in Antigua Eins zu Eins unterrichtet. Keine Chance auf die, von mir so geliebte und über Jahrzehnte reservierte, letzte Reihe. Kein verstecken hinter Strebern, kein
Abschreiben, kein Schwänzen. Selbst die wenigen Vorzüge meines schulischen Alltags schienen schon vor der Geburt gestorben zu sein. Eine auf den ersten Blick mehr als abschreckende Vorstellung.
Aber eine neue Erfahrung mit einem nicht irrelevanten Nebeneffekt, dem Erwerb einer Weltsprache.
Jose, mein Lehrer, eher Freund als autoritärer Feind, konnte englisch, wollte diese wunderbare Sprache aber leider nur im äußersten Notfall benutzen. Alles hätte so einfach sein können. Wir
hätten die Zeit mit Diskussionen über tiefphilosophische Themen und sozio-kulturellen Problemen oder einem verbalen Krieg über richtig und falsch, verbringen können. Anstelle dessen redeten wir
über unser Alter, unsere Hobbies und stellten uns einander wieder und wieder vor. Wir stellten einander imaginäre Freunde vor und stellten uns vor was das Lieblingsessen unserer Lieblingstante
ist. Und alles nur weil der Depp nicht englisch reden wollte. Als ob das Internet in spanisch wäre und der Durchschnittschinese spanisch sprechen würde. Alles völlig absurd. Meine neue verkehrte,
selbstgewählte Welt. Aber wir hatten pro Person fast 100$ (in Worten Hundert Dollar!) investiert. Der Weg zurück war versperrt. Nun gut, wer Jose den kleinen Finger gibt, der... So läuft der
Traum vom spanisch lernen scheinbar. Jose sprach und sprach und sprach. Immer wieder, immer weiter, unaufhaltsam wie ein guatemalischer Chickenbus dem die Bremsen versagen. Und ich verstand mehr
und mehr. Konnte plötzlich auf spanisch antworten. Klar, immer noch wie ein Depp, aber eben wie ein Depp der nicht nur spanisch versteht, äh, doch gerade eben spanisch versteht. Jetzt haben wir
erweiterte Grundkenntnisse, können Verben konjungieren, einfache Sätze bilden und smalltalken.
Diese 20 Stunden (in Worten zwanzig Stunden!), muß ich gestehen, waren die wohl bestvorstellbare Investition. Es ist noch ein langer Weg, aber der beginnt ja immer mit einem ersten Schritt und
dank Jose war es ein Sprung mit Siebenmeilenstiefeln.
Poco a poco.
Es ist keine Abreise, es wird eine Stippvisite anderer Kontinente. Wir werden zurückkommen. Asien ist auch mein Zuhause.
Soweit meine Erkenntnis. Hier will ich einen Großteil meines Lebens verbringen. Als Asiate würde ich nach Europa ziehen, da ich aber keiner bin, muß ich nach Asien. Für einige Zeit zumindest. So
einfach das Spiel.
Die Verschiedenheit unserer Kulturen ist groß und das ist so wunderbar. Lernen durch leben. Asien ist die erste Schule, die mir wirklich gefällt. Ich studiere weiter und werde meinen Doktor in
Asien machen, meinen Dr. Asien. Diese Reise ist meine Bestätigung.
Wir lebten in Asien als deutsch-japanisches Dreamteam einen Teamtraum. Wir verstanden viel und vieles nicht und wissen jetzt wo unser Interessenlimit liegt. Ein magischer Sonnenuntergang am Privatstrand in Brunei ist schöner als der Anblick des völlig zugemüllten, verschissenen, indischen Bahnnetzes bei der Ausfahrt aus Kolkatas Howrah Station. Ein auf der Zunge schmelzendes "Bettlers Hühnchen" in Malaysias Johor Bharu ist ein weitaus größeres Gaumenplaisir als die bei Chinas Jung und Alt beliebten, gekochten Hühnerfüße. Ein AirAsia-Flug von Bangkok nach Hanoi ist weitaus komfortabler und schneller als eine burmesische Busfahrt von Mandalay nach Bagan. Du siehst, wir haben nicht nur gelernt, sondern auch verstanden. Tausende kleine Geschichten haben unser asiatisches Abenteuer gezeichnet, ein riesiges Geschichtennetz gesponnen, das seine Fortsetzung später finden wird. Denn jetzt ist es Zeit für...
Round 2! - Wir werden Zentral- und Südamerika bereisen. Hoffentlich ein wenig spanisch lernen und Asien aus der Ferne verdauen, während wir schon wieder konsumieren.
Hoffentlich gigantische Mengen von Kuhfleisch und Meerschweinchenfleisch und Fleisch aus dem die zentral- und südamerikanische Träume geflochten sind.
Unser Vorhaben? Wie in Runde 1. Let it flow, von oben nach unten. Keine weiteren Vorgaben, keine weiteren Angaben, mögliche weitere Zugaben.
Wir haben ein Flugticket nach New York gebucht und glücklicherweise mehrere Couchsurfer gefunden, die uns temporär beheimaten wollen (was tagelange Arbeit bedeutete). Vielleicht machen wir einen
kleinen Absteher nach Philadelphia um ein Philly cheesesteak zu essen und düsen dann nach Guatemala.
Jawohl. Vom nördlichsten Land Zentralamerikas soll es ganz runter gehen in den Süden Südamerikas. Aber langsam! Außer New York und Guatemala ist im Moment nichts in unserem Kopf.
"Vamos"!
Es ist zum Verrücktwerden. Immer wieder haßt du das Land, seine Menschen, die ganze Scheiße einfach. Du haßt und hast keinen Bock mehr auf den ständig hupenden Verkehr, die unhygienischen
Restaurants und die bescheuerten Viecher überall. Du haßt den ganzen Dreck, die generelle Verschmutzung, die Luft in den Städten und die ganze Scheiße. Als ob das Müllproblem an sich nicht schon
groß genug wäre, tut Mensch und Tier sein Übriges und legt seine Exkremente an jeder Ecke, die gerne mal auch ohne Ecke sein kann, ab. Und wie das alles zusammen dann in der Hitze stinkt!
Gewaltig ist harmlos.
Das Volke an sich? Schwierige Frage. Du haßt die drängelnden Leute, die scheinbar gänzlich ohne jede Manier leben. Das ewige Angeglotze, die ewigen Fragen nach deinem Namen und wie's dir geht.
Aber viele Inder sind einfach wunderbare Menschen, sieht man von ihrem Verhalten im Verkehr und in großen Ansammlungen ab. Wir verstehen uns mit ihnen und haben viele interessante Menschen
getroffen, häufig bei ihnen gewohnt. Sehr viele Inder haben uns geholfen, uns unterstützt und waren sehr um unser Wohl bedacht. Aber in Indien ist man eben fast immer in einer Menschenansammlung.
Die Rücksichtslosigkeit der Mitgeschöpfe kann sehr verärgernd sein. Es herrscht ein stetiges "Überleben des Stärkeren" und wer nicht partizipert geht unter. Auch sexuelle Belästigungen kommen
leider immer wieder vor. Ein Land voller Grabscher, die gerne betatschen, egal ob den eigenen Wanst oder den des Nachbarns. Eine Privatsphäre scheint nicht etabliert. Wer weis unter welch
beengten Verhältnissen, mit wie vielen Familienmitgliedern, der Durchschnittsinder sozialisiert wird, versteht, dass dem Inder die Menschennähe ein Grundbedürfnis ist.
Obwohl sich das schlimm anhört, muß ich täglich meine Vorurteile und meine Erfahrungen überdenken und überarbeiten. Du kannst Indien und seine Leute nicht einfach hassen. Vielmehr mußt du dich
täglich auf's Neue in einem kulturellen Magnetfeld, das ständig seine Pole ändert und dich von der einen zur anderen Seite schleudert, beweisen.
"Shanti, shanti! Tief durchatmen."
Denn da ist noch ein anderes Indien. Ein Land so beeindruckendes wie kein anderes. So gewaltig, so verschieden, so reich und sanft, so groß und schön. Wie das indische Tourismusbüro mit
"Incredible !ndia" für das Land weltweit wirbt, trifft die Kuh auf den Kopf. Alles ist unglaublich! Die indische Kultur ist fremd, vielleicht zu fremd, aber bereichernd. Vieles ist so sinnhaft,
ausgereift, nicht mehr zu verbessern. Jahrhunderte- und jahrtausende altes Wissen als Grundlage die Welt zu verstehen. Und gerade darin, an der grundsätzlichen Verschiedenheit zu westlichen
Kulturen, der völlig anderen Betrachtung der Welt, liegt Indiens kulturelle Größe und ist damit so interessant wie wenige Länder. Indien ist in vielen Sinnen bereichernd, befruchtend und
fantastische Schule für's eigene Leben. Im guten wie im schlechten Sinne.
In einer der größten Küchen stehen Gaumenbetörer und Geschmacks(ver)wunder(er) Schlange. Das Essen schmeckt ausgezeichnet und spart dabei nicht mit gesundheitsunterstützenden Nebeneffekten. Die
Preise sind zum Haare raufen niedrig und die Verfügbarkeit enorm hoch. Ein Paradies für Menschen mit Interesse an kulinarischen Abenteuern, Liebe zum Exotischen und einem kleinem
Geldbeutel.
Und Indien ist bunt. Überall ist es bunt. Die Kleidung der Frauen leuchtet in den schönsten Farben. Getragen oder zum Trocknen aufgehängt. Die Häuser und Tempel sind bunt, die Märkte, das Essen,
alles ist bunt. Gold und Silber überall.
Und Düfte gibt's hier. Der feine Jasmingeruch der durch die Straßen und Gassen zieht, die edlen Parfüme, die in kleinen Geschäften verkauft werden und der sinnesbetörende Duft von Räucherstäbchen
der dich ständig umgibt. Die Gewürze sind so exotisch, dass das Essen allein die oilfaktorische Krönung ist, und lediglich sekundär als schmackhafte Nahrung verstanden werden darf.
Das alles ist Ayurveda, Yoga und Brahma, ist Masala, Wallah und Dhaba, ist Hindi, Bindhi und Gandhi.
Indien ist zu spannend, um es nicht zu bereisen, auch wenn viel Scheiße ist, es gibt viel Gold. Aber du bist eben ständig im Magnetfeld, mit seinen wechselnden Polen und nur selten mit Boden
unter den Füßen. - Let it flow!
"No see, no understand."
Kein anderes, von uns bereistes, Land Südostasiens ist immer noch so ursprünglich, so spannend, weil so tourismusunverseucht, wie es Burma ist. Heute, gestern wahrscheinlich noch mehr, morgen
sicherlich nicht mehr so sehr. Es fällt leicht die ersten Anzeichen zu deuten, was in Sachen Tourismus in den nächsten Jahren in diesem Land passieren wird und wie der Tourismus das Leben der
Einheimischen, und des Reisenden selbst natürlich, verändern wird. Es gibt große Vorbilder, wenn man dem Ministerium für Tourismus glauben schenken mag. Selbst Thailands Einnahmen durch den
Tourismus scheinen ihm als Fernziel vorstellbar. "Wenn das kleine Laos viermal so viele Touristen pro Jahr wie wir empfängt, dann können wir das auch", proklamiert einer der offiziellen Vertreter
des Ministeriums. In der Regierung ist man sich sicher, dass das Potential noch lange nicht ausgeschöpft ist. Wenn Potiential letztendlich die reine Profitsteigerung bedeutet, muss ich ihnen
leider beipflichten. Aber der gesamte Charme (was ein widerliches Wort eigentlich) und der Geist (ein weitaus besseres Wort), des von der Außenwelt fast abgeschotteten Staates, liegt nun einmal
darin, dass es abgeschottet ist. Mit all seinen Vorzügen und Nachteilen.
30.000 Menschen, vorwiegend Frauen, bauen gerade den achtspurigen Highway von Yangon nach Mandalay. Sicherlich nicht nur aus touristischen Gründen, aber es ist ein Anfang die gesamte
Infrastruktur auszubauen und zu verbessern. Die hat es auch bitter nötig. Die schlechtetsten Straßen in Südostasien, da darf sich Burma rühmen, gehen hier ihrer Wege. Für wenige hundert Kilometer
muß der Reisende Tages- und Nachtfahrten über Stock und Stein in Kauf nehmen und erfährt dabei eine ungeheuere Wertschätzung gegenüber den großen Reisen Humboldts und Goethes.
Hotels werden gebaut, Resorts werden peplant, mehr Gästehäuser sollen her. Man hofft auf den Chinesen, ja den gesamten asiatischen Markt und auch vom Europäer wird weiterhin ein ausgeprägter
Reisemut erwartet. Der Wachstum kommt, wenn man die Tourismuszahlen der letzten Jahre statistisch erfasst. Keine Frage. Aber welche Art von Tourismus? Mit Thailand sich zu messen ist, wie als
Vierjähriger im Armdrücken gegen seinen Vater gewinnen zu wollen. Da fehlt's halt noch an Einigem. Ein sicherlich weniger schlechter Weg wäre den laotischen Tourismusideen zu folgen und auf den
Eco-Toursimus zu setzen. Weniger ist manchmal mehr und wie's ausschaut wenn alles schiefgelaufen ist, darf der Reisende schon heute auf wunderbarste Art und Weise bei einem Besuch in
Vietnam erleben. (Mehr Über Vietmam findest Du auf meinem Block.)
Ein weiterer Versuch den Tourismusmotor anzukurbeln ist die erneute Einführung des Visa-on-arrivals. Der Besuch eines Generalkonsulats oder der burmesischen Botschaft würde damit wegfallen, wenn
bei Einreise einfach ein Visum ausgestellt werden würde. Beim Burmesischen Generalkonsulat in Manila mussten wir sogar noch ein Foto in einer gewissen Auflösung auf CD einreichen.
Gott sei Dank gibt es Hürden und von denen mehrere; ein paar Jahre ist das Reisen also sicherlich noch sehr lohnenswert. Es gibt beispielsweise noch keinen einzigen - wirklich keinen einzigen -
Bankautomaten in diesem Land. Einem Land mit etwa der Bevölkerung Deutschlands. Die einzige Möglichkeit an Bares zu gelangen erfordert einem Umtausch, meist illegal, mit mitgebrachten Dollars.
Sich im weltweiten Umlauf befindenden Noten genügen jedoch bei Weitem nicht den burmesischen Anforderungen. Die Scheine müssen neu, fast druckfrisch sein und dürfen dabei gewisse Kennziffern
nicht aufweisen.
Auf die moralische Problematik, die jeder touristische Besuch Myanmars mit sich bringt, möchte ich nicht genauer eingehen. Nur soviel: Ein jeder Tourist unterstützt von Visum, über die
verpflichtenden 12,5% Steuer auf Allem bis hinzu obligatorischen Städteeintritten mancher Ortschaften, das Regime. Bei Bedacht ist es jedoch möglich einen Großteil seiner Ausgaben den
Einheimischen zukommen zu lassen.
Myanmar wird sich ändern, muss sich auch ändern. Aber der Tourismus? Vielleicht anders, als vom Regime geplant?!
Besuchen Sie unser südostasiatisches Inselkettenhotel und genießen Sie den Urlaub Ihrer Träume. Die weißen, mit Kokosnußpalmen gesäumten Strände unserer 7107 Inseln laden Sie zum Relaxen,
Schwimmen, Tauchen oder zu unzähligen anderen Wassersportarten ein. Wir besitzen einige der weltweit besten Tauchgründe und unsere international geschulten Tauchlehrern garantieren jedem
Tauchsportfan, egal ob Anfänger oder Profi, eine unvergleichliche Zeit unter Wasser.
Sie wandern lieber? Im Norden (Luzon) unseres Hotels bieten wir unseren Gästen abgelegene Bergregionen an, die nach Wunsch mit Führer oder individuell erkundet werden können. Ganz so wie es Sie
am liebsten mögen. Wir sind stolz auf unsere Unesco-geschützten Reisterrassen und die vielfältige Kultur, die Sie bei Ihrem Aufenthalt in Norden erwartet.
Ebenso verfügen wir in unseren pulsierenden Metropolen Manila (Norden) und Cebu (Süden) über einige der besten Einkaufsmöglichkeiten im südostasiatischen Raum, sowie über ein facettenreiches,
aufregendes Nachtleben. Kulturinteressierte können hier und in zahlreichen anderen Städten und Ortschaften Relikte der 300-jährigen spanischen Kolonialzeit besuchen und bestaunen.
Sie sind ein Abenteurer und wollen einige Wochen in unserem wunderschönen Hotel verbringen? Wir stellen Ihnen verschiedene Transportmöglichkeiten zur Verfügung. Egal ob sie sich für kurze Fahrten
umgebaute, amerikanische Militärjeeps (Jeepney) mit den Eingeborenen teilen möchten oder sich für größere vollklimatisierte Busse für längere Fahrten oder Nachtfahrten entscheiden. Wir
arrangieren alles zu Ihrer höchsten Zufriedenheit. Zahlreiche Fähren und Speed-Boote stehen zusätzlich bereit, um Sie auf die verschiedenen Inseln zu chauffieren. Gerne raten wir unseren Gästen
mit höchsten Komfortansprüchen zu unserer hoteleigenen Billigflugairline Cebu Pacific. Damit auch die Reisen über größere Distanzen, im wahrsten Sinne des Wortes, wie im Fluge vergehen.
Kulinarisch verwöhnen wir unsere Gäste im gesamten Hotel gerne mit amerikanischem Fastfood, sowie einigen lokalen und internationalen Spezialitäten. Supermärkte nach amerikanischem Vorbild lassen
das Herz des Selbstversorgers höher schlagen.
Auf das selektive und preislich attraktive Angebot unserer akoholischen Getränke sind wir besonders stolz. Unsere Gäste erwartet eine Auswahl an feinen Bieren der hauseigenen Brauerei "San
Miguel", sowie "Tanduay", ein Whiskey der "Es in sich hat".
Sebstverständlich ist unser gesamtes Personal katholisch, spricht fließend amerikanisch und wird stets bemüht sein Ihnen Ihre Wünsche von den Augen abzulesen.
Welcome to the Philippines, welcome to the paradise!
Dass man alles essen kann was vier Beine hat und kein Tisch ist, fliegen kann und kein Flugzeug ist und schwimmen kann und kein U-Boot ist, weis ich spätestens seit Guangzhou, China. Aber was die
Indonesier zu mischen vermögen, um dann zu trinken, hat mich an meiner eigenen Vorstellungskraft zweifeln lassen.
Die meisten Indonesier sind Moslems und die meisten davon trinken keinen Alkohol. Demzufolge interessieren mich die kreativen Entwicklungen auf Basis nichtalkoholischer Flüssigkeiten.
Ich starte relativ ungefährlich mit dem Nationalgetränk The Manis ( Süßer Tee). Dabei handelt es sind um gewöhnlichen Schwarztee, der durch Hinzufügen einer ungewöhnlich großen Menge von
gewöhnlichem Zucker, auf seinen Sättigungsgrad überprüft wird. Fünf gehäufte Esslöfel pro normaler Tasse sind leider keine Seltenheit. The Manis ist günstig (siehe Zutatenliste oben), landesweit
verfügbar und schmeckt Alt und Jung. Jung voraussichtlich aufgrund der unmenschlichen Zuckerbeigabe.
Bevor ich mich meinen Lieblingsmischungen, denen mit Kaffe widme, darf ein weiteres Getränk vorher jedoch nicht fehlen: Soda Gembira. Das muß nicht sein, und viel eigenartiger als sein Geschmack,
ist hier die Idee dahinter. Man nehme herkömmliches Sprite oder Coke (wahlweise ersetzt durch die Konkurrenzprodukte aus dem Hause Pepsi oder jedes anderen Herstellers) und mische es mit stark
gezuckerter, dicker Kondensmilch aus der Dose. Auch dieses Getränk schmeckt so süß, dass sich einem schon beim zweiten Schluck die Ohrhärchen zu kräuseln beginnen. Ein Zuckerübel kommt eben
selten allein und wem's schmeckt... mir nicht, Chihi schon!
So jetzt geht's zu meinen Favoriten. Vorab mein Urteil: Alle schmackhaft, teilweise sensationell. Eigentlich alle.
Der Avocadoshake mit Kaffee. Ich präzisiere und nehme als Beispiel den sündhaft teuren Drink "Floating Island" der Resaturantkette D'Excelsio. Ein
Avocado-Kaffee-Vanilleeiscreme-Schokosplitter-Shake. Hört sich so atemberaubend an wie er schmeckt. Zu cremig die frische Avocado, zu viele Geschmacksaromen insgesamt, zu lecker. Eine orale
Geschmacksexplosion, die selbst beim zweiten Glass den Gaumen in Trance versetzt. Prädikativ: Must drink! Brutal lecker!
Wir steigern uns mit Kopi Joss. Einfacher Kaffee in den, vor dem Servieren, eine mehr oder wenig saubere Grillkohle(!) geworfen wird. In glühendem Zustand selbstredend. Fertig ist Kopi Joss, ein
Getränk, das besonders bei der jüngeren Bevölkerung großen Anklang findet. Aber der Kaffeee schmeckt tatsächlich immer noch. Hat mich ein wenig überascht. Ob er tatsächlich besser, oder milder,
wie die Einheimischen behaupten, schmeckt, weis ich leider nicht zu beurteilen. Ich habe diesen Kaffee dort ja nie ohne hineingeworfenen Grillkoste versucht. Sehr exotisch. Besonders der Anblick
des grinsenden Mannes mit seiner Grillzange in der Hand, der mir der Kaffee verkauft hat, wird mir immer in Erinnerung bleiben. Auch hier: Wer nicht probiert, verliert!
Wir sind am Höhepunkt der javanesischen Versuchsfreudigkeit angekommen. Der teuerste Kaffe der Welt: Kopi Luwak. Der exotischste Kaffee der Welt, zweifelsohne, und sogar in wenigen, ausgesuchten
Delikatessläden in Deutschland erhältisch, ist selbst hier auf Java sehr teuer. Die wahre Krönung des aufgeschlossenen Kaffeegourmets. Luwak ist ein einheimisches katzenartiges oder -ähnliches
Viech (man sehe mir hier mein unzulängliches biologisches Verständnis als Soziologe nach). Dieses Viech nun frisst die Kaffeefrüchte und scheidet die unverdaubare, aber jetzt einer Fermentation
unterzogene Bohne wieder aus. Die Bohnen werden beim Verdauungsvorgang nicht zersetzt, sondern lediglich mit einem Verdauungsenzym versetzt. Spannend. Vor dem anschließenden Rösten müssen sie von
Hand eingesammelt werden. So ungefähr läuft meines Wissens das Ganze ab. Klar wird hierbei sicher, warum der Preis dieser außergewöhnlichen Bohne so hoch ist. Verrückte Welt, leckere Welt.
Bleibt die Frage offen, wann wir in Deutschland Soda Gembira statt Limonade trinken und wir in unseren Büros Grille installieren, um für reichlich frischen Holzkohlenachschub sorgen zu
können.
Als letzte Anmerkung möchte ich Dich, lieber Leser bitten, auf eigene Experimente bei der Kopi-Luwak-Herstellung vorerst zu verzichtet, und bei Deiner Hauskatzenfütterung weiterhin auf erprobte
Nahrungsmittel zurückzugreifen.
Was genau ist Kopi Luwak? (Wikipedia)
Was sind Warhols zweifelhafte "15 minutes of fame", wenn man daraus leicht ein paar Wochen machen kann. In Indonesien bin ich ein Star - ein Superstar ohne Allüren. Der Ruhm ist mir noch nicht zu
Kopfe gestiegen, wenngleich es der Hitze manchmal gelingt.
Sie nennen mich "Bule" und sprechen mich mit "Mister" an. "Bule" ist ein Ausländer europidischer Abstammung. Ein auf den ersten Blick merkwürdig rassistisches Prädikat. Ich entspreche ihm jedoch.
Sie nennen mich also zurecht "Bule". Aber sie sprechen mich mit "Mister" an. Das hat mich anfangs belustigt, dann gelangweilt, und später gestresst. Ich wollte ich mich nicht an die vom
Straßenrand schallenden Chöre gewöhnen. Bis zu dem Zeitpunkt als ich verstand. Ich verstand die Wahrheit. Jedenfalls einen kleinen Teil davon. "Mister" ist kein Schimpfwort und Geld will im
Normalfall auch keiner haben. "Mister" ist ein einfacher, respektvoller Gruß. Kinder schreien "Hello Mister" und winken mir zu, Verkäufer in Geschäften begrüßen mich mit "Mister", verabschieden
mich mit "Mister" und selbst in teueren Restaurants und Hotels begleitet ein freundliches "Mister" stets die Verbeugung. Die Menschen grüßen mich, weil sie mich mögen, respektieren und selten
einen Kaukasoiden live zu Gesicht bekommen.
Nicht leicht für einen vom Mißtrauen verwöhnten "Bule" das zu verstehen. Ich reagiere dann, indem ich zurückwinke, nicke und mir an den Schirm meines Hutes fasse. "Chapeau"!
Vor ein paar Wochen hörte ich eine Teenagerin zu ihren gleichaltrigen Freundinnen sagen: "Oh my god, this is a white guy!" - Vor drei Tagen erblasste ein etwa Fünfjähriger im Supermarkt, deutete mit seinem Finger und offenem Mund auf mich und posaunte voller Erstaunen ein "Bule" in Mutters Richtung.
Aber es lohnt sich. Es lohnt sich manchmal, Fremdes positiv zu interpretieren. Ich fühle mich willkommen geheißen in diesem fernen, so verschiedenen Land. Trotzdem bleibe ich weiter vorsichtig, wenn ich "cool" durch die Straßen und Nachbarschaften schlendere, mit den Einheimischen meist nonverbal, mit einem an der Faust nach oben gestrecktem Daumen, kommuniziere und "Alles bestens!" signalisiere. Ich fühle mich besonders und besonders wichtig. Eine Erfahrung, die Chihi nie mit mir teilen wird. Sie bleibt außen vor, der Fokus ist immer auf mich gerichtet. Eine sonnengebräunte, junge Japanerin ist eben weniger exotisch als ein tofufarbener "Bule".
Vorab ein paar Eckdaten über das muslimische Sultanat an der Westküste Borneos. Mit einer Bevölkerung von knapp unter 400.000 Menschen gehört Brunei Darussalem zu den kleinsten, aber auch zu den
reichsten Staaten der Welt. Öl und Gas dominieren die Wirtschaft und bescheren Sultan und Bewohnern einen Reichtum, der sich mit jenen in den Ölstaaten des Mittleren Ostens messen lässt. Es gibt
keine Einkommenssteuer, die medizinische Versorgung ist im ganzen Land kostenfrei, der Besuch von Schulen und Universitäten ist umsonst (zusätzlich werden gerne Auslandsstipendien vergeben), der
Benzinpreis pro Liter liegt stabil bei ca. 25 € Cents und der Staat bezuschusst alles Erdenkliche vom Eigenheim bis zum täglich Reis. Gute Voraussetzungen um ein unbeschwertes Leben zu führen.
Eigentlich.
Aber Brunei hat ein Problem. Nein, nicht Brunei hat ein Problem, das habe vielmehr ich. Brunei ist eine Blase, eine kleine Blase. Eine kleine Blase, die wie eine winzige Insel auf einer größeren
Insel namens Borneo schwimmt. Mein Probelm besteht darin, dass ich mir ständig bewusst gewesen bin, mich in dieser Blase zu bewegen. Auf Dauer ein eher unwünschenswerter Zustand. Für einen
Kurzaufenthalt von 113 Stunden ein Märchen wie aus Tausend und einer Nacht. Da wären wir schon wieder im Orient, fälschlicherweise.
Wir kommen vom Süden her, genauer von Miri und erreichen die bruneiische Grenze um 16.00 Uhr an einem Freitag. Die Zollbeamten begrüßen uns herzlich (der erste Eindruck eines Landes zählt, das
weis ich aus unseren Erfahrungen!), das Poster mit verschiedenen Drogen und der Konsequenz mit ihnen bei der Einreise erwischt zu werden, schockt. Todesstrafe für alle Drogenschmuggler. Sollte so
nicht ganz stimmen, aber die Abschreckung wirkt, jedenfalls bei mir. Am Busbahnhof von Kuala Belait, Bruneis Grenzstadt zum malaysischen Staat Sarawak, werden wir von unserem Gastgeber Nr.1 mit
seinem Auto abgeholt. Zwei Nächte sollten wir bei Jimmy (Name geändert) und seinen chinesischen Eltern und Geschwistern wohnen und das Leben in der Blase kennenlernen. Die Beschreibung
des Lebens in Brunei als dem in einer Blase stammt übrigens von Jimmy. Jimmy ist ein großer Fan des Ausländers und die meisten seiner Freunde stammen aus Europa oder den USA. Wir fahren gemeinsam
in einen Sport- und Freizeitclub, indem ich so viele blonde Kindern sehen muß, wie sie mir seit unserer Abreise in Deutschland nicht mehr unter die Augen gekomen sind. Der Großteil der Ausländer
arbeitet für Shell und ihr Arbeitgeber stellt ihnen alle Annehmlichkeiten. Sie wohnen in eigens errichteten Siedlungen und verbringene ihre Freizeit gemeinsam in den Clubs. Dort trinken sie Bier
am Strand, während ihre Kinder im Meer planschen, spielen Tennis und Golf oder gehen im angebauten Restaurant Steaks essen. Eine selten seltsame Erfahrung uns hier einen der farbenreichsten und
mystischsten Sonnenuntergänge anzuschauen. Aber irgendwie passend. Alles absurd. Wir fahren in ein Food Center, verspeisen drei Portionen gebratene und gekochte Nudeln. Das Essen ist sehr gut in
Brunei. Auf dem Nachhauseweg schauen wir uns noch ein bisschen die Nachbarschaft, ein paar von der Ölindustrie gesponserte Denkmäler und einen Supermarkt an. Der Großteil der Produkte für den
täglichen Bedarf wird aus Australien importiert. Selbst beim Hundefutter scheinen die Bruneier ihren malaysischen Nachbarn nicht zu trauen. Wir gehen müde ins Bett, haben viel zu
verarbeiten.
Jimmy steht früh auf und so tun wir das auch. Bereits um 7.30 Uhr frühstücken wir eine Nudelsuppe und trinken Kaffee. Mit seiner Mutter und seinem Neffen fahren wir nach Suria, eine Nachbarstadt,
um dort ein zweites Frühstück einzunehmen. Ohne eigenes Auto läuft hier nichts. Nach einem weiteren Supermarktbesuch, diesmal ein britischer Kleinmarkt, der den Bedürfnissnen der stationierten
Engländern nachkommt, besuchen wir Freunde von Jimmy. Die veranstalten gerade einen Hausflohmarkt um ihren Krempel vor der Umsiedlung nach Singapore an die zurückbleibenden Leute zu bringen.
Chihi kauft sich einen Sarong. Schön, günstig und in Malaysia hergestellt. Jimmy verspricht ins Zentrum mit uns zu fahren, lässt uns bei seinem Arbeitsplatz aussteigen und wir geniessen einige
Stunden alleine, erst an der Meerespromenade, später im Zentrum. Unser Gastgeber muss kurzfristig arbeiten, es stört ihn und es stört in nicht. Es gefällt ihm ständig in action zu sein. Er
künstelt sich das Leben eines Jetsetters vor, gibt sich genauso beschäftigt, telefoniert ständig, ist auch immer erreichbar, spricht permanent von freizeitlichen Verpflichtungen, die es
einzuhalten gilt, organisiert diese aber selbst. Es war interessant zu sehen wie ein Mensch versucht der täglichen Langeweile durch ein Überladen seines Terminkalenders zu entkommen. Zu tun gibt
es wirklich nicht viel in Brunei, in Kuala Belait erst recht nicht, aber Jimmy ist immer auf Achse, gehetzt und gejagt.
Die Hitze ist unerträglich. Wir treffen uns am frühen Nachmittag in einem chinesischen Cafe und sind froh als uns Jimmy anbietet mit uns nach Hause zu fahren. Wir lechzen nach Klimaanlage und
ziehen eine Rast in seinem Zimmer mit Internet seinem Kurzausflug nach Malaysia vor. Mit einer muslimischen Freundin will er einen Alcohol Run machen, schnell Bier und Schnaps auf der anderen
Seite der Grenze einkaufen und wieder zurückkommen. Der Verkauf von Alkohol im Sultanat ist gesetzlich verboten, getrunken wird trotzdem. Abends besuchen wir andere Freunde von Jimmy. Der
Holländer, der mit einer Hong Kongerin verheiratet ist, lebt das wirkliche Leben eines Jetsetters. Er arbeitet in über 40 Ländern und fast geanuso viele Biersorten nehmen den Platz in seinem
Kühlschrank ein. Während er über Skype, ohne Shirt an seinem Mac Book Pro, noch einige wichtige Geschäfte macht, lassen wir uns den importierten Alkohol und die ebenfalls importinerten Moon Cakes
aus Hong Kong schmecken und unterhalten uns mit seiner Frau. Blasenleben. Trotzdem ein sehr bodenständiger Mensch, der mich sehr beeindruckt hat.
Am nächsten Morgen, Jimmy geht schon wieder seinen wichtigen Verpflichtungen nach und trainiert für das anstehende Tennisturnier, schlafen wir länger. Mittags fährt er uns wieder nach Suria. Wir
essen noch eine Kleinigkeit und nehmen dankbar den Bus nach Bandar Seri Begawan, kurz Bandar oder BSB, der Hauptstadt Bruneis.
Unser Gastgeber Nr.2 gibt den klassischen Gegenentwurf zu Jimmy ab. Der doppelt so alte Ali (Name geändert) ist Oberhaupt einer muslimischen Familie, begrüsst uns in traditioneller
Tracht und freut sich uns seine, zu Anfangs leicht eingeschüchterte, Familie vorzustellen. Alle ordentlich in Tracht, die Frauen mit Kopftuch, wir dazwischen in einem prachtvoll geschmücktem
Wohnzimmer. Wir plaudern bei selbstgemachtem, kalorienreichem Gebäck und Tee. Endlich das Leben in einer muslimischen Großfamilie erfahren. Eine weitere Blase? Unsere Gastgeber haben sich viel
Mühe gemacht und uns ein eigenes Badezimmer zur Verfügung gestellt und in ihre Bibliothek eine Matratze gelegt. Auch hier ist Wifi selbstverständlich. Bevor wir uns zu einer Exkursion durchs
nächtliche Bandar aufmachen, geniessen wir das reichliche Abendessen im Kreise der erweiterten Familie. Das Wohnzimmer ist plötzlich deutlich gefüllter und wir verstehen warum mindestens 30
Sitzplätze zur Verfügung stehen. Verwandte und Freunde werden uns vorgestellt und keinen der Namen kann ich mir merken. Unsere anschließende Autofahrt soll uns einen Überblick über Bandar geben
und das tut sie. Wir werden mit detailierten Informationen zu jedem Gebäude, zu jedem Hintergrund, zu Allah und der Welt bombadiert. Am Ende bröckelt unsere Aufnahmefähigkeit und meine Gedanken
rotieren wie Schiffsschrauben und fräsen Nervosität in meinen kaum mehr intakten Verstand. Bevor ich die Kontrolle verliere, kehren wir in unser neues Zuhause zurück und entspannen uns noch ein
paar Minuten bei einem Gespräch mit den Frauen der Familie.
Am nächsten Morgen, aufgetankt mit einem Frühstück im indischen Cafe und weiteren, geschätzten eine Billion Informationen, fahren wir mit Ali zum Brunei Museum, in dem wir gemütlich zwei Stunden
umherschlendern. Anschließend geht's zum Kota Batu Mausoleum, dem Grabmal des fünften und größten Sultans Bruneis, Bolkiah. Ali bleibt im Auto, er hält der Hitze nicht stand, will nicht
schwitzen, um nicht zu stinken. Er ist fauler geworden, wie viel Bruneier; eine Folgeerscheinung des Reichtums der vergangenen Jahrzehnte. Die Folgeerscheinung dieses Bewegungsmangels ist die
erhöhte Gewichtszunahme. Bei den Kindern, der neuen Generation Bruneis, am deutlichsten sichtbar. Alis Kinder bilden da leider überhaupt keine Ausnahme. Bewegung nur in klimatisierten Räumen, dem
Auto eingeschlossen. Als ich Parallellen mit Los Angeles und ihrer fußlahmen Population ziehe, erzählt Ali mir stolz, dass in Brunei die Auto-pro-Kopf-Rate die zweithöchste der Welt sei. Getoppt
nur noch von Los Angeles. Aber das wird sich bald ändern, da bin Ich mir sicher. Autos werden hier fast steuerfrei verkauft und das Hauptinteresse der männlichen Bevölkerung ist ihnen sicher, nur
noch in Konkurrenz mit dem reichlichen Essen. Unser Gastgeber lässt uns an der Uferpromenade aussteigen und wir schwitzen uns Richtung Stadtzentrum, laufen über einen Markt, sehen uns die, am
Vorabend ausführlichst beschriebenen, Gebäude an und besuchen das Royal Regalia Museum. Aufwendig inszeniert und mit einer wunderbar kalten Klimaanlage ausgestattet. Nach einem Stop im
bruneiischen KFC-Pendant und einem frittierten Riesenhühnchen hasten wir zur Omar Ali Saifuddien Moschee. Ein traumhafter Anblick bei Sonnenuntergang. Für den Besuch des Inneren kommen wir leider
fünf Minuten zu spät, aber den werden wir am nächsten Tag nachholen. Wir sehen uns nur noch kurz den Yayasan Shopping Complex an. Zwischen Geschäften eingebettet findet sich die Deutsche
Botschaft. Wir senden Ali eine Textnachricht und werden eine Viertel Stunde später nach Gadong chauffiert. Das Unterhaltungsviertel, will heißen, Einkaufsviertel mit zwei riesigen Shopping Malls
und einigen Restaurants, ist Bruneis einziger Straßenzug an dem abends noch Leben herrscht. Jedenfalls bis 22 Uhr. Da ab 18 Uhr der Transport mit öffentlichen Verkehrsmittel eingestellt wird, die
Zahl der Taxis sich landesweit auf 42 beschränkt und wir diese sowieso nicht zahlen wollen, kommen wir gerne wieder auf Alis Angebot zurück uns abzuholen. Sein Haus liegt um die Ecke in Gadong,
doch er möchte einen kleinen Umweg fahren, um uns noch mehr von seinem spannenden Brunei zu zeigen. So kurven wir bei strömendem Regen - es hat tatsächlich jeden Abend während unseres
Bruneiaufenthaltes heftig geregnet - Umland auf, Umland ab, genießen einen bequehmen, trockenen Sitzplatz und lauschen weiter der Informationsflut unseres Gastgebers. Manchmal kam es mir
vor, als hätte Ali seit Jahren auf unseren Besuch gewartet und sich zeitdessen akribisch vorbereitet. Hinzu kommt, dass Ali nicht nur gebürtiger Bandar Seri Begawaner, sondern auch noch mit einem
Drittel der Bevölkerung verwandt und mit einem anderen Drittel befreundet ist. Keine Geschichte, kein Fakt ist im unbekannt. Er kennt jede Ecke und weis von welcher Seite sie das beste Foto
abgibt. Also haben wir diesen Wolkenbruch für ein Fotoshooting aus dem Auto heraus genutzt.
Dienstag Morgen. Unser letzter voller Tag in Bandar und damit auch in Brunei. Gestärkt mit einem kleinen, süßen Frühstück zuhause und einem zweiten in einem empfohlenem Foodcourt, fährt uns Ali
zur Omar Ali Saifuddien Moschee um uns diesmal den Besuch des Inneren zu ermöglichen. Es ist ein prachtvoller Bau, wenngleich einem die wirkliche Schönheit der Moschee dann doch eher von außen
begegnet. Nach dem kurzen Moscheebesuch machen wir uns über einige Holzbrücken auf, zu Fuß einen der Höhepunkte des touristischen Sightseeings Bandars unter die Lupe zu nehmen. Kampong Ayer,
einem Zusammenschluß von 28 angrenzenden Wasserdörfern, ist fast vollständig auf Stelzen errichtet worden. Es bietet mehrere Moschees, kleine Einkaufsläden, Restaurants, Arztpraxen und vieles
mehr. Es macht viel Spaß über die Holzplanken zu laufen, das Wasser unter und die Bewohner neben sich winken zu sehen. Da unsere Zeit begrenzt ist, verzichteten wir auf die für Touristen
kostenintensive Überfahrt zur anderen Seite und begnügen uns mit einem Teil der 20.000 Menschen Siedlung auf dem Wasser. Das größte Wasserdorf der Welt macht trotzdem Spaß. Danach fahren wir mit
dem öffentlichen Minibus, zusammen mit einigen ausländischen Hilfsarbeitern direkt zum Empire Hotel, einem 5-Sterne-Palast am Südchinesischen Meer. Die Anlage ist gigantisch und Teil eines
famosen Plans Prinz Jefris. Der Bruder des Sultans und ehemaliger Finanzminister scheute keine Kosten und Mühen und ließ hier seinen Kindheitsträumen freien Lauf. Das Resultat war, dass er, nicht
nur wegen dieses Bauvorhabens, von seinem Amt enthoben wurde. Mein Reiseführer illustriert die Geschichte um den lebensfrohen Prinzen anschaulich mit dem Vergleich zu einem Kind, das in einem
Süßwarenladen die alleinige Verfügungsgewalt bekommt und dieser Eindruck bestätigt sich mir auch sofort. Unser Gastgeber hingegen, überrascht mich mit der Hoffnung, Prinz Jefri möge als bald als
möglich wieder in den Ministerposten zurückgeholt werden um Begonnenes zu vollenden. Die Geschicke um den Prinzen lohnen sich nachzulesen. Das Netz ist voll davon. Brunei muß eine Blase sein und
ich bin im Moment Teil davon.
Mittwoch Morgen. Rechtzeitig zur letzten Vormittagsfähre werden wir von Ali zum Terminal gefahren und können uns noch herzlich verabschieden. Ich würde gerne noch viele Details, viele kleine
Geschichte mit und von Ali zum Besten geben, aber neue Abenteuer rufen. Es war spannend, anstrengend und sehr lehrreich. Danke Jimmy und herzlichen Dank Dir Ali und Deiner Familie für Eure
grenzenlose Gastfreundschaft in der Blase.
Als ich vor dem Beginn unserer Reise auf unserer Homepage geschrieben habe, dass wir neugierig sind, offen für alles Neue und uns treiben lassen wollen, habe ich das auch so gemeint. Wenngleich
Dich diese Einstellung nie wissen lässt, was genau denn eigentlich kommen soll. Nach mehr als einem Jahr "on the road" kann ich das für den Moment, und nur in dem Leben wir gerade, anhand unseres
Engagements über sogenannte Gastfreundschaftsnetzwerke neue Leute kennenzulernen, verdeutlichen.
Es konnte sich zu Anfang nicht abzeichnen, wie sehr wir Teil dieser weltweiten Gemeinden von neugierigen Nonkonformisten, Im-ganz-Kleinen-Weltverbessern und gelangweilten, aber vom Fremden
angezogenen Normalos einmal angehören werden. Der Großteil unserer besten Erfahrungen der letzten 13 Monate lassen sich nicht auf Besichtigungen historischer Bauwerke, seltene Naturerfahrungen
oder der Teilnahme an exotischen Eingeborenentänzen zurückführen. Der wahre Motor, ein nicht vorhergesehener, sind unsere neuen Freunde, Bekannten und idealistischen Weggefährten geworden, die
uns in den vergangenen Monaten ein Obdach und mehr gewährten und von denen wir hoffentlich noch viele neue treffen werden. All Ihnen sei vorweg ein großer Dank ausgesprochen.
Über die Internetplatformen CouchSurfing, The Hospitality Club und
neuerdings auch Global Freeloaders haben wir das erfahren, wovon ich immer träumte. Einen kleinen Teil der Welt mit ihren Menschen
besser verstehen zu lernen. Haben wir anfangs auf das Angebot dieser Gemeinschaften vorwiegend aus finanzieller Motivation zurückgegriffen, um einfach das Geld für eine Unterkunft zu sparen,
durften wir schnell feststellen, dass es sich bei der Einsparung, dieses nicht unwesentlichen Anteils der täglichen Ausgaben, lediglich um einen von uns gern gesehenen Nebeneffekt handelt. Die
eigentliche Qualität dieser, nennen wir sie Gemeinschaften, liegt im organisierbaren Kennenlernen des Neuen, des Fremden. Auf meinen bisherigen Reisen war es mir meist nur schwer möglich einen
wirklich engen Konatkt zu Einheimischen aufzubauen. Wie auch? Klar, man kann abends bei ein paar Bierchen über seine unterschiedlichen Kulturhintergründe philosophieren. Aber das ist eben nicht,
was ich unter "Fremde kennenlernen" verstehe. Dazu war die Zeit meist zu begrenzt. Und wo trifft man Einheimische mit der richtigen Absicht, mit keiner finanziellen? Kurzum, es ist schwierig.
Zuweilen ist es gelungen, aber diese Begegnungen bildeten stets eine Ausnahme. Ich habe wildfremde Chinesen, damals als wir noch in Frankfurt wohnten, auch nicht vor dem Hauptbahnhof
angesprochen. Habe sie auch nicht zum Handkäs mit Musik und Ebbelwoi am Abend eingeladen. Oder noch besser, für ein paar Tage mein Wohnzimmer geräumt um ihnen zeigen zu können wie ich lebe.
Aber genau das ist mit Hilfe des Internets jetzt weltweit möglich. Zufallsbekanntschaften werden geplant und sind damit nicht mehr zufällig. Wie gut das funktioniert, davon waren wir selbst
überrascht. Jetzt sind wir so überzeugt von dieser Idee, von unseren großartigen, bisherigen Erfahrungen und so voller Neugier auf mehr, dass wir unsere zukünftigen Reiseziele vorrangig - nicht
auschließlich - über die Anzahl der Mitglieder in den einzelnen Internetgemeinschaften hin auswählen. Das scheint mir sinnvoll um unserem Vorhaben, Land und vor allem Leute kennenzulernen,
weiterhin erfolgreich nachkommen zu können. Je mehr Mitglieder prozentual in Dörfern, Städten und Ländern registriert sind, desto größer ist die Neugier, Offenheit, das Interesse und die
Gastfreundschaft dort, desto geringer die Xenophobie und der Fremdenhass. Soweit meine bisherigen Erfahrungen in Ostasien. Die Mitgliederzahl scheint repräsentativ für Hospitabilität der
zumindest teilgebildeten, der Mittelschicht aufwärts angehörenden Bevölkerungschichten. Diese Einschränkung muss gemacht werden. Ohne Internetzugang und einigermaßen vernünftigen
Englischkenntnissen bleibt einem dieser Teil der Welterfahrungen mit dem Fremden und der Fremden verschlossen. Das schreckt mich nicht ab, sondern vereinfacht es uns. Ich bin im Moment nicht
bereit mir Dorfdialekte fast ausgestorbener Grunzsprachen anzueigenen, nur um damit meine grundlegendsten Bedürfnisse äußern zu können. Dazu bin ich zu wenig Ethnologe und zu viel "Stadtbauer"
mit Soziologiediplom. Die Welt von heute gemeinsam zu erfahren, sie zu leben, sie in Frage zu stellen ist mein Anliegen. Meine Bedürfnisse können durch einen großen Teil der Mitglieder befriedigt
werden.
Die Vielfalt unserer bisherigen Gastgeber kennt keine Grenzen. Superreiche, weniger Superreiche, Familien, Singles, Junge, Alte, Männer, Frauen. Wir wohnten im Penthouse im Stadtzentrum, hatten
mehrere Male eigene Hausangestellte, die sich um uns bemühten, wir logierten auf dem Lande, in kleinen Zimmern, kaum größer als eine Abstellkammer. Wir schliefen in Villen auf Kingsize-Betten mit
Hundert-Dollar-Kissen, zu zweit auf einer spartanischen 80 cm breiten Matratze aus Schaumstoff für mehrere Tage und wenn's sein musste mit einer Decke auf dem Boden. Die Unterkünfte waren so
verschieden wie ihre Besitzer. Muslime, Christen, Buddhisten, Taoisten, Animisten, Agnostiker, Atheisten. Ihre Etnizitäten dazu bunt wie ein Malkasten. Alle haben unser Leben bereichert, wenn
auch in unterschiedlichem Maße. Manchmal blieb es bei einer einfachen Bekanntschaft, manchmal ist daraus eine wirkliche Freundschaft gewachsen. Wir wohnten bei ihnen zwischen einem Tag und 5
Wochen. Wir haben Erfahrungen gemacht von denen wir träumten, indem wir Einblicke in fremde Kulturen, Gebräuche und Traditionen bekamen. Oft haben wir weder ihre politische Einstellung, noch ihre
Lebensphilosophie geteilt und trotzdem haben wir uns immer respektiert. Ich schreibe das hier voller Überzeugung, weil ich der Auffassung bin, dass genau so etwas einer der richtigen Wege ist, um
einander besser zu verstehen, hinderliche Vorurteile abzubauen und sich näher zu kommen.
Allein kannst Du die Welt nicht verbessern, aber gemeinsam - vielleicht. Und selbst wenn nicht, schlechter wird sie dadurch sicher nicht, nur spannender.
Nochma' Danke Euch allen und CU again!
Auf viele neue Erfahrungen. Cheers!
Die Antwort auf die Frage warum Malaysia funktioniert ist einfach. Es gibt ein Phänomen namens Maggi Mee, und es gibt noch ein weiteres namens Milo.
Maggi Mee ist, wie der Name besagt, ein Produkt der Firma Maggi, Mee die malayische Übersetzung für Nudeln. Maggi Mee ist also vergleichbar mit einer deutschen Tütensuppe mit Nudeleinlage, wobei
der Anteil an Nudeln, gegenüber dem der Suppe, merklich dominiert. Für Malaysier ist es aber viel mehr als ein Fertiggericht. Erhätlich in den Geschmacksrichtungen Ayam (Hühnchen), Kari (Curry),
Vegetables (Gemüse), Lakhsa (süß-scharf im weitesten Sinne) und Tom Yam (Thai-Version) ist es halal, das heißt nach muslimischen Vorgaben produziert und natürlich ohne Schwein. Es ist ohne Rind,
daher auch für die fleischessenden Hindus geeignet. Jeder darf es essen und jeder will es essen. Ein Gericht, das vereint und noch so viel mehr bedeuted. Maggi Mee ist Freiheit, Unabhängigkeit
und Realisierbarkeit. Maggi Mee ist, im wahrsten Sinne des Wortes, die klare Projektion der malaysischen Träume auf dem Untergrund einer Suppenschüssel.
Die 20-Cent-Speise ist zudem der Inbegriff der kulinarischen Wunscherfüllung für den kleinen Geldbeutel. Praktisch und schmackhaft, leicht im Gewicht, überall erhältlich und danach lechzend mit
weiteren Zutaten individuell getunt zu werden. Im fernen Ausland schwer erhältlich, nimmt Maggi Mee bei Reisen der Malaysier stets einen beträchtlichen Teil des Reisegepäcks in Anspruch. Im
Ausland beschäftigte Malaysier lassen sich regelmäßig Kisten aus der Heimat, gefüllt bis zum Rand mit dem "malaysischen Gold", schicken. Das geht soweit, dass Maggi, längst die Sucht nach
Sicherheit der Malaysier begriffen, stolz Gewinnspiele auf die Rückseiten der Verpackungen druckt, bei denen als Gewinne Reisekoffer und Taschen, sowie Vorratspackungen ihrer Produkte locken. Ich
schenke mir abschließende Worte und lasse dies einen unserer malaysischen Freunde übernehmen, der mir die kürzeste Antwort auf meine Frage nach dem Maggi-Mee-Phänomen während meiner Recherchen
gegeben hat. Pius: "Klar, es ist ungesund, aber es schmeckt halt einfach sooo gut!"
Was Maggi Mee beim Essen, ist Milo beim Trinken. Auf den ersten Blick ein simpler Schokotrunk aus dem Hause Nestlé. Mehr nicht. Aber wer sich längere Zeit in Malaysia aufhält, wird sich der
Omnipräsenz dieses Kulturgutes schwer entziehen können. Es prangt auf Plakaten, lacht dich von jeder Theke, jedem Kühlschrank an, wird bei den globalen Fastfoodketten geführt und ist in der Hand
von Jung und Alt, unabhängig von Geschlecht und Ethnizität, zu sehen. Oft kopiert und doch nie erreicht, ist es das Lockangebot der führenden Supermarktketten bei ihren "Promosi"-Aktionen, die
Tausende und weit mehr landesweit in ihre Läden strömen lässt, um sich mit einem Vorrat bis nach Weihnachten 2050 einzudecken. Fertig gemischt oder noch besser, weil billiger und praktischer, im
Metallkübel oder der leichteren Plastikfamilienpackung, zum selbst zu zubereiten. Regelmäßig werden bei diesen "Panikkäufen" die Einkaufswägen einem Stabilitättest unterzogen. Milo horten, als ob
der 3. Weltkrieg bevor stünde. Auch wenn die Liebe zu Milo in vielen anderen asiatischen Ländern zu beobachten ist, das Epizentrum des Wahns liegt in Malaysia. Das ist offensichtlich. Es schmeckt
in den Restaurants als Heißgetränk und, hitzeverträglicher, als Milo Ais, mit Eiswürfeln, gerne auch im 1-Liter-Krug. Nestlé gefällt es mit den kraftspendenden Eigenschaften des Getränks zu
werben, wobei die Firma versucht den Sportler in jedem Einzelnen Konsumenten zu wecken. Der Volkslksmund spricht dem Getränk Abhilfe bei Krankheit zu, was stark an die, in den 70er Jahren in den
USA, verbreitete Meinung, Coca Cola sei ein Allheilmittel, erinnert. Aber Milo passt und schmeckt einfach immer und überall und vor allem jedem.
Des Malaysiers Bockwurst und Bier haben mich sehr beeindruckt und mir, ehrlich gesagt, auch richtig gut geschmeckt.
16.06.10 - 17:44 - Ecke Claymore Hill / Scotts Road.
Wir rauchen eine selbstgedrehte "Drum"-Zigarette im McCafe. Jeder Tisch ist belegt und von jedem steigen Rauchwolken auf. Asiaten, Araber und Europäer laufen hinter meinem Rücken und vor den
Schaufenstern mit den riesigen "Sale Up to 50%"-Aufklebern des "Mango"-Stores vorbei. 3 Meter vor mir die stark befahrene Scotts Road, links neben mir eine, wie ein Toilettenhäuschen aussehende,
Starbuck's -Filiale. "24 HOURS", steht auf dem kleinen Schild, das gut sichtbar unter dem Firmenlogo plaziert ist. Der angenehm kühle Wind bringt die riesigen Palmen, Urwaldgewächse, die den
Straßenrand säumen und aussehen als wären sie einer Doku auf Discoverychannel entwachsen, zum Schwingen. Kaffeeduft zieht neben Straßenlärm an meiner Nase vorbei. Zufällig bemerke ich, dass ich
plötzlich eine Wifi-Verbindung habe, kein Passwortschutz. Keine neuen Emails. Chihi liest im Lonely Planet. Ich mache mir Gedanken wie die Welt der Zukunft aussehen mag. Vielleicht so wie hier.
Ich frage mich ob ich in Sydney, New York, San Francisco oder Singapur bin. Ich sehe wieder nach links zu den riesigen Urwaldgewächsen um mich zu vergewissern. Die Energie um mich herum scheint
grenzenlos, vielleicht hervorgerufen durch die unzähligen Mobiltelefone auf den Tischen um uns herum. Ich zähle mehr Handys als Menschen. Ich rauche meine Zigarette fertig. In Singapur habe ich
beschlossen, aufgrund des hohen Tabakpreises, die Zigaretten wirklich bis zum Ende zu rauchen. Ich schlage Chihi vor uns ein neues Plätzchen, neue Eindrüchke zu suchen.
17.06.10 - 17:55 - Maxwell Food Center.
Gerade habe ich meine Szechuan Beef Noodle Soup verpiesen. Fantastsich ausbalanciert; eine starke Rindfleischbrühe, angereichert mit dunkler Sojasoße, gehackten, gerösteten Zwiebeln,
Frühlingszwiebeln und mit in Chilliöl angebratenen Nudeln. Reichlich geschmortes und mit der Schere vom Ganzen geschnittenes Rindfleisch obendrauf. Große Küche, kleiner Preis. Der Foodcourt, an
dessen Außenseite wir sitzen, liegt in Chinatown gegenüber der Singapur City Gallery. Die Ausstellung dort ist modern und zeigt die Stadtplanung für die nächsten Jahrzehnte. Die Visionen sind
selbstbewußt und es fällt mir schwer mich zu entspannen. Zuviele Gedanken, die diese Satdt in mir aufbegehren lässt. Zuviele Ideen. Mein Kopf ist voll wie mein Magen. Um uns herum kommen immer
mehr Leute, wahrscheinlich gerade von der Arbeit, um ihre wenige freie Zeit mit einem Abendessen einzuleiten. Singapur plant an allen Ecken und Enden des Landes neue "Recreational"-Parks, Anlagen
und Gebiete, in denen sich die Menschen zu erholen haben, um wieder fit für die Arbeitswelt zu sein. Singapur scheint besessen von der Idee mehr und mehr dieser "wiederherstellenden"
Örtlichkeiten produzieren zu müssen, immer natürlich mit einer genauen Angabe wie sich dann dort genau erholt werden soll. Auch Spaß wird vorgeschrieben. Ich will solche Flächen nie brauchen. Die
schwarze Katze auf der anderen Bürgersteigseite wohl auch nicht. Vielleicht sollte ich sie mal fragen, wenn wir aufgestanden sind.
23.06.10 - 15:33 - Holland Park.
Ich sitze am Fenster im 9. Stock eines teuren Appartementsblocks, schaue dem Regen zu, wie in vor mir die Tiefe fällt. Ich habe die Zeit mir Gedanken über die Welt und das Leben darin zu machen
und bin dankbar dafür. Dem durchchnittlichen Singapurer bleibt diese Zeit wohl kaum. Es ist erschreckend welchen Preis die Menschen für "sogenannten" Luxus bezahlen und scheinbar auch bezahlen
wollen. Alles hat seinen Preis, aber bitte nicht um jeden. Es ist ein besonderes Leben, dass wir gerade führen. Ein Leben im Luxus, ohne viel dafür bezahlen zu müssen. Ich trinke den Kaffee nach
dem Essen, der mir auf Bestellung von der Hausangestellten gebracht wurde. Unser Zimmer wird täglich geputzt, unser Badezimmer selbstverständlich auch. Es wird für uns gekocht. Wir haben zwar das
Geld dafür nicht, aber wir kennen Menschen, die es haben.
Singapur selbst ist eine sehr interessante Stadt, vielleicht mehr. Einen Eindruck über die Zukunft haben wir gestern bekommen, als wir uns das Marina Bay Sands angeschaut haben. Ein sogenanntes
"Integrated Resort", das Singapur scheut beim Namen zu nennen: Casino. Aber es ist nicht nur das. Der Komplex beherbergt Luxushotels, Luxusboutiquen, Luxusrestaurants und zu allem erdenklichen
Überfluß auch noch das größte Outdoor-Schwimmbad auf dieser Höhe der Welt. Planschen auf dem Dach 200m über dem Erdboden. Schöne neue Welt. In Indien werden wir uns sicher des Öfteren an diesen
Traum von der heilen Welt erinnern. Wahrscheinlich schon viel früher. Wie verschieden und doch gleich ist unsere Welt.
Stell Dir vor Du fährst mit einem Schnellboot auf einen grünen Punkt zu. Als Du Dich näherst, siehst Du eine Insel, dessen grüne Farbe von ihrer Bewaldung kommt. Du steigst aus dem Boot, läufst
über einen Steg gerade auf den weißen Sandstrand einer Bucht zu. Kleine Gästehäuser und wenige Cafes liegen auf einem schmalen Streifen zwischen dem bergigen, saftig grünen Hinterland und dem
kleinen Strand. Das Wasser ist so türkis, wie Du es nur von den Pools der Superreichen aus RTL-Reportagen kennst. Du läufst zum Ende des Strandes, steigst über einige, vom Meerwasser geglättete
Felsen und erreichst schließlich Dein ganz eigenes Holzhäuschen. Zur Meeresseite steht es auf Stelzen, um seine, Deine Terasse stützen zu können. Die Terasse ist wie das gesamte Haus aus Holz,
überdacht und bietet Dir den atemraubendsten Meeresblick Deines Lebens. Du hörst das Windspiel aus Korallen, dass ein vorheriger Bewohner an der Decke der Terasse angebracht hat und freust dich
über die Melodie, die es zusammen mit dem Meeresrauschen komponiert. Du denkst Dir, dass Du nicht sterben willst, weil es im Paradies auch nicht schöner sein kann. Und dann denkst Du plötzlich
nicht mehr und blickst nur noch auf die Felsen, wie sie von der Gischt umspült werden und riechst die Einfachheit des Lebens. Du riechst Wunschlosigkeit.
Du überquerst auf dem Weg zum Abendessen wieder den Strand und läufst im Schatten der Palmen. Es duftet nach Barbeque. Vor jedem Gästehaus wird ein Grill betrieben. Zur Auswahl stehen
verschiedene Fleisch- und Fischsorten, frische Meeresfrüchte. Bei Kerzenschein lässt Du Dir den fangfrischen Baracuda schmecken, bevor Du Dich wieder über den kleinen Strand in der Bucht nach
Hause bewegst. Einige Pärchen liegen verschmust im Sand. Kaum eine Menschenseele scheint es auf diese Insel verschlagen zu haben. Fledermäuse fliegen durch die Bäume. Über Dir nur ein
Sternenmeer, dass mit dem Horizont kollidiert. Erschöpft vom vielen guten Essen fällst Du in Dein Bett. Das Meeresrauschen wiegt Dich in einen tiefen Schlaf.
Die Sonne scheint in Dein Zimmer und die Strahlen laden Dich zu einem neuen Tag auf der Trauminsel ein. Du spazierst auf den Strand und fährst mit einem kleinen Boot auf's Meer hinaus. Du läßt
Dich mit Schnorchel und Flossen ins Wasser fallen. Es ist warm und Deine Sicht ist unglaublich weit. Du schwimmst mit kleinen Haien, die Dich in ihrem Zuhause willkommen heißen. Du nimmst ein
Wettrennen mit einer Riesenschildkröte auf und musst Dich nach einigen Minuten geschlagen geben. Du fütterst Meeresbewohner, die so bunt sind als wären sie direkt einem Disney-Film entsprungen,
schwimmst über Korallen hinweg und durch Fischschwärme hindurch.
Von Deinem kleinen Holzhäuschen führt ein Pfad durch den Dschungel. Reptilien mit den Ausmaßen kleiner Krokodile kreuzen Deinen Weg, Schmetterlinge fliegen Dir um Deinen Kopf. Nach wenigen
Minuten erreichst Du einen verlassenen Strand. Du gehst ins Wasser, genießt die Einsamkeit und lässt Dich einfach auf dem Rücken im Wasser treiben.
Du merkst das alles so einfach sein kann.
Stell Dir vor... wir waren an diesem Ort - Coral Bay, Pulau Perhentian Kecil, Malaysia.
Im Moment könnte ich über Dutzende Themen schreiben. Das spektakulär Unspektakuläre dieses Landes fasziniert uns und beruhigt mich von innen heraus mit einer tiefen Ausgeglichenheit und Freude.
Wir leben jetzt fast 6 Wochen in Malaysia und mußten, dank Couchsurfing und der Gastfreundlichkeit der Malaysier, lediglich 4 Übernachtungen davon bezahlen. Wir sind gerne hier und gerne gesehen
in Malaysia. Einem Land, dem es trotz vieler Bemühungen und finanzieller Aufwendungen noch nicht gelungen ist, den internationalenTourismus als eine eben bedeutsame Einnahmequelle, wie
beispielsweise in Thailand, zu erschließen. Dabei hat das Land alles was ich zum Glücklichsein brauche. Schönes Wetter, Strände, Berge, Architektur und Geschichte reichen mir nicht. Malaysia hat
all das zwar zu bieten, aber darüber, darunter, daneben und überhaupt überall verzaubert mich dieses Land mit seinem Essen und noch beeindruckender - wenngleich fast unmöglich - mit seinen
Menschen. Ich habe mich in dieses Land vorrangig wegen seiner Bevölkerung verliebt. Einer durchaus problematischen Mischung von Menschen, die sich aus drei, mehr oder wenig, großen Mehr- oder
Minderheiten zusammengesetzt. Den Hauptteil bilden dabei die Malayen, gefolgt von den Chinesischstämmigen und den Indern. Daneben finden sich unzählige kleine Minoritäten, die teils Malaysia,
teils andere asiatische Länder als ihre Ursprungsheimat ansehen. Ein Melting Pot par excellence. Alle haben ihre eigenen Religionen, Traditionen und Hintergründe. Aber Malaysia ist ein
Spannungsfeld in dem durch jahrhundertelange Erfahrung pragmatisch agiert und respektvoll miteinander umgegangen wird.
Geschichten über Geschichten kann ich bereits erzählen um eindrucksvoll die Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit, Hilfsbereitschaft und das Interesse der Malaysier zu schildern. Jeden Tag kommt
mindestens eine neue dazu. Ihr Inhalt, die Situation variiert, die Konklusion dabei ist immer dieselbe. Die Malaysier sind der Hammer. Als Soziologe bin ich hier voll in meinem Element und
erforsche Tag ein Tag aus die Umgangsformen, das Verhalten, die gesellschaftliche Zusammensetzung, ja alles Erdenkliche, nur um die gewonnenen Hypothesen und Ergebnisse zu einer möglichen Antwort
auf die große Frage "Warum sind die meisten hier so wunderbare Menschen?" zu schmieden. Theorien habe ich viele, zu deren Ausführungen bräuchte ich jedoch mindestens eine Stunde Redezeit. Lieber
möchte ich einige "daily life"-Begebenheiten erzählen, um verdeutlichen warum es uns in diesem Land so gut gefällt. Eins möchte ich zuvor noch erwähnen. Der hohe Bildungsstand in Malaysia
beeindruckt mich täglich und steht auf Augenhöhe mit dem der führenden Nationen Asiens. Die Menschen sind einfach reflektiert. Mit dem Unterschied, dass hier tatsächlich über den Tellerrand
geschaut wird, was mir weder in meinem geliebten Japan, noch Südkorea, noch anderswo so und in diesem Maße aufgefallen wäre. Die Allgemeinbildung ist überdurchschnittlich, das vielseitige
Interesse der Menschen ist allgegenwärtig. Die Neugier auf Neues scheint abgesichert durch ein Fundament der Furchtlosigkeit vor dem Fremden. Die Wurzel dafür liegt offensichtlich in der
Verschiedenheit der Bevölkerung und der Notwendigkeit damit umzugehen. Wir fühlen uns angenommen als Menschen, nicht als bloße Touristen. Doch jetzt zu den eigenlichen Geschichten.
Der Supermarkt, ein von uns generell favorisierter Ort um die Kultur der Einheimischen kennen zu lernen, ist ein Hauptschauplatz zahlreicher netter Begegnungen. Wir sind gerade dabei Manggis oder
Mangosteen (meine neue Lieblingsfrucht und "the Queen of fruits" liebevoll in Malaysia genannt) in unsere Plastiktütte zu packen, als sich ein älterer Herr zu uns gesellt, ebenfalls die Früchte
prüft, dann jedoch uns in die Hand drückt, anstatt sie selbst einzupacken. Dazu erklärt er uns fachmännisch woran die Frischezustand der Frucht zu erkennen sei: am Stengel. Als unsere Tüte
ausreichend gefüllt ist, bedanken wir uns verabschieden uns höflich.
Wir stehen an der Kasse, suchen unseren zuvor abgestellten vollen Einkaufskorb. Eine Kassiererin verschwindet gerade und wir versuchen ihr hinterher zu schreien, werden aber nicht gehört von ihr.
Ein unbeteiligter Kunde in einer anderen Schlange beobachtet dies und brüllt die nun schon sehr weit entfernte Kassiererin auf malayisch zurück. Eine Selbstverständlichkeit. Spektkulär
unspektakulär. Aufmerksam und hilfsbereit.
Beim Einsteigen in den Bus wird weder gekämpft wie in China, geprügelt und gebissen, wie in Vietnam, oder sich wie aus einer Mischung aus Armee und Gänsemarsch mit einem Meter Abstand zum
Nächsten, wie in den USA, angestellt. Es wird sich einfach respektvoll verhalten, den Älteren geholfen, ohne dabei überkorrekt zu sein. So wunderbar normal.
Es ist die Regel, dass wir, wenn wir im Bus den Busfahrer darum gebeten haben uns bei der gewünschten Haltestelle zu benachrichtigen um aussteigen zu können, mindestens von 3 anderen Fahrgästen
ebenfalls freundlich unterstützt werden. Oder andere Fahrgäste sehen unsere Planlosigkeit, fragen uns nach unserem Ziel und stehen daraufhin auf um den gesamen Bus zu durchqueren und den
Busfahrer darüber zu informieren.
Gestern nahm uns ein Fahrer eines öffentlichen Busses gratis zu einer anderen Haltestelle mit um unsere Wartezeit zu verringern. Chihi und er kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass
die beiden in der gleichen japanischen Stadt gewohnt hatten. Daraufhin schaltete er sein Handy ein um Chihi seinen japanischen Lieblngssong zu zeigen. Um die Lautstärke zu erhöhen hielt er sein
Mobiltelefon einfach an das Busmikrofon und der gesamte Bus hörte mit. Chihi sang dazu. Nachdem er uns hatte aussteigen lassen, schloß er die Türen und passierte hupend und winkend. Alltag.
Generell scheint die Hilfsbereitschaft der malaysischen Menschen keine Grenzen zu kennen. Das beste daran ist die Hilfsbereitschaft untereinander. Anfänglich bezog ich ihr zuvorkommendes
Verhalten auf unseren Touristenstatus. Fehlanzeige. Die Menschen helfen sich grundsätzlich. All das geschieht aber nicht auf einer abgelegenen Südsee Insel oder in einem afrikanischen
Dritte-Weltland, sondern in Malaysia, einem fortschrittlichen, (relativ) modernen Land unserer Erde.
Als wir in Ipoh, der Hauptstsadt Peraks, gerdade ein Foto vom kolonialen Bahnhof machten, schlenderte ein Mann vorbei und bot uns unaufgefordert an ein Foto mit uns beiden zu machen. Wir kamen
ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er ehrenamtlicher Mtarbeiter der ortsansässigen Gesellschaft für Tourismus ist. Wir fuhren mit seinem Auto durch halb Ipoh, tranken mit einheimischen
Indern am Straßenrand scheußlichen indischen Yoghurt und dann kaltes, besser schmeckendes Sprite, bei seiner Familie zu Hause. Wir fuhren gemeinsam zum bekanntesten Tempel Ipohs und bestiegen den
angrenzenden Berg um die fabelhafte Aussicht zu genießen, die er uns stolz erklärte. Wir diskutierten über Politik und die Gesellschaft und Gott und die Welt. Anschließend fuhren wir zu einem neu
erschlossenen See und machten eine Gratisbootsfahrt darauf, da er die Angestellten kannte, wie scheinbar ganz Ipoh. Bevor er uns heimfuhr besuchten wir eine biologische Pomelofarm und
unterhielten uns mit der Besitzerin. All das war nicht genug und wir wurden zum ersten "Ipoh Heritage Walk", einer Testveranstaltung für das zukünftige Tourismusprogramm, am nächsten Morgen
eingeladen. Dort waren wir unter 100 Leuten, die sich aus Lehrern, Professoren, interessierten Einheimischen und Angehörigen und Vertretern sämtlicher Torismusvereine zusammensetzten, die
einzigen 2 Touristen. Wir waren einfach dabei. Auch beim anschließenden Lunchbuffet, selbstverständlich kostenlos, und beim Fotoshooting für die Zeitungen. Ich mußte in meinem völlig
verschwitzten T-Shirt, neben dem Tourismuspräsidenten auch noch den Werbebanner halten. Meine Position war dabei genau die in der Mitte. Selbstverständlich gaben wir gerne noch ein Interview der
größten malaysischen englischsprachigen Tageszeitung. Um unsere Bustickets für den nächsten Tag zu kaufen, mußten wir noch zum Bahnhof. Dass ein netter Yale-Absolvent uns nicht nur dorthin
chauffierte, sondern auch noch im Auto auf uns wartete um uns anschließend vor unserer Haustür abzulierfern brauche ich wohl kaum noch erwähnen. Hammer. Danke nochmal.
Noch eine. Wir standen im Zentrum Kuala Lumpurs an einer Starßenkreuzung, orientierungslos auf unsere Straßenkarte starrend, als wir von einem vorbeieilenden Anzugträger mittleren Alters
angesprochen wurden. Er fragte uns, ob er uns helfen könnte. Erst schilderte er uns den von uns gesuchten Weg, dann gab er uns seine Email-Adresse mit dem Hnweis ihn jederzeit kontaktieren zu
können, falls wir ein Problem hätten. Er war offensichtlich in großer Eile, was ihn nicht daran hinderte uns eine weitere Telefonnummer eines befreundeten Taxifahrers zu geben, nur für den Fall,
dass wir einen vertrauenwürdigen Chauffeur benötigten. Das ganze hat maximal 2 Minuten gedauert. Eine weitere ganz normale Begegnung?
Alles so spektakulär. Vielleicht liegt es auch an uns. Wir sind cool. Aber Ihr macht es uns auch leicht cool und ausgeglichen Euch gegenüber zu treten. Wir spiegeln einfach Eure Art. Danke!
Warum sind die Vietnamesen so wie sie sind? Ich weis es nicht. Aber ich weis, dass es nicht immer leicht war für uns - euphemistisch ausgedrückt. Von Anfang an hatten wir Probleme mit den meisten
Vietnamesen, die uns begegneten, und sie offensichtlich mit uns. Wir lassen uns ungerne bescheißen. Fast ausnahmslos wurde genau das aber mit uns versucht. Ich schreibe das auf meinen Block um
den Frust und die Aggression, die ich in mir trage, endlich loszuwerden. Seit Wochen mache ich mir Gedanken, ob es richtig ist, diese Erfahrungen auf unserer Seite zu veröffentlichen, oder nicht.
Ich bin zu dem Schluß gekommen: "Ja, es ist richtig. Sebastian, lass deine Wut raus" und "Wer es nicht lesen will, muss es ja nicht lesen", "Es ist meine Meinung, die auf unseren Erfahrungen
beruht". Ich will mich nicht rechtfertigen müssen und tue gerade das schon wieder.
Zuviele schlechte Eindrücke in zu kurzer Zeit, deren Ausnahmen vorhanden, aber äußerst selten gewesen sind. Besonders deutlich wird es, wenn man das Verhalten der Vietnamesen im Vergleich zu
ihren Nachbarn betrachtet. Keines der angrenzenden Länder hat respektlosere Menschen, verlogenere und unehrlichere Menschen. Starker Tobak; hört sich hart an. Ist es auch und soll es auch. Ein
Freund von mir hat kürzlich im Internet gepostet: "Hätt' Anne Will eine Brille, ich tät' sie ihr von der Nase hauen wollen." Ich würde so eine Brille auch gerne den Vietnamesen von der Nase
hauen.
"Wenn ihr, Vietnamesen, uns in eurem Land nicht haben wollt, dann sagt es doch", habe ich mir immer wieder gedacht. Aber sie wollten uns, unser Geld, und nur unser Geld. Hatten wir bezahlt,
fühlten wir uns nicht mehr geduldet, zahlten wir nicht, wurden wir beleidigt. Uns wurde auf der Straße mehrmals ein "Fuck you!" hinterhergebrüllt, weil wir uns nicht bescheißen lassen wollten,
wie die anderen Touristen. Fremde Menschen zeigten mit dem Finger auf uns und lachten uns aus. Zweimal wurde versucht uns auf offener Straße zu bestehlen. Der dreiste Dieb öffnete meinen Rucksack
und als ich ihn stellte, versuchte er zu türmen. Wir rannten hinterher und schossen ein Foto. Als ich in einem touristischen Souvenirladen darum bat die Polizei zu verständigen, konnte plötzlich
niemand mehr englisch. Der Dieb entkam, nachdem er uns noch wild beschimpft und Chihi mit Sonnenblumenkernen bespuckt hatte. Die Polizei kann generell nicht verständigt werden, weil die Polizei
kein englisch spricht und sowieso lieber Schmiergeld einschiebt und sich am Straßenrand mit Teetrinken vergnügt. Wie haben wir uns allein gelassen gefühlt! Den meisten Vietnamesen scheint das
auch egal zu sein, was, wie und warum so ist und um sie herum geschieht. Ob Diebstahl, Polizei, Partei, Gerechtigkeit, man schert sich einen feuchten Kericht darüber auch nur einmal ansatzweise
darüber nachzudenken, geschweige diese Dinge in Frage zu stellen in diesem Land. Einem Land in dem den meisten alles, außer Geldmachen, Geldhaben und Geld zur Schaustellen, scheißegal ist. Das
Land der Poser versteckt seine Intellektuellen oder sie verstecken sich selbst. Ungebildet, unreflektiert und ungeniert. So schlimm, dass es mir nicht mehr leid tut. Es tut mir auch nicht leid zu
wissen wo dieses Land in 10 Jahren steht. Es wird genau da stehen, wo es heute steht und schon vor zehn Jahren gestanden hat, als ich zum ersten mal einen Monat hier verbracht habe. Der
Unterschied von heute zu damals? Die Menschen haben sich offensichtlch noch mehr dem Geld verschrieben, der Tourismus ist noch mehr geworden, genau wie der Verkehr und sonst? Alles beim
Alten.
Kommunismus, Sozialismus, Buddhismus. Das ich nicht lache. Mehr Fehlinterpretation scheint mir unmöglich.Wenigstens wissen wir jetzt sich man sich fühlt, wenn einem verweigert wird den regulären
Preis zu bezahlen und es vorgezogen wird lieber gar kein Geschäft zu machen. Wer sich nicht abzocken lassen will ist der Depp und wer sich abzocken lässt sowieso.
In Richtung Süden wurde es besser, fernab vom Tourismus teilweise sogar schön. Wir beide möchte unsere "vietnamesische" Erfahrung nicht missen, denn wer den Schatten nicht kennt, weis die Sonne
nicht zu schätzen.
Wir sind jetzt in Malaysia und von diesem "Traumland" aus scheint mir meine Erinnerung an Vietnam noch häßlicher.
Ich spar mir die vielen anderen Geschichten von Haß, Neid, Korruption, Rassismus und die Bahn für meinen nächsten Block freizuräumen.
... und der wird soo anders.
Und wenn das populitisch war, dann freut's mich. Ihr mich auch!
Angeregt durch ein Facebook-Posting "Has backpacking changed?" (Lonely Planet Blogs auf Facebook), initiiert durch den internationalen
Reiseführerverlag Lonely Planet, muß ich mich dieser Frage hier auf meinem Block annehmen.
Die Frage an sich ist eigentlich überflüssig, denn wie alles hat sich natürlich auch das Rucksackreisen im Laufe der letzten Jahre verändert. Vielmehr stellt sich mir die Frage "Was ist
Backpacking heute?", genauer "Was kann Backpacking für viele heute sein und werden?".
Es ist eine sehr weitreichende Frage und ich möchte ungern eine Bücherserie darüber publizieren. Dennoch sind mir im Laufe der letzten 7 Monate soviele Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zu
anderen Rucksackreisenden aufgefalllen, dass ich denke, es ist an der Zeit jene zu thematisieren. Ich werde versuchen ohne rückblickende, historische Vergleiche, jammernde
"früher-war-alles-besser"-Sentimentalitäten und apokalyptische Zukunftsprognosen, die Spezifika des Backpacking 2.0 Plus heute und deren positive Konsequenzen, im Besonderen für uns, zu
skizzieren.
Was zeichnet also diese Spezie Reisender aus und warum?
Über dieses Phänomen habe ich mich - mit vielen Gleichgesinnten, unterwegs - ausgetauscht und mußte oft erschreckt feststellen, dass unsere, von Familie und Freunden in der Heimat so oft
bewunderte, Individualität, das gewisse "Freaksein" und unser Wagemut eher der Partizipation an einer Massenbewegung gleicht. Das Aussteigen aus der eigenen Gesellschaft ist nur ein Einsteigen in
eine neue, globaler funktionierende, aber nicht weniger organisierte Struktur.
Grundlegende Voraussetzungen und Gemeinsamkeiten organsieren und strukturieren das Leben unterwegs stärker denn je. Wir haben Zeit, und haben wir diese nicht, dann nehmen wir sie uns. Für viele
ist es ein Leichtes den Job ein Jahr ruhen zu lassen oder gleich zu kündigen, oder noch viel besser, wie in meinem Falle, erst gar nicht anzufangen. Eine verbindliche oder gesichterte
Lebensplanung gibt es kaum eine mehr. Das vereinfacht. Wo keine Felle sind, können auch keine davonschwimmen.
Wir haben Geld. Wir kommen aus dem "reichen" Westen und reisen in billige Länder, vorzugsweise mit Billigfliegern, um dort billig zu leben. Der Markt macht die Preise, und dieser ist riesig
geworden. Der abgedroschene Vergleich "wie Pilze aus dem Boden schießen" paßt leider voll und ganz auf die Hostel-, Guesthouse- und Hotellandschaft in den bevorzugten Ländern. Der Reisende als
Kunde profitiert. Die Auswahl ist unerschöpflich, die Kosten niedrig.
Hinzu kommt die Verfügbarkeit aller Annehmlichkeiten. Wer eine gewissse, teils nur minimale Flexibilität bei der Verwendung von täglichen Konsumgütern besitzt, dem wird es an kaum etwas mangeln.
Ob "Ritterport" und das gute bayerische Bier oder Spaghetti Bolognese; ob "Nivea-Creme" oder "Colgate-Zahnpasta", Bücher zum Tausch in der eigenen Sprache (sofern man nicht aus aus Island kommt
;) und weis der Kuckuck noch was. Die internationalen Marken von zu Hause sind nicht umsonst international.
Vielleicht das Beispiel hierfür ist die Khaosan Road in Bangkok. Alles (und teilweise noch viel mehr) was der Rucksackreisende auf seiner Rucksackreise benötigt ist auf Lager.
Ich habe mir einen Internationalen Studentenausweis - gültig bis Ende 2010 - für 2€ austellen lassen. Sieht aus wie mein alter :) Außerdem bin ich jetzt Mitglied in der Internationalen
Vereinigung... das würde zu weit führen. Schuhe, Taschen, Reiseequipment aller Art... ach was fang ich jetzt an aufzuzählen; alles wartet zu Spottpreisen auf die hungrigen Massen, die 24/7 zum
Mekka der Verfügbarkeit pilgern! Wer noch nicht hat was alle haben, stockt auf. Reiseuniformen und Reisefrisuren, die die Individualität hervorheben, sowie das neueste iTunes-Mobilar und
Reiseführer. Im Klartext: weite Baumwollhosen, Muskelshirts, Rastas, endlos mp3s, Filme und Lonely Planet Guidebooks.
Für mich aber die interessanteste, und sicher nicht unwesentlichste, Gemeinsamkeit des 2.0 Plus Backpackers ist auf das Internet zurückzuführen. Das fängt damit an, dass beinahe ein jeder ein
Netbook (vorzugsweise von Samsung oder Asus) mit sich rumschleppt. Oft durch ein iPhone erweitert; zumindest irgendein mobiles Telefon wartet auf seinen Benutzer. Ausnahmen bestätigen die Regel,
das weis ein jeder, und zu dieser Subgruppe der Exoten zählen auch wir. Ein bisschen Freiheit in der Freiheit muß erlaubt sein; im Notfall lässt sich jede Telefonnummer auf der Welt ja über Skype
anrufen. Verbundensein mit "daheim" (welch diffuser Begriff) und dem Rest der Welt, in dem man sich gerade nicht befindet, ist aufgrund der Wifi-Verfügbarkeit in immer mehr Hostels und Cafes
sowieso kein Problem mehr. Dank Skype, Email und natürlich Facebook erreichen wir und werden erreichtt. Facebook fehlt, wenn ich auf die Rechner der anderen Hostelbewohner schiele, in fast keinem
Reisegepäck. Wir bloggen, chatten, posten, up- & downloaden und basteln an unseren Homepages. Wir kommuniziern nicht nur mit "daheim". Wir spielen im doppelten Sinne global mit. Hier und
dort. Wo immer das auch sein mag.
Schon einen Platz zum Schlafen? "Couchsurfing" oder "Hospitality Club", zwei internationale Online-Services, dessen Mitglieder die Website nutzen, um eine kostenlose Unterkunft auf Reisen zu
finden, selbst eine Unterkunft oder auch anderes anzubieten, wie beispielsweise einem Reisenden die Stadt zu zeigen, stehen bereit. Wem das nicht zusagt, kann zumindest einen Blick auf
"Hostelworld" und Konsorten werfen. Ob zur reinen Information, oder zur tatsächlichen Inanspruchnahme des Internetdienstes für Unterkünfte weltweit - das Bett liegt nur einen Mausklick weit
entfernt. Wir suchen und buchen, recherchieren und transferieren. Kreditkarten hat ein jeder, und wer nicht, reist woanders als wir, hat einen Geldkoffer statt einen Rucksack oder nicht mehr alle
Tassen im Backgepacktem. Plastic Cash Rules Everything Around Us? Jedenfalls im Netz und sogar in immer mehr Drittweltländern. Der schnöde Mammon schnarcht währendessen auf den beheimateten
Konten mit vorzugsweise hohem Zinssatz und wird bei Verlangen nach Barem aus einem an jeder Ecke stationiertem Geldautomaten gezogen. Scheiße, wie schnell hat sich alles verändert!
Und was soll der ganze Irrsinn? Er erlaubt uns in gewisser Weise "unterwegs" zu leben und den Alltag neu zu definieren - für sehr lange Zeit. Wunderbar!
ps. ja, der Text ist keineswegs eine streng wissenschaftliche Publikation; ja, natürlich bin ich mir über die einhergehenden, negativen Konsequenzen dieses Wandels bewußt (deswegen habe ich ja
auch einleitend erwähnt die positiven Konsequenzen zu beschreiben!); ja, meine Argumente sind nicht vollständig, weil die Thematik a priori keine Vollständigkeit erlaubt und ich mich dieser auch
nicht verpflichtet fühle - nimm's als Exzerpt; ja, natürlich darfst auch Du gerne Deine Sichtweise als Kommentar hinzufügen. Danke.
Wie sehr hast Du mich beeindruckt, mir gut getan und wirst das sicher wieder tun.
Ich vermisse Deine Energie, Deine Menschen und Dein Essen.
Ich vermisse Deine Traditionen, Deine Moderne und Deinen Humor.
Ich vermisse Deinen Wandel, Deine Möglichkeiten und Deine Gefahren.
Wie sehr hast Du mich beeindruckt, mir gut getan und wirst das sicher wieder tun.
Ich vermisse Deine Gebäude, Deine Straßen und Deine Brücken.
Ich vermisse Deine Busse, Deine Taxis und nicht Deine Tuk-Tuks.
Ich vermisse Deinen Verkehr, Deinen Lärm und Deine Lichter.
Wie sehr hast Du mich beeindruckt, mir gut getan und wirst das sicher wieder tun.
Ich vermisse Deine Seven-Elevens, Deine Märkte und Deine Preise.
Ich vermisse Deine Ruhelosigkeit, Deine Toleranz und Deine Weltoffenheit.
Ich vermisse Deine Unterschiede, Deine Flexibilität und Deine Standhaftigkeit.
Wie sehr hast Du mich beeindruckt, mir gut getan und wirst es sicher wieder tun.
Ich vermisse Deine Unzuverlässigkeit, Deine Verrücktheit und Deine Unerklärbarkeit.
Ich vermisse Deine Widersprüche, Deine Spannung und Deine Gelassenheit.
Ich vermisse Deine Liebe, Deine Gleichgültikeit und Deine Abneigung.
Wie sehr vermisse ich Dich BKK.
Khmer unser, die Ihr seid in Kambodscha,
geliebt werde Euer Land.
Eure Zukunft komme.
Euer Frieden geschehe,
wie in Kambodscha also auch in der Welt.
Unsere tägliche Freude an Euch und Eurem wunderbaren Land gebt uns heute.
Und vergebt uns unsere vergangene Ignoranz und unsere Schuld
bei all den Greueltaten der Khmer Rouge nur zugesehen zu haben;
denn wir waren lange die Schuldigen.
Und führt uns nicht nur in der Wiedergutmachung,
sondern erlöst uns von unserem schlechten Gewissen.
Denn Euch ist die Zukunft mit Eurer Kraft und Herrlichkeit in Ewigkeit.
Akhun.
In Erinnerung an all die Millionen die unter der Schreckensherrschaft der Khmer Rouge (Roten Khmer) grausam ihr Leben gelassen haben. Ruhet in Frieden.
Mein erster Eindruck ist vielschichtig. Die Leute sind sehr freundlich, solange sie Dir nichts verkaufen wollen. Leider wollen gerade hier in Siem Reap viele genau das.
Egal ob sie Dir einen Tuc-Tuc-Dienst aufschwatzen wollen, eine Massage oder irgendwelche Souveniers. Viele Kinder betteln, haben dabei, nach klassischem Bombay-Vorbild, noch kleinere Kinder auf
dem Arm. Der Anblick ist herzerweichend, aber es ist wichtig strikt zu bleiben und kein Geld zu geben, um die Eltern, für die diese Kinder arbeiten, nicht noch weiter zu ermutigen, ihre
Sprößlinge lieber auf die Straße anstatt in die Schule zu schicken.
Viele Einheimische sehen beim Anblick der Touristen lediglich blitzende Dollarnoten, was zur Folge hat, dass hier in übermäßigem Maße versucht wird Dir Beschiß in großem Maße anzutun. Aber auf
eine so ungeheuerlich dreiste Art und Weise wie sie mir selbst in China, Vietnam oder Indien noch nicht untergekommen ist. Die Landeswährung ist Riel. Der Umrechnungskurs liegt bei ca. 1€ = 6000
Riel, oder 1$ = 4000 Riel. Die Preise werden mit Vorliebe in Dollar angegeben, gerne aber auch mit Riel gemischt. Zur Erklärung: eine Speisekarte bietet für einen Dollar ein Nudelgericht an,
darunter wird ein Rindfleischgerischt mit 5000 Riel und ein gedämpfter Reis mit 1500 Riel ausgeschrieben. Beim zahlen heißt es dann einfach "4$ please, I can give you change." Rechnen ist
angesagt... immer. (Hast Du den Beschiß gemerkt?) Und bis jetzt haben sie immer versucht uns wenigstens um 500 Riel zu bescheißen. Fast ein jeder macht mit, das ist das Problem. Den meisten
Touris scheint das egal zu sein, wir sehen niemanden sich beschweren... außer uns.
An der Grenze hat das schon angefangen. Wir hatten ein Ticket in Bangkok-Siem Reap gebucht und dabei mehr als 10 Reisebüros aufgesucht um das billigste zu bekommen. Hat sich gelohnt, keiner im
Bus hat weniger gezahlt. Aber jetzt zum Beschiß. Kurz vor der Grenze beim Mittagessen werden dann vom selbsternannten Assistenten des Busunternehmens schon mal die Visumsanträge ausgeteilt.
Wunderbar, das spart Zeit an der Grenze. Dann werden die ausgefüllten Papiere eingesammelt, mitsamt den Pässen, und es wird versichert, dass dieser Service gratis ist und man ohnehin keine Chance
hätte sich selbst an den langen Warteschlangenan der Grenze anzustellen. Der Bus hätte dort nur eine Stunde Aufenthalt, wer dann noch kein Vusum hat wird zurückgelassen. Einige Reisende hatten
schon in Thailand auf selbstloses Anraten einiger Reisebüros Visa beantragt, selbstverständlich zu absolut überhöhten Preisen. Die restlichen unserer Mitreisenden waren über den Service dankbar
und haben gerne 35$ für das Visum gezahlt; mit Außnahme von Vieren, uns inklusive. Wir hatten uns vorher informiert und trauen sowieso niemandem mehr. Wir beharrtes selbst dann noch auf unsere
Selbstständigkeit als der Assistent uns versicherte, wir würden ein sehr riskantes Vorhaben eingehen. Egal, wir wollten unsere Pässe zurück. Als alle noch beim Essen waren, oder dem Kaffee
danach, kam plötzlich ein Minivan und wir vier wurden gebeten einzusteigen. Und dann begriffen wir - alles nur Panikmache. Sonderservice für die Abtrünnigen und Schutzmaßnahme davor, dass noch
andere "abspringen" könnten. Wir wurden zur Grenze chauffiert, wo schon unser privater Guide stand. Der half us dann auch die ganzen Formalitäten schnell zu bewältigen. Unser Visum hat
letztendlich 20$ gekostet und wir saßen sogar wieder früher im Bus als die Beschissenen. No risk, no better deal!
Jetzt noch kurz zur Wasserqualität, bevor ich einige wunderbare erste Eindrücke schildern möchte. Alle Wasserhähne und Duschen, die wir bisher aufgedreht haben (wir waren die erste Nacht in einer
anderen Unterkunft, daher die Vergleichsmöglichkeit), gaben zwar eine durchsichtige, aber so stark nach Metall und Rost stinkende und schmeckende Flüssigkeit von sich, wie... mir fehlen die
Worte. Schockierend.
Aber, aber! Wir fühlen uns sauwohl hier. Freundliche Menschen, lächerlich niedrige Preise für Unterkunft und Essen, fantastisches Wetter und eine Menge zu tun. Überall werde "Mr. Fish Massagen"
angeboten. Für 2,5$ bekommt man eine Dose kaltes Bier und stellt seine Füße in ein Wasserbecken in dem hunderte, kleinere oder größere Fische (je nach Wunsch) einem die Haut von den Füßen
knabbern. Es gibt hier außerdem soviele Bars und Restaurants, dass einem wirklich schwindelig werden kann. Meist zu sehr fairen Preisen. Egal ob italienisch, französich, khmer, thai oder deutsch
- "alles mit dabei!". Überall stehen Bankautomaten, die Dollars (!) ausspucken, es gibt 24h Internetcafes und 24h Supermärkte. Hammer. Alles ist zu Fuß erreichbar oder mit dem Gratis-Fahrrad, das
von unserem Hostel gestellt wird. Wir haben hier free Breakfast, free Wi-Fi, free Tuc-Tuc-Shuttle und Pick-Up, Murdochs National Geographic und endlose andere Pay-TV Sender. Es läßt sich wirklich
leben hier.
Durch den "Weltspiegel" bin ich schon vor längerer Zeit mal auf Vang Vieng und sein Tubing aufmerksam gemacht worden. Aber wer in Südostasien backpackt, kennt den "Reifenrutsch" im Nam Song, auch
ohne das sonntägliche Vorabendprogramm der ARD gesehen zu haben. In Vang Vieng hat sich in den letzten Jahren eine ganz spezielle Art von Tourismus entwickelt. Ein Gros der Touristen sind
Backpacker zwischen 20 und 30 Jahren alt, weiß, in bester Partylaune und häufig allein dem Tubing wegen gekommen. Denn Tubing ist mehr als sich in ausrangierte, aufgeblasene LKW-Reifen zu legen
und sich damit die 3 km wieder flußabwärts treiben zu lassen, die man zuvor im Tuk-Tuk flußaufwärts getuckert ist. Tubing ist zum Synonym für eine Riesenparty in Südostasien geworden, auf die man
nicht bis zum Abend warten muss.
Los geht's! Raus aus dem Fahrzeug, den Reifen unter den Arm und rein ins Wasser. Aber wie? "Einfach rückwärts reinplumpsen lassen, passiert nichts", wurde mir versichert. Ich kam mir vor wie ein
Anfänger bei seiner ersten Tanzstunde, an der alle anderen schon seit Wochen teilnehmen, und die ersten Schritte aus dem ff kennen. Irgendwie hab ich's geschafft. Von Beginn des Reifenritts an,
werben dann am Flußufer angebrachte Bars um ihre Kunden mit Schildern wie "FREE SHOTS", "Free Bananas" oder sogar "Free French Fries". Ob eigenes Interesse an einem Besuch der vorbeiziehenden
Tropenkneipen besteht, interessiert die lassoschwingenden Anwerber nicht. Kaum in Sichtweise wird man mit einer, an einem Seil befestigten, mit Wasser gefüllten Plastikflasche, beworfen. Auf den
Schädel möchte ich so ein Ding nicht kriegen. Bei Interesse hält man sich einfach daran fest und wird zum Bareingang gezogen. Die meisten Bars unterhalten ihre Gäste mit billigem Techno, meist
ein amerikanischer Evergreen mit schnellen Beats unterlegt. Klar, einige Bars spielen auch wesentlich attraktivere Musik. Die eigentliche Unterhaltung der Gäste wird aber durch eine gigantische
Auswahl an Rauschsubstanzen geboten. Drinks zu Spott-Preisen, Shots regelmäßig umsonst und überall "Buckets". Das sind kleine Plastikeimer mit Laolao Whiskey, als Cocktail oder Longdrink
gemischt. Übrigens ist der im eigenen Land produzierte Whiskey billiger als Cola oder andere Softdrinks, die aus Thailand importiert werden müssen. Das hat zur Folge... naja, das Mischverhältnis
stimmt irgendwie...aber Party ist garantiert.
Angereichert wird dieses füllige Angebot an Alkoholika durch "Special-Menus", "Happy-Menus" und "weis der Teufel "-Speisekarten . Auf diesen, jenen Karten, werden Opium-, Mariuhana- und Magic
Mushroom"-Spezialitäten angepriesen. Ob als "Bob Marley" fertig gedreht und zum anzünden bereit, oder als Shake, als Backware oder einfach im Rohzustand. Alles so wahnsinnig legal illegal. Es war
echt ein Brüller, als ich mich vor der wirklich malerischen Kalksteinfelswand - mit der Sonne im Gesicht und einem Bier in der Hand - im Wasser treiben lasse und plötzlich ein wildgewordener
Promotion-Heini mit einem abgefuckten, selbstbemalten "Psychadelic Mushrooms - °oOo" Schild neben mir rumfuchtelt, um mich zu überzeugen, anzuhalten. Viele Touristen finden das
"Drum-Herum-Spektakel" sogar so geil, dass sie für freie Alkoholika & gratis Tuk-Tuk-Transport für einige Tage hier als Bartender oder Promotiongirl anheuern. Die Bars sind außerdem mit
Rutschen, schwingenden Seilen oder solchen, an denen man entlangsliden kann, ausgestattet. Ähnlich wie auf Abenteuerspielplätzen, jedoch mit einem nass-harten Abgang ins Wasser. Das macht
höllisch Spaß. Logo.
Jetzt zum eigentlichen Tubing. Sitzt man erst einmal in diesen Riesenreifen, ist es richtig gemütlich. Die ganze Fahrt zurück zum Ausgangspunkt soll 2-3 Stunden dauern. Den wenigsten, die wir
getroffen haben, gelang es die gesamte Distanz zu meistern. Zu viele Bars, zu viel Party und außerdem muss der Reifen bis 18 Uhr zurück gebracht werden, um nicht die Kaution zu verlieren. Auch
wir haben früher abgebrochen und sind mit anderen internationalen "Loosern" rechtzeitig zurückgetuckert. Der Reifenrückgabeshop gleicht um diese Uhrzeit einem "Winnercamp". Es wird sich
gegenseitig gratuliert und man behubelt sich Spaßes halber. Die meisten sind einfach nur froh es diesmal vor 6 geschaftt zu haben!
p.s. Wir waren in unserer Woche Vang Vieng einmal beim Tuben.
Dazu bedarf es folgender kurzer Geschichte. Wir befinden uns auf der Busfahrt von Jinghong (China) nach Luang Nam Tha (Laos). Den kleinen Bus teilen wir uns mit einigen Laoten, einem Haufen
Chinesen, einem älteren holländischen, einem schwulen, belgischen und einem amerikanischen Pärchen. Soviel zur Grundaussattung. Die Fahrt ist abenteuerlich und es verwundert nicht, warum auf
dieser Strecke nie ernsthaft an den Bau einer Eisenbahnlinie gedacht wurde. Alles Berge, Hügel, insgesamt ein schwer zugängliches Terrain. Nach einer halbstündigen Mittagspause und zwei weiteren,
der insgesamt acht Stunden Fahrt, erreichen wir die chinesische Grenze Mohan. Alles verläuft entspannt, Angst und Drogen haben wir keine. Weiter zur laotische Grenze Boten. Raus aus dem Bus und
ran an den Barackenschalter. Innen alles aus wunderschönem, ästhetisch ansprechendem unverputzten Beton. Der Boden ebenfalls aus Beton, die Inneneinrichtung zwischen spartanisch und kaum
vorhanden. Ich bin der erste am Schalter, dicht gefolgt von meiner Frau. "32$", grunzt der mäßig englischsprechende Verkäufer, ähm... Grenzbeamte. Ich entschließe mich in RMB zu zahlen um endlich
ein wenig von unseren vielen chinesischen Devisen loszuwerden. Kaum bezahlt realisieren wir, wieviel besser es gewesen wäre in Dollar den Kauf zu beschließen. Was ein Beschiß - umgerechnet 5 €
mehr! Sofort zurück, mit einem charmanten niederbairischen Lächeln im Gesicht und einer stinkenden Wut im Bauch, um die Ungültigkeit unseres Vertrages einzuklagen. Mein Charme oder die
Gleichgültigeit des Beamten führen schließlich zum Erfolg. Chihi, die zwar als Japanerin 15 Tage visumsfrei in Laos weilen dürfte, entschließt sich gleichzuziehen, um sonst kommendem
Visumsverlängerungsstress zu entgehen. 32$ wieder in Dollar gelöhnt für den netten Verkäufer hinter dem Tresen in der Betonbaracke. Aber gerade startet an Schalter zwei neben uns der Kampf um
ebenbürtige, befristete Aufenthaltsgenehmigungen. In forderster Front die Amerikaner, dicht gefolgt von den Holländern, dahinter die schwulen Belgier. Die Luft glüht, die Spannung steigt.
Die Amerikaner, gewohnt stark, überqueren unmittelbar hinter uns und zufrieden mit je 38$ weniger in den Taschen die Ziellinie. Doch jetzt - ein Kampf zwischen alt und jung, hetero- und
homosexuell, Holland und Belgien enflammt. Auf der Zielgerade geht's an die Substanz. Die Holländer verfügen über keine US-Dollar-Resourcen im Endspurt. Wie zuvor von den Amerikaner, wird auch
von ihnen verlangt 38$ zu zahlen. Sie wirken geschwächt als der Verkäufer ihnen anbietet auch 34€ zu akzeptieren. Unaktzeptabel wird von allen Seiten beigepflichtet.
Nur einer schneller Devisentausch unter den konkurrienden Parteien ist die Lösung um allen die laotische Goldmedaillie umzuhägen. Damit geht der Fairplay-Preis einstimmig an die Belgier, die
zeitgleich die obligatorischen 38$ löhnen. Die Finishing-Line wird von den Nachbarn zeitgleich überschritten. Unterschiedliche westeuropäische Nationalitäten spielen im fernen Laos keine Rolle
mehr. Hier sind wir alle Europäer, hier dürfen wir sein.
Wie gesagt haben Chihi, als Japanerin, und ich als Niederbayern nur 32$ gezahlt. Mit unserer Herkunft hat das nichts zu tun. Wir sind einfach gleicher!
Warum ist Kunming für mich die beste Stadt auf unserer bisherigen Reise?
Natürlich ist Kunming, wie fast alle chinesischen Städte, vom Abriss alter Gebäude und dem Errichten neuer Megabauten bedroht. Aber hier merkt man, dass aus städtebaulichen Mißerfolgen wie
Shenzhen gelernt wurde. Die Architektur ist künstlerischer; es gibt wenige Planbauten wie in Beijing oder Guangzhou.
Was macht nun Kunming so besonders für Chihi und mich. Das Klima ist beinahe perfekt. Gut wir sind bei Eisregen angekommen und haben das schlimmste befürchtet. Es kann im Winter kalt werden,
besonders in der Nacht. Tagsüber hatten wir die ganzen Tage dann Sonne und ca. 20°C. Insgesamt ein sehr gemäßigtes Klima.
Kunming ist das Drehkreuz Chinas für Südostasien. Ein Himmel auf Erden für Menschen, die gern auch mal verreisen. Beispielsweise gibt es Verbindungsstraßen nach Vietnam, Laos und Myanmar; an den
Zugverbindungen wird heftig gearbeitet. Und... Kunming bekommt gerade den viertgrößten Flughafen des Landes.
Aufgrund der grenzennahen Lage leben hier überdurchschnittlich viele andere Asiaten und besonders viele Minoritäten. Die Stadt wirkt voller Leben und Farben. Die Preise hier sind
überdurchschnittlich niedrig und das Essen ist fantastisch. Nicht zu vergessen ist auch der große westliche Einfluß auf diese Stadt. Häufig gibt es günstiges "echtes" westliches Essen, oft sogar
Bioprodukte und selbsthergestellte Backwaren.
Kunming ist insgesamt auch sauberer als unsere zuvor bereisten Städte und zählt außerdem zu den sichersten Plätzen Chinas.
Vielleicht das wichtigste Kriterium warum ich mich in diese Millionenstadt verliebt habe, sind die relaxten Menschen hier. Das Tempo ist spürbar langsamer. Selbst Taxis schleichen über die
Highways. Rundum ein toller Flecken Erde, mit der schönsten Fußgängerzone, die ich kenne. Die üppigen Märkte und die lebendigen Parks runden das Innenstadtleben ab. Allerorts spielen, singen und
tanzen die Leute. Es scheint als habe jeder ein anderes Instrument in der Tasche und diese immer dabei. Immer bereit zum Einsatz.
Ach, jetzt hätte ich meinen Lieblingsplatz fast vergessen, den Green Lake Park. Ein Park innerhalb eines wunderschönen Sees, mitten in der Stadt. Das Wasser wird durchzweigt von unzähligen
Inselchen, die mit dem Ufer durch malerische Promenaden und Brücken verbunden sind. Überall stehen Pagoden oder kleine Geschäfte. Wir hatten das Glück Zeuge von einem jährlichen Naturspektakel
dort zu werden: die Rückkehr der rotgeschnäbelten Möwen. Tausende kehren dann Ende November zurück und werden freudig von den Einheimischen begrüßt, gefüttert und fotografiert.
Und natürlich ist das Umland, geprägt von Bergen und Hügeln, dem Dian See mit einer Länge von 40 km und dem Xi Shan (Western Hills), geradezu perfekt um dem Großstadtleben zu entfliehen. Die
Provinz Yunnan ist groß und bietet, sowohl den Anfängen des Himalayas im Nordwesten, wie auch dem Regenwald im Süden, ein Zuhause. Kunming liegt im Zentrum. Yunnan lockt neben den angeblich
schönsten Reisterrassen unseres Planeten mit einer einmaligen Flora und Fauna. Blumen, die rotieren oder ständig ihre Farbe verändern, gibt es genauso wie 250 wilde Elefanten und andere exotische
Tiere.
Was bleibt mir da noch zu sagen? Vielleicht nur noch, dass Kräuter hier frei in der Natur wachsen. Man muß nur die Plätze kennen und selbst pflücken, dann einen Tag in der Sonne trocknen und
fertig.
KUNMING 4EVER!
Zwar gerade in Shenzhen angekommen und schon wieder eine Menge zu berichten, aber einer anderen Geschichte muß Vorrang gelassen werden. Meine Geschichte handelt von Haussklaven. In Hong Kong werden sie "domestic helper" oder einfach nur "helper" genannt. Besitzen tut sie eine jede Familie mit hohem mittleren oder hohem Einkommen. Diese Helfer, meist weiblich, kommen aus Indonesien oder, noch häufiger, von den Philippinen. Indonesierinnen sind billiger, weil sie nicht so gut englisch sprechen und mehr Ärger machen sollen. Angeblich. Während unserer Zeit im Penthouse im Happy Valley auf Hong Kong Island wurden wir von einer jungen Indonesierin Mitte 20 mitbetreut. Und, als ob sie's nur darauf angelegt hätte diesem Vorurteil gerecht zu werden, wurde sie tatsächlich erst einen Monat vor unserem Eintreffen wiederholt als Diebin zur Rede gestellt. Letzte Chance, Probezeit. Sie war im übrigen schon die dritte Indonesierin, die unserer Gastfamilie von der Agentur vermittelt wurde. Zu uns war sie sehr freundlich und hilfsbereit. Außerdem hat sie gut gekocht. In der Villenanlage "The Vineyard" in den New Territories im Norden Hong Kongs war eine Philippino für uns zuständig. Sie arbeitet schon seit sechszehn Jahren für die Familie und bekommt daher einige lächerliche Freiheiten mehr eingeräumt. Einer von 3 40-Inch-TVs darf während dem Putzen im Wohnzimmer beispielsweise eingeschaltet werden. Außerdem sei ihre Bezahlung, wie uns versichert wurde, deutlich über der herkömmlichen. Die liegt für die teuren, gut englisch sprechenden und weitaus seltener stehlenden Philippinos bei 350€ pro Monat normalerweise. Kost und Logis werden zusätzlich gestellt. Beide haben, wie allen Haussklaven gemein, in und mit der Familie gewohnt. In mehr oder weniger erbärmlichen Umständen. Kein oder fast kein Zimmer in unseren beiden Fällen. Die erste mußte auf einer, mit einer Decke verkleideten, Pritsche neben der 7 jährigen Tochter nächtigen. Die andere durfte sich an einem eigenen Kabüffchen ohne Fenster und Schrank, dafür mit eigener 2m-Naßzelle erfreuen. Die Zugangstür befindet sich in der Küche. Wir würden diesen Raum wohl eher als Vorratskammer bezeichnen. Nur so einfach ist das alles nicht. Es gibt tatsächlich in dieser Villa keinen anderen Raum, der ihr zur Verfügung gestellt werden könnte. Die Architektur weist dem Haussklaven bereits den Ort seiner Duldung zu. Denn wer diese Miete aufbringen kann, der bringt auch seine Angestellte mit und die muß wohnen nach Zuweisung. Der Familie bleibt kein Spielraum, denn Villa ist in Hong Kong nicht gleichbedeutund mit viel Platz, sondern mit Luxus.
Aber der Sklave hat auch arbeitsfrei. An allen Sonntagen und Feiertagen. Das führt zu einer Kuriosität in Hong Kong. Alle, und ich meine wirklich alle, treffen sich dann an bestimmten
öffentlichen Plätzen zum Picknick, zum Tanzen und unterhalten. Sie belagern dann Fußgängerbrücken, Parks und auf Hong Kong Island vorzugsweise große Straßen oder U-Bahn-Vorplätze. Einige große
Avenues werden dann gesperrt, sodass sich gemütlich ausgebreitet werden kann. Ein Phänomenen über das man leider in keinem Reiseführer lesen kann. Ein Spektakel ist es trotzdem und jedem Hong
Kong Reisenden wärmstens zu empfehlen.
Wir haben erstmal genug von dieser Art von Knechtschaft. Ich glaub' ich kauf mir lieber einen japanischen Haushilfs-Roboter, da muß ich mir wenigstens keine Gedanken über Menschlichkeit und
Unmenschlichkeit machen. Obwohl das Alles-einfach-mal-stehen-lassen schon irgendwie schön war.
Nebelschwaden mischen sich mit Rauchwolken verbrannter Abfallhäufen. Die Straßen sind belebt. Auf vorbeiziehenden Feldern wird schon fleißig gearbeitet; die Obstmärkte sind gut besucht. Wir
durchfahren den zigsten Tunnel. Es ist 7.30 Uhr am Morgen und ich sitze mt meinem Netbook auf dem Bett. Noch sind wir 3,5 Stunden von Guangzhou entfernt, 16,5 Stunden haben wir schon hinter uns.
Es ist eine sehr angenehme Reise im "Soft-Sleeper" vom Naturparadies Hangzhou ins Mega-Moloch Guangzhou. Gegenteiliger könnten zwei Städte wohl kaum sein. Ich weis was wir zu erwarten haben,
wenigstens so ungefähr. 2000 hatte ich bereits das Glück hier zu gastieren. Die Eindrücke von vor fast 10 Jahren könnten präsenter nicht sein. Damals, zu dritt unterwegs, hatten wir auch keine
Unterkunft. Durch Kontakt mit den Triaden (chin.Mafia) fanden wir Hotel und konnten zu einem unschlagbaren Kurs unsere Dollars in RMBs eintauschen. Nie werde ich das Hotelzimmer, eingerichet mit
massivem Holzscheibtisch und einem Haufen schwarzgekleideter Chinesen, vergessen. Ich hoffe, dass bleibt uns heute erspart.
Touristen gibt es kaum, in der uns als Kanton bekannten Stadt. Es ist die Stadt, die sich wie keine andere, selbst nach der "Liberation" 1949 durch Mao, dem Geschäftemachen verschrieben hat. Sie
genießt einen zweifelhaften Ruf mit ihren gnadenlosen Feilschern und ihren unorthodoxen, angeblich barbarischen Händlern, im nördlchen China. Seit 1000 Jahren gehen die Menschen hier dem Handel
mit anderen Ländern nach. Wir haben das Glück genau zur Zeit der größte Import-Export-Messe Chinas die Stadt zu besuchen. Zweimal im Jahr wird nämlich noch mehr Geschäft gemacht als sonst.
Aber uns lockt die Küche. Ihr großartiger Ruf von Vielfalt und Geschmacks ist bis in die entlegensten Winkel unseres Planeten vorgedrungen. Wer kennt sie nicht, die Kanton-Ente, oder eine der
unzäligen anderen Köstlichkeiten wie Dim Sum. Ein chinesischen Sprichwort sagt, dass hier alles aus Luft, Meer und vom Land verzehrt wird, was nicht ein Flugzeug, ein U-Boot oder ein Tisch ist.
Mahlzeit! Es sollte auch weiter nicht verwundern, dass SARS vor einigen Jahren seinen Ursprung hier fand. Es waren zum Verzehr feilgeboten e Schleichkatzen. Eine Delikatesse neben Hund &
Co.
Ich bin froh, einigermaßen ausgeruht und mit intaktem Magen die Quelle des Exotisch-Kulinarischen Chinas besuchen zu dürfen. An Smog habe ich mich sowieso schon gewöhnt und nach ein paar Tagen im
Grünen, zwischen Seen und Bergen ist's auch wieder Zeit für ein wenig Action. Muß ja nicht gleich wieder die Mafia sein.
Eigentlich würde ich viel lieber mehr erzählen, von hier, Shanghai, und China. Denn es gibt hier die unzähligen, kleinen Geschichten, die jeden Tag geschehen, die nicht planbar sind. An späterer
Stelle vielleicht. Aber oft ist die Geschichte nur einfaches, eigenes Erleben und nicht erzählbare Geschichte. Heute will ich, zwei Tage vor Abreise nach Hangzhou, einmal über erzählbares
Erlebtes schreiben. Nur einen kurzen Augenblick.
Gefühlt ist Shanghai eine sehr riesige Stadt. Gemessen an der Einwohnerzahl ist sie das auch. Auch wenn sie wenig Unendlichkeit wie Tokyo-Yokahama besitzt. Und pssssssh, Shanghai ist modern.
Sogar moderner als Landshut in Niederbayern. Finanzzentrum ist der Distrikt Pudong. In den 90'ern noch Farmland, heute ein Ort der Maßlosigkeit an Größe und Höhe in allem Denklichen kaum zu
überbieten. Seit letztem Jahr gehört das Shanghai World Financial Center (stellt mit seinen 492 Metern wortwörtlich das benachbarte, zweithöchste Gebäude Chinas, den Jimao-Tower, unbedrängt in
den Schatten) zum erlesenen Kreise. Unzählbar viele andere Schwergewichter hatten sich schon vorher breit- und hochgemacht. China versucht an diesem Flecken unerschöpflich die Welt mit ihrer
Finanzkraft und ihrer rigorosen Entschlossenheit zu beeindrucken. Spätestens am künstlichen See, umrundet von gigantischen Glas- und Stahl-Burgen, muß einen unweigerlich das Gefühl der absoluten
Ohnmacht, unmittelbar gefolgt von tiefstem Unbehagen gegüber diesen Dimensionen, überfallen. Was der Mensch hier macht - und davon bin ich überzeugt - ist dem Menschen nicht dienlich. Nicht dem
Individuum. Nicht der Gesellschaft.
Und vielleicht deswegen zieht mich dieser Ort gleichermaßen an, wie er mich auch abstößt. Das Spiel von Macht und Ohnmacht. Und stärker als sonst woanders, das von Licht und Schatten, in
zweideutigem Sinne. Relationen scheinen größtenteils aufgehoben. Der Mensch als Amöbe.
Pudong - Ein Wunder der Menschheit.
Nicht zu vergessen, der wirklich überall prangende Slogan zur Expo im nächsten Jahr: " Better City. Better Life."
Bis jetzt ist unser Projekt "Abenteuer" der erwartete Erfolg. China ist ein Platz um so ein Vorhaben zu beginnen. Jeden Tag lernen wir das Land der Mitte mit seinen Menschen und deren
Gepflogenheiten ein klein wenig besser kennen und jeden Tag werden wir trotzdem wieder auf's Neue überrascht und gefordert. Oft unterhalten wir uns über unsere mitgebrachten Vorurteile, über die im
Westen verbreiteten Clichees und über das immense Unwissen vieler Westeuropäer und Amerikaner gegenüber China. Klar ist es hier anders, aber vieles ist einfacher, manches einfach besser.
"O'er the land of the free and the home of the brave", so endet die Nationalhymne der Vereinigten Staaten von Amerika. Ob der Mensch in Amerika wirklich so frei ist, bezweifle ich stark. Muß ich
meine Iris beim Betreten amerikanischen Bodens scannen lassen? Muß ich mein Bier in einer Tüte verstecken, wenn ich mit meiner Freundin ein Picknick im Park mache? Muß ich, auch im Winter, für jede
Zigarette die Bar verlassen? Ich mag Amerika, aber dieses Freiheitsgedöns geht mir auf die Nerven. Für China würde ich diese letzte Zeile der amerikanischen Nationalhymne, sicherlich eingeschränkt,
aber für den Alltag, durchaus gelten lassen. Ich will mich hier nicht politisch äußern und erst recht nicht auf die Diskussion über Menschenrechte oder Reisefreiheit in China eingehen. Ich will hier
nur subjektiv beschreiben, was ich alltäglich erfahre, sehe und höre. Ein Beispiel. Gestern war der 60. Geburtstag der Volksrepublik Chinas. Ein Fest für alle. Viele Menschen, kein Stress, wenig
Polizei, alles wunderbar. Einige Polizisten gab's natürlich und ich habe gesehen wie sie eine Frau mittleren Alters bei ihrem Fluchtversuch schnappten. Illegaler Verkauf von Plastikspielzeug und
China-Fähnchen. Anstatt sie mit auf's Revier zu nehmen oder zumindest ihre Personalien aufzunehmen, wurden ihr lediglich die drei Fähnchen und der Plastikramsch abgenommen. Die Frau konnte ohne
Verfolgung türmen. Sie ließen sie einfach türmen. Ohne Ausnahme sind all meine bisher gemachten Erfahrungen mit Polizisten und selbst Armeeangehörigen durchwegs positiv gewesen. Ich verstehe sie als
"Freund und Helfer"; sie sich scheinbar auch. Ich fühle mich hier frei und hoffe, dass es dabei bleibt. Herzlichen Glückwunsch China zum 60. Geburtstag!
Die Jangtse-Brücke in Nanjing ist ein wirklich monumentales Bauwerk. Ohne ausländische Hilfe wurde sie, zum Stolz des chinesischen Volkes, von 1960-1968 errichtet und überspannt dabei den
dritt-längsten Fluss der Erde mit 6772m. Ein gefundes Fressen für uns, sie mit einfachsten Sportstiefeln zu bezwingen.
Die Brooklyn-Bridge von Brooklyn nach Manhattan zu überqueren macht Spaß und ist uneingeschränkt jedem zu empfehlen. Anders verhält es sich da schon mit der Rabindra Setu (früher: Howrah Bridge) in
Kolkata, eine der meist überquertesten Brücken der Welt. Abenteuerlustige und urbane Indiana Jones kommen hier voll auf ihre Kosten. Alle anderen sollten sich bestenfalles mit dem Taxi über diesen
torkelnden und von Kühen, Rikschas, Bussen und müllkarrenziehenden Indern bevölkerten Riesen, chauffieren lassen.
Die Jangtse-Brücke in Nanjing spielt jedoch in einer anderen Liga. Sie ist überdimensional riesig mit ihren fast 7 Kilometern, sie ist wuchtig aufgrund ihres Baumaterials und sie ist gefährlich.
Besonders in der Rush-Hour. Wir überquerten sie von 19.00-20.30 Uhr. Rush-Hour und Dunkelheit. Einen kleinen Einblick hoffe ich, wird mein Video vermitteln. Einfach anschauen und froh sein, dass wir
"nur" Rheine, Maine und Isars in Deutschland haben... und eine Verkehrsordnung, die das Steuern motorisierter Fahrzeuge auf dem Bürgersteig verbietet. Heißt ja schließlich Bürger- und nicht
motorisierter Fahrzeugsteig.
Die ersten 2 km waren - ehrlich gesagt - grauenhaft und wir überlegten ernsthaft, bei der zweiten Auffahrt unser Vorhaben abzubrechen oder zumindest auf Eis zu legen. Die Wende brachte uns der
Anblick 5 scherzender chinesischer Touristen, die - offensichtlich - unsere Angst ganz und gar nicht teilten. Spärlich bewaffnet mit kleinen Wasserfläschen und sonst nichts, spazierten sie
selbstentschieden und unaufhaltsam Richtung Verderben. Einfach folgen, einfach folgen. Wir brauchten ungefähr 90 Minuten, Pausen eingerechnet. Ab der Hälfte wich unsere Angst dabei einer Mischung aus
Überzeugung in die fahrerischen Künste der Chinesen und einem meditationsähnlichen Zustand der konzentrativen Monotonie. Diese Brücke gibt einem die Chance, nein sie verpflichetet einen sogar, sich
mit den ureigensten Ängsten auseinanderzusetzen, sie zu überwältigen und daran zu wachsen. Kein anderer hilft dir.
Es sind eben genau diese Momente, die mir zeigen, dass ich lebe und schließlich auch warum ich reise!
Jetzt liegen ebenfalls 17 Tage Qingdao hinter uns. Nach Beijing, Chinas aktueller Hauptstadt, nun auch die Bierhauptstadt des Landes. "Next Stop", die ehemalige Haupstadt, Nanjing.
Qingdao wird seinem Ruf gerecht. Es ist ein Platz zum Urlaub machen, insbesondere für die Chinesen. Wir hatten Glück nur zwei Tage an der Hauptsaison vorbeigeschrammt zu sein, was sich am
deutlichsten im Preis für unsere Unterkunft und an den einsamen, wunderbaren Stränden bemerkbar machte. Urlauber gab's trotzdem noch reichlich; wir haben uns selten einsam gefühlt. Unser Hostel bot
die beste Lounge in meinem bisherigen Hostelleben. Maßgefertigte Ledersessel und Bänke, kleine Separees mit Wasserpfeifen, angenehme Musik, eine Bar mit riesigem Screen zum Fernsehen, internationales
Essen, W-Lan, ein gratis Tsingtao pro Abend, eine Playstation 3-Ecke und einen DVD Raum, inklusive einem gigantischen Angebot an Silberlingen... und einen Biiliardtisch... und Pcs...
Die Strände sind wunderbar, sofern man die Bereitschaft mitbringt einige Minuten in den öffentlichen Bussen oder ggf. Fähren mit den Eingeborenen zu verbringen (siehe Video). Schaut Euch die
herrliche Einsamkeit beim Sonnenuntergang auf Huangdao auch im Video an. Atemberaubend.
Seafood wird hier groß geschrieben, kostet aber eben auch mehr als uigurische Nudelsuppe. Viel Nudeln gab's also auch.
Als ehemalige und einzigste asiatische Kolonie Deutschlands ist noch einiges an wilhelminischer Baukunst zu entdecken. Besonders die preußisch-asiatische Mischungen sind einzigartig. Zu mindestens
für mich. Werde hier noch einen Foto-Clip liefern. Aber richtig deutsch ist hier überhaupt nichts mehr. Mal abgesehen von den vielen deutschen Englischlehrern, deutschen Chinesichlehrern (!) und den
Reisenden in unserem Hostel. Das Deutschlands Pachtvertrag von 99 Jahren, ein jähes Ende schon nach deren 16 fand, ist Chihis Vorfahren zu verdanken. Arigatou gozaimasu, usagi! Hätt' ich's fast
vergessen... Qingdao liebt die Wurst, oder so etwas ähnliches. Hauptsache eingeschweißt und süß. Gut, es gibt sie auch mit Knoblauch, anderen Gewürzen, mit Fisch statt Fleisch, in weiß und pink. Aber
sind das die Würste die wir wollen? Dann schon lieber Tintenfisch am Spieß, der kann ruhig weiß und pink sein; soll er ja auch.
Als Fazit bleibt, ich würde gerne wieder kommen; Stempel "Prädikat empfehlenswert". Auch besonders aufgrund der herzlichen und hilfsbereiten Art der Einheimischen. Bereits unsere erste Konfrontation
mir einer hier Lebenden, wird für lange in unserer Erinnerung bleiben. Da sie selbst unsere Unterkunft nicht kannte, geschweige denn den Weg, uns aber unbedingt lotsen wollte, mußte sie an jeder Ecke
wiederum andere um Mitthilfe bitten. Marktverkäuferinnen, Polizisten, Passanten und Schachspieler, ein jeder gab sein bestes. Etwa 30 Minuten führte sie uns so durch die Hügel Central Qingdaos, um
uns, am Hostel angekommen, lediglich anzugrinsen und in das nächste Taxi zu steigen. Wir waren offensichtlich an unserem, jedoch nicht an ihrem Ziel angekommen.
Xiexie, Qingdao!
Fleischspieße. Fleisch-Sticks. Meat-Stickies. Als wäre ich nicht schon von so viel Süchten geplagt, reihen sich unaufgefordert nun diese knusprig gebratenen Fleischstückchen in jene unausgefochtene Reihe. Verputzt, verpeist, gegessen, genossen... ich bin ein "Sticker". Keiner will leugen, keiner will klagen.
Über ein Dutzend würd' ich lachen, selbst eine Hundertschaar ist kein Maß, aber was geschieht mir mit meiner zum Ungott schreitenden Zahl an Beefkonsumina. An deren 500, oder gar mehr, vergaß ich
mich in den letzten Wochen. Abhängig.
Wär' da nicht der Preis. Das Ding muß her, und koste es was es wolle. Selbst Dr. Kahn könnte mit seinem vor dem P1 auf dem Bürgersteig parkenden Ferrari da nur beipflichten, "Das Ding ist teuer, aber
seinen Preis wert." Aber, den Preis muaßt zoin, Finanzminister. Jenen Minister wiederum kenne ich nicht persönlich, also habe ich mich an meinen internen Finanzki, Frau Babe-Son, gewendet.
"Alles in Ordnung", beruhigte mich meine Frau. Ist ja auch eine Unverschämtheit für nur 40 Rindfleischstickies einen Euro zu verlangen.
Bier wird gewöhnlich in Flaschen oder Dosen verkauft. In Qingdao, Chinas selbsternannter Bierhauptstadt, geschieht dies jedoch äußerst selten. Bier wird hier in Plastiktüten verkauft. In
Plastktüten mit einem monströsen, grünen "Tsingtao" Aufdruck, sofern es sich auch um "Tsingtao" Bier handelt. Da hat der Hersteller jenes köstlichen Getränks offensichtlich nicht geschlafen und eine
außergewöhnliche Werbemöglichkeit wahrgenommen. Jeden Abend wandern in unserem Viertel die Menschen die Hügel mit diesen Tüten auf und ab.
Zum Bierkauf muss lediglich der nächste Kiosk, eines der unzägligen schmackhaften und günstigen Restaurants oder eine sogenannte "Beer Bar" aufgesucht werden. Bestellt wird, ganz nach Gusto, nach
Menge oder Preis. Haste 'nen Yuan, haste auch'n Bier zum Beispiel. Das Bier läuft aus dem Zapfhahn direkt in die Tüte, die wiederum an einer Waage hängt. Simpel und praktisch. Das bringt den
unschlagbaren Vorteil mitsich, immer zapffrisches Bier zu bekommen. Zudem halten die schweren Metallfässer auch auch bei großer Hitze die köstliche Flüssigkeit wohltemperiert. Der Preis variiert nur
minimal und liegt durchschnittlich bei 2 Yuan pro Liter. Da bleibt mir nur noch "Ganbei" zu sagen.
Um der höchstgeistreichen Anregung eines Kommentars nachzukommen (Danke Romi!), sollte ich vielleicht noch ergänzen, dass sich der Geschmack des Bieres durchaus einer Auszeichnung bei mir verdient gemacht hat. Es schmeckt saftig rund und läuft wie Muttermilch nach einer 2-Stunden-Schrei-Attacke. Der Abgang ist spritzig-weich und es bleibt ein samtiger Geschmack auf der Zunge liegen.
Heute geht's mal ums Essen. Ist ja auch das Wichtigste. Genauer soll es heute um frisches Essen aus dem Wasser gehen.
Seafood auf deutsch. Damit bin ich nicht nur dem Herzenswunsch meiner Freundin, sondern auch meiner Neugier auf bisher weitgehend unerforschte Gewässer nachgekommen. Für jemanden wie mich, der aus
einem Land kommt, in dem sich der kulinarische Genuß von Meerestieren in Fischstäbchen und Tomatenfisch aus der Dose erschöpft, ein wahrhaft gefährlicher neuer Kontinent voller
Unabsehbarkeiten.
Ja, natürlich kenne ich als beinhaar mit einer Japanerin Verheirateter und regelmäßig Reisender noch das ein oder andere Essbare der Weltmeere, trotzdem gehöre ich dem eben beschriebenen Volke an.
Mit der Wurst in der Hand bin ich König und auch ein saftiges Wiener Schnitzel stoß' ich nicht von meinem Tellerrand.
Wir sind seit gestern in Qingdao, das nicht nur Bekanntheit als Bierstadt mit Strand erlangt hat, sondern eben auch für Seafood berühmt ist.
Das Restaurant stand unter chinesischer Führung, logisch, wir sind in China und nicht in Tunesien. Grundsätzlich sind die Zeichenkenntnisse meiner Freundin immer eine große Hilfe bei der
Decheffrierung der Speisekarten. Demzufolge sind wir nie in Restaurants zu finden in denen sich "normale Touristen", sofern sie keine Chinesen sind, tummeln. (Ist Mac Donald's eigentlich auch ein
Restaurant?)
Also, mit Bedienung im Schlepptau zu den Aquarien, die voll bis zum Rand mit allem was das Mehr so bietet.
Zackimacki, schnell bestellt. Muscheln, einen Pott voll, Nudelsuppe mit Meeresungeheuern und Auberginen mit Knoblauch, für mich als letzten Rettungsanker, falls alles schief laufen sollte.
Dazu natürlich des Chinesen liebstes Getränk, Bier. Hier selbstverständlich zapffrisches, kaltes Tsingtao.
Essen kam, erst die Auberginen... fantastisch, gefolgt von einem Berg Muscheln. Die Bedienung hat uns freundlich darauf hingewiesen sämtliche Tang- und Grasreste, welchen sich die gerade noch lebende
Muscheln als Nahrung bedient hatten, nicht in die schmackhafte Ingwer-Essig-Soße vor dem Verzehr zu tauchen. Wahrscheinlich hab' ich so erschrocken geschaut, dass sie gedacht haben mußte, ich würde
die Schale auch als verzehrtauglich klassifizieren. Wie dem auch sei, es hat seht gut geschmeckt. Immer ein bißchen Mifan, also Reis, dazu, dann kann man's leichter runterwürgen. Nein, es war
wirklich sehr lecker und unschlagbar frisch. Wie auch die Meeresfrüchte-Nudelsuppe. Was auch immer da drin war, ich hab's gegessen. Mein Schatz hattte sich schon ab dem ersten Bissen in ein
Honigkuchenpferd verwandelt.
Doch dann der Schock. Nach 20 Minuten wird uns plötzlich ein Riesenfisch auf den schon überfüllten Tisch gestellt, den wir nie bestellt hatten. Äußerst dummgelaufen, denn den wollten wir aus
Kostengründen nicht. Fish happens! Blickt ja auch keiner mehr durch bei soviel angeblich Verspeisbaren. Nach Hin und Her... kurzum, wir blieben noch eine halbe Stunde und haben den ganzen
Meeresbewohner aufgegessen. Wenn man überlegt, 14 Euro für 4 Gerichte plus Reis und 1,5 Liter Bier, dann war's nicht teuer, auch wenn unser lieber Freund Herr Fisch alleine 10 Euro gekostet hat. Zum
Trost können wir wenigstens damit prahlen, dass wir ihn schon zu Lebzeiten kannten.
16 Tage Beijing sind vorbeigeflogen, aber vorbeigegangen ist Beijung nicht spurlos an uns. Diese Stadt ist wirklich fantastisch; lebt, lärmt und hat uns einiges gelehrt. Wir kommen mittlerweile mit dem Verkehr klar, der mir tatsächlich noch gefährlicher als der in Mumbai erscheint. Wir haben uns durch halb Beijing geschlemmt und fast jeden Tag etwas Neues ausprobiert. Geschmeckt hat's eigentlich immer... fast immer. Wir sind bestens mit den Hauptstädtlern klargekommen, wurden sogar gestern in den Hutongs (kleinen, engen Straßen im traditionellem chinesischen Stil) auf ein Eis eingeladen. Wir kennen mittlerweile die echten Preise für so ziemlich alles. Unsere Sprachkenntnisse haben wir aufgepimpt, wenngleich dieser Fortschritt sich noch in überschaubaren Grenzen hält. Mühsam ernährt sich eben das Eichhorn. Mitunter würde ich es sogar wagen zu behaupten, den Lonely Planet Teil Beijings ordentlich überarbeiten zu können. Viel mußten wir selbst herausfinden; einfach zu schwach unser Reiseführer in vielen Passagen. Das Olympiagelände mit dem Vogelnest-Stadion wurde beispielsweise mit keinem Satz erwähnt. Wohlgemerkt ist unser Guide im Sommer 2009 erschienen. Aber warte nur, irgendwann schreib' ich so'n Ding... hehe!
Sicher werde ich noch oft auf Beijing eingehen. Es ist einfach eine der ineressantesten Städte der Welt. Wenn ich da nur an die 798 Art Zone denke. Ein überdimensionales ehemaliges Fabrikgelände nordöstlich des Stadtzentrums. Hunderte von Galerien, Ausstellunsäumen, Cafes, Läden und Clubs verteilen sich überall auf dem Areal bis in die letzten Hinterhöfe und Seitenstraßen. Die Türen stehen offen und häufig steht einem der Künstler selbst bei Fragen Rede und Antwort. Ein sehr interessanten jungen Herrn dieser Zunft habe ich in seinem Austellungsraum zu deutscher und französischer Musik selbt befragt. Sein Projekt "Childhood Memories" beschäftigt sich hauptsächlich mit Spiezeug aus seiner eigenen Kindheit. Freunde haben ihm dabei geholfen Unmengen von Plastikramsch zusammenzutragen. Beispielsweise stellt er Orginalfotos gesinnungstreuer KommunistInnen oder Parteikaderfotos mit Star Wars ähnlichen chinesischen Plastikfigürchen nach, umso sie bei der richtigen Beleuchtung zu fotografieren. Als Vorlagen seiner Arrangements dienen dabei Originalaufnahmen aus dem Fundus seines Großvaters, der auf den meisten dieser selbst abgelichtet ist. Sein Großvater hatte einen der wichtigsten Ministerposten Chinas inne. Das Großvater auf diesen Bilder meist in der Nähe Maos zu finden ist, verwundert daher nicht. Was der aber über seinen aufständischen Enkel beim Anblick dieser höchst provokativen Pop-Art empfinden würde bleibt Spekulation.
Beijing ändert sich jeden Tag und um nicht unter die Räder zu kommen muß das auch seine Bevölkurung, im Eiltempo. Beijing holt auf, was unter Mao verpasst wurde, und zwar mit eisernem Siegeswillen. Selbstbewusst bis in die letzte Sojabohnensprosse.
... weil wir so viel Fantastisches erlebt, die Beijinger wirklich größtenteils sehr zu schätzen gelernt und soviel Spaß hier gehabt haben, aber die besten aufgenommenen Videos und auch einige Fotos weg sind. Will heißen, die SD-Karte meines Camcorders ist ohne Fremdeinwirkung kaputt gegangen. Irreparabel!
Ca. 10 GB Michael Ballhaus in den Schatten stellende Aufnahmen von der Verbotetenen Stadt, der Chinesischen Mauer, dem Olympiagelände mit dem Vogelnest-Stadion und vieles mehr... alles den Bach hinunter.
Habe ich mich doch so schön inszeniert bei meinen Leibesertüchtigungen auf der Chinesischen Mauer. ( ; _ ; )
So, jetzt geht's mir besser. Mußte mir einfach den Frust vom Leibe schreiben.
Sonst läuft's prächtig hier. Am liebsten würden wir hier noch ein paar Wochen verweilen, aber China ist zu groß um hier stehenzubleiben. Ende der Woche machen wir voraussichtlich die Biege. Mal schauen ob wir nach Tianjin oder gleich nach Qingdao düsen oder vielleicht doch noch mal verlängern?
Die Luft, äh der Smog, ist so ein Thema für sich in Beijing. Laut WHO gehört Beijing zu den luftverschmutztesten Städten underes Planeten. Jetzt pflichte ich aus eigener Erfahrung dieser Statistik
bei. Die ESA hat Beijing sogar zur Nummer eins unter den Hauptstädten gekürt, wenn man hier von küren sprechen will. Beijing hat aber auch Top-Voraussetzungen. Smog, das Wort setzt sich ja aus dem
englischen 'Smoke' und 'Fog' zusammen, setzt sich auch in Beijing nicht anders zusammen. Aber, hier kommt noch Staub und Sand, hauptsächlich aus der inneren Mongolei, hinzu. Das alles bei teilweise
nur knapp unter 100% Luftfeuchtigkeit. Prost, Mahlzeit!
Beijing tut schon was, aber mir scheint das alles zu wenig. Nur ein Tropfen auf den heißen Asphalt. Ständig werden die Straßen mit Wasser besprüht um noch Schlimmmeres bestenfallls herauszuzögern.
Zwar gibt es jetzt strengere Grenzen für die Abgasemissionen für Neuwagen, die 2003 eingeführt und 2006 nochmal verschärft wurden, aber die geschätzten 5 Billiarden Trucks und die anderen kuriosen
Vehikel aus den 60ern und 70ern machen alle Anstrengungen zu nichte. Ich will hier gar nicht mit der Industrieverschmutzung anfangen, dafür kenne ich mich viel zu wenig aus. Aber wer noch nicht
komplett im Kopf verschmutzt ist, kann sich deren Einfluß auf die Luftqualität sicher ausmalen. Am besten mit dem Finger in der Luft.
Ich werde sicher noch Videos reinstellen, auch wenn die vielleicht niemand sehen will oder aufgrund der Sichtverhältnisse sehen kann. Faustregel in Beijing ist: Kommt der Wind aus dem Süden oder dem
Südwesten gibt's halt einfach keine Sonne, auch wenn keine einzige (sichtbare) Wolke auszumachen ist. Demzufolge kam der Wind heute Nachmittag aus irgendeiner der anderen Himmelsrichtungen. Der
unschlagbare Vorteil ist dabei, dass man sich nicht des alten abgeleckten Fingers bemühen muß um die Windrichtung zu ermitteln.
Der Smog hat mir desweiteren die einheimische Unart, auch die meine, erklärt, ständig rotzend und spuckend die Straßen noch weiter zu verschmutzen. Ich habe Zahlen von Atemwegserkrankungen der
Menschen hier gelesen, da wird einem selbst bei einer Stippvisite Angst und Bange.
Ach ja, es gibt tatsächlich noch einen Vorteil, zumindestens wenn man (starker) Raucher ist. Zigarettenrauch ist hier sicherlich nicht schädlich. Zumindestens nicht schädlciher als nicht zu rauchen.
Rauchen hingegen bringt den Vorteil mit sich, Nikotin, sozusagen noch als Beibrot eingepackt zu bekommen. Wie geschrieben, unsere Zigaretten kosten 2,50€ die Stange. Das hier fast jeder raucht ist
daher eine Selbstverständlichkeit.
Bis denn, ich geh' eine rauchen.
China ist nicht Laos oder Thailand, aber China ist auch nicht teuer, wenn man weis was der Eingeborene zahlt. Handeln ist fast überall angebracht, wobei die Faustregel nie mehr als die Hälfte des
vorgeschlagenen Preises zu zahlen Müll ist.
Chihi, aka Miss Bargain, ist teilweise so dreist, dass es mir sogar zu peinlich wird. Aber im Team sind wir unschlagbar. Wir zahlen beispielsweise 178 Yuan für unser Zimmer, obwohl der Preis fix bei
198 Yuan liegt. Taktieren und wenn nötig drohen, so läuft der Hase hier. Ich gebe mal einen kurzen Einblick für was wir hier wieviel zahlen. Kaltes Tsingtao Bier (600ml) 2,5 Yuan. Der Umrechnungskurs
liegt im Moment so bei 1€ sind 10 Yuan (1 Yuan also ca. 10 Cents). Zigaretten kaufen wir die billigsten, die scheinbar nicht mal der ärmste Chinese raucht, für 2,5 Yuan. Für ein fürstliches Dinner zu
zweit zwischen 50 und 100 Yuan.
Yupp, und die U-Bahn, die nebenbei erwähnt die modernste ist, die ich kenne, kostet 2 Yuan. Ich werde bei Zeiten sicher mal ein Video bereitstellen. Logisch, richtig viel Geld kann man hier natürlich
auch latzen. Heute auf dem Foodcourt des Oriental Plazas (größtes Shoppingmall Beijings) zum Beispiel lag der Preis für ein T-Bone Steak bei 200-250 Yuan. Armani Flagstores reihen sich dort an Prada
und Gucci Läden und werden nur von unzähligen Starbucks Filialen unterbrochen. Im ansässigen Supermarkt gab's dann neben unzähligen deutschen Flaschenbieren 8 5l-Fässer deutscher Brauereien.
Weltenburger Klosterbier für 398 Yuan! Wer kauft so etwas? Da greif' ich lieber zu Tsingtao. Solange Du isst und trinkst was die Einheimischen konsumieren bist auf der sicheren, billigen Seite.
Unglaublich... aber war.
Die Visumsverlängerung für Chihi wird zum Spießrutenlauf. Verlässliche Informationen via Internet, Hostel oder Polizei... absolute Fehlanzeige. Ich spar' mir an dieser Stelle die unangenehmen Details
und Probleme, denen wir in der weltgrößten Bürokratie begegneten und immer noch ausgesetzt sind. Parallelen zu Herrn K. in Kafkas Prozess sind unübersehbar. Wir drehen uns trotz bester Vorbereitung
im Kreis. Ein Entkommen ist mühsam, aber machbar. Unsere neueste Erkenntnis: Chihi braucht ein chinesischen Bankkonto mit 3000 Dollar Guthaben. Also habe ich gerade 27.000 Yuan in 3.000 Yuan Etappen
aus einer ATM der ABC (Agricultal Bank aus China) gezogen. Wer schon mal in China war wird wissen, dass die größte Banknote 100 Yuan Wert hat.Chihi hat diesen Mount Everest an Scheinen irgendwie
innerhalb ihrer Hose verstaut. Ihr Gang glich dann mehr einer geprügelten Ente, denn einer gesunden Japanerin.
Vielleicht noch zum besseren Verständnis unserer Visumslage. Ich habe in Frankfurt auf dem chinesischen Generalkonsulat ohne Probleme und ohne genaue Angaben zu Einkommen oder Aufenthaltsort in China
ein 3 Monate-Hongkong-wieder-3 Monate-Visum ausgestellt bekommen. Chihi, als Japanerin, braucht für die ersten 15 Tage überhaupt kein Visum! ... jetzt aber ein chinesisches Konto um nur einen Monat
verlängern zu können. Danach darf sie, vorausgesetzt ihr Konto besteht noch, sogar noch einaml verlängern. Gott sei Dank gibt's Hongkong. Da lässt sich für Geld dann noch mehr Aufenthalt kaufen. Also
wer Visumsfragen zu China hat... ich bin mittlerweile Experte für sämtliche, benötigten Stempel, für die Not- oder Nicht-Notwendigkeit der Konsultation verschiedenster Polizeidienststellen und weis
der Teufel noch für was.
Was Dich nicht umbringt macht Dich nur härter. Hang Loooose!
Trotz schlechter Verbindung und mehrmaligem Scheitern beim Posten versuch ich's auf's Neue.
Beijing isst. Beijing ist abends um 3.00 Uhr essen oder um 4.00 frühstücken. Selbstredend gehören wir der ersten Fraktion an. Aber wir frühstücken auch... kalten, feingeschnittenen eingelegten
Ochsenmagen zum Beispiel.
Das schmeckt und wenn nicht, dann war's wenigstens 'ne neue Erfahrung.
Die Food-Competition kann starten und einige Hämmer werden noch kommen, das wage ich jetzt schon zu verkünden.
Fasten your Seat-belts!
Sobald ich eine richtige Verbindung habe kommen auch Fotos und Videos. Geschossen haben wir wie die Jäger und dabei auch den ein oder anderen Chinesen erlegt.
Iats isses fast so weit. Noch anderthalb Tage und wir werden pinguingleich den Kaukasus gen Morgenland mit Air Chinas Kranich überqueren.
Nach Monaten voller Stress mit Vorbereitungen, Wohnungsauflösung und Organisation bin ich spitz wie Nachbars Lumpi auf das Land der Ein-Kind-Politik. Heiß wie ofenfrische Brezen vom Bachmeier und zappelnd wie Phillip.
"It's highest railway", wie ein guter Freund von mir sagen würde.
So viel zu tun. Aber was macht mehr Spaß als solch ein Reise zu planen.
Ja die Chihi und ich. Noch fast zwei Monate bis zum Auszug und vielleicht noch mal zwei Wochen bis zum Abflug.